Rückstände bei Abfallwirtschaft

Darum lag drei Wochen Sperrmüll vor dem Mannheimer Innenstadt-Café

Wer in ein Café mit Glasfassade geht, möchte davor eher keinen Sperrmüllberg sehen. In der Mannheimer Innenstadt war das jetzt drei Wochen lang ein Problem.

Von 
Steffen Mack
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Sperrmüll vor dem Café "XoXo Hugs & Kisses" in N5. Er wurde erst drei Wochen nach dem vereinbarten Termin abgeholt. © Müller-Christmann Immobilienmanagement

Mannheim. Es ist ein Kellerbrand mit enormer Wirkung. Nach dem Feuer, das Anfang Februar in N5 ausbrach, zog durchs ganze Haus dichter schwarzer Rauch. Alle elf Wohnungen und ein Friseurgeschäft im Erdgeschoss wurden unbenutzbar, sämtliche Möbel mussten entsorgt werden. Bei den meisten Bewohnern hätte das die Haftpflichtversicherung übernommen, Spezialfirmen mit Containern seien angerückt, berichtet Philipp Herbert von der Müller-Christmann Immobilienmanagement GmbH. Das Unternehmen aus Edingen-Neckarhausen hat in Mannheim mehrere Gebäude.

Zwei Betroffene ohne entsprechenden Versicherungsschutz vereinbarten mit der Stadt einen Sperrmüll-Termin Mitte März. An dem Tag brachten sie frühmorgens ihre Möbel raus. Wie das vielerorts in Mannheim ist, stellten andere schnell irgendwelches Zeug hinzu. Der Haufen habe schnell extreme Ausmaße angenommen, erzählt Herbert. Und das direkt vor dem angrenzenden Café „XoXo Hugs & Kisses“. Es liegt keine 100 Meter von der Kunststraße entfernt, und der Müllberg direkt vor der Glasfassade passte eher nicht zu all den Herzen und Rosen drinnen.

20 bis 30 Prozent der Café-Kunden blieben plötzlich weg

Die Inhaberin, die anonym bleiben will, schätzt den Anteil der plötzlich weggebliebenen Kunden auf 20 bis 30 Prozent. „Es war extrem nervenaufreibend und es wurde ständig wieder etwas dazu gelegt.“ Häufig seien auch Sperrmüll-Sammler ins Café gekommen und hätten gefragt, ob sie sich draußen bedienen können.

In seiner Not machte Herbert den „MM“ auf den Fall aufmerksam. „Unsere täglichen Anrufe beim Stadtraumservice bringen immer neue Versprechungen, leider ohne Taten“, schrieb er. Einmal habe sogar Alexandra Kriegel, die Leiterin der Mannheimer Abfallwirtschaft, persönlich zugesichert, spätestens in zwei Tagen werde der Sperrmüll in N5 abgeholt. Geschehen sei wieder nichts.

Jetzt soll eine weitere Kolonne eines privaten Entsorgers helfen

Über nicht eingehaltene Abholtermine und Sperrmüllhaufen am Straßenrand gibt es in Mannheim immer wieder Beschwerden. Eine Leserin berichtet etwa, im Dezember sei ein stetig wachsender Berg in der Neckarstadt-Ost, nahe der Uhlandschule, mehr als drei Wochen nicht entsorgt worden. Eine weitere Leserin klagt, auch auf dem Lindenhof türme sich seit Wochen der Sperrmüll immer weiter auf, weil „aller möglicher Abfall“ dazugeworfen werde.

Auf Anfrage antwortet Stadtsprecher Kevin Ittemann vom zuständigen Dezernat der Grünen-Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell, wegen eines Warnstreiks am 12. März und krankheitsbedingter Personalengpässe komme es nach wie beim Sperrmüll zu Verzögerungen. Den konkreten Fall in N5 habe er an die Kollegen weitergegeben und denke, dass bald etwas geschehe. In der Tat wurde der Müllberg dann abgeräumt, drei Wochen nach dem vereinbarten Termin.

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Ittemann versichert: „Die Abfallwirtschaft arbeitet trotz des akuten Personalmangels unter Hochdruck dran, den Sperrmüll im ganzen Stadtgebiet möglichst zeitnah zu beseitigen.“ Zur Aufarbeitung der Rückstände seien in der vergangenen Woche bis zu sechs Kolonnen eingesetzt worden, nun komme eine weitere von einem privaten Entsorger hinzu. Allein am vorigen Mittwoch seien mehr als 220 Aufträge abgearbeitet worden. Auf Nachfrage, wie viele es üblicherweise an einem Tag sind, antwortet der Sprecher: „Circa 175.“

Biotonnen sollen ab Montag wieder wöchentlich geleert werden

Ittemann verweist auch auf die Pressemitteilung der Stadt vom Freitagnachmittag, wonach ab diesem Montag die Biotonnen wieder wöchentlich geleert werden und bis Ostern alle Rückstände aufgeholt sein sollen. Darin bittet die Stadt zudem um Entschuldigung für die Verzögerungen bei der Abfallentsorgung.

Auch mit ungeleerten Biotonnen wie hier in Wallstadt gab es in Mannheim zuletzt viel Ärger. © Timo Schmidhuber

Philipp Herbert ist jedenfalls froh, dass der Sperrmüllberg in N5 jetzt abgetragen ist und er nicht mehr täglich bei der Abfallwirtschaft anrufen muss. Er habe mit der Renovierung des Hauses auch so genug tun, sagt er. Frühestens im Sommer könnten die Mieter ihre Wohnungen wieder beziehen. Derzeit seien sie – auch je nach Versicherung – etwa in Hotels oder bei Bekannten untergekommen. Etwa die Hälfte wolle gar nicht mehr zurück und suche eine neue Bleibe.

Ordnungsamt leitet wegen rausgestellter Mülltonnen Bußgeldverfahren ein

Die Ursache für den verheerenden Kellerbrand ist unbekannt. „Ein technischer Defekt kann weder bestätigt noch ausgeschlossen werden, die Ermittlungen sind aktuell so weit abgeschlossen, sagt Polizeisprecherin Yvonne Schäfer. Auch was den ungewöhnlich starken schwarzen Rauch ausgelöst habe, lasse sich nicht mehr nachvollziehen. Herbert, der bei der Freiwilligen Feuerwehr ist, hält etwa Kunststoffbestandteile in alten Möbeln für möglich. In dem Keller hätten auch manchmal Obdachlose übernachtet, auch schon gekocht. Nach dem Brand habe man jedoch keine entsprechenden Spuren gefunden.

Mit der Stadt Mannheim hat Herbert auch schon eine andere kuriose Erfahrung gemacht. Am Dänischen Tisch auf der Rheinau hätten es Mieter versäumt, rechtzeitig die Mülltonnen rauszustellen. Daraufhin habe seine Immobilienfirma bei der Abfallwirtschaft eine Sonderabholung in Auftrag gegeben. Die sei aber erst fünf Tage nach dem vereinbarten Termin erfolgt. Zwischenzeitlich habe das Ordnungsamt wegen unerlaubten Abstellens im öffentlichen Raum ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Das immerhin sei dann eingestellt worden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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