Jungbusch

Kauffmannmühle in Mannheim: Erst der Kaufvertrag, dann der Brand

Wochen vor dem Feuer im Mannheimer Stadtteil Jungbusch wurden das Kauffmannmühlen-Gebäude und ein Grundstück am Kanal verkauft. Der neue Investor hat viel vor

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Timo Schmidhuber
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Das frühere Mühlen-Gebäude der Kauffmannmühle, in dem es vor einer Woche gebrannt hat, wird langsam abgetragen. Im Hintergrund links das von Eigentümer Reinhard Suhl sanierte frühere Silo. © Timo Schmidhuber

Mannheim. Es klingt wie eine Geschichte aus einem schlechten Film. Fast 30 Jahre lang besitzt der Mannheimer Investor Reinhard Suhl ein altes Mühlen-Gebäude im Jungbusch. Immer wieder waren Klagen zu hören, dass sich in Sachen Sanierung nichts tue. Dann entschließt sich Suhl, das Objekt zu verkaufen – und wenige Wochen später brennt es ab.

Wie jetzt bekannt wurde, ist das vor einer Woche bei einem Feuer zerstörte denkmalgeschützte Gebäude des Kauffmannmühlen-Areals im Jungbusch vor dem Brand verkauft worden. Das bestätigte Suhl dieser Redaktion. Demnach sei Ende Dezember ein Kaufvertrag beurkundet worden. Das Gebäude sei aber noch nicht an den Käufer übergeben worden, betonte Suhl. Deshalb sei er noch der Eigentümer und trage auch den Schaden des Feuers.

Unternehmensgruppe aus Rastatt

„Der Brand ist mein Verlust.“ Das Gebäude sei zwar versichert. Er rechne aber damit, dass er allenfalls die Hälfte des bisher noch nicht bilanzierten Schadens ersetzt bekomme. Auf dem Rest werde er wohl sitzen bleiben, erklärte der Mannheimer Unternehmer und Projektentwickler.

Beim Käufer handelt es sich um die Unternehmensgruppe Forum Bauträger mit Sitz in Rastatt. Geschäftsführer Thomas Gaiser verweist auf der Internetseite auf mehr als 30 Jahre Erfahrung als Immobilieninvestor, vor allem mit der Sanierung historischer Gebäude.

Die Vereinbarung mit Suhl sehe vor, dass das Gebäude erst im Oktober „mit allen Nutzen und Lasten“ an ihn übergehe und er erst ab diesem Zeitpunkt der Eigentümer sei, erklärt Gaiser im Gespräch mit dem „MM“.

So soll die neue Hafenstraße im Mannheimer Jungbusch aussehen - wenn es nach dem Investor aus Rastatt geht. © Screenshot Immobilienscout

Zwischen der Beurkundung eines Kaufvertrags und der Eigentumsumschreibung vergehen generell einige Wochen oder gar Monate, weil es sich um einen formalisierten Ablauf mit mehreren Zwischenschritten handelt. Auch können in einem Kaufvertrag bestimmte, spätere Übergabezeiten vereinbart werden.

Baugenehmigung liegt vor

Suhl hatte zuletzt geplant, das denkmalgeschützte Mühlen-Gebäude an der Anschrift Böckstraße 24 komplett zu entkernen und zu einem Wohngebäude umzubauen - wie er das zuvor bereits mit dem früheren Silo der Kauffmannmühle am Verbindungskanal getan hatte. Dafür liegt auch bereits eine Baugenehmigung vor, wie die Stadtverwaltung bestätigt - für den Bau „von 48 Wohneinheiten und den Anbau von Balkonen“.

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Als jemand, der historische Bausubstanz schätze, sei er sehr traurig über den Brand, erklärt Gaiser. Trotzdem will der zukünftige Eigentümer an den Plänen für das Gebäude festhalten. „Das Ziel ist, dass das historische Mühlen-Gebäude wieder aufgebaut wird“, betont er. Das wäre auch im Sinne von Suhl. Wenn die Abbrucharbeiten abgeschlossen seien, müssten sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen „und eine Lösung“ erarbeiten, sagt der Mannheimer.

Das Ziel ist, dass das historische Mühlen-Gebäude wieder aufgebaut wird
Thomas Gaiser Projektentwickler

Aus dem Dezernat von Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) hieß es am Freitag, die Baugenehmigung habe sich auf die Nutzungsänderung des ehemaligen Mühlen-Gebäudes bezogen. „Der mit dieser Genehmigung umfasste Zustand ist entfallen.“ Zu einem Wiederaufbau könne aktuell keine Aussage getroffen werden. Auch die letztendliche Entscheidung zum Umfang des Denkmalschutzes stehe noch aus.

Auch Grundstück in Hafenstraße verkauft

Ebenfalls an das Rastatter Unternehmen verkauft Suhl ein brachliegendes Grundstück in direkter Nachbarschaft zur Brandruine: die Fläche mit der Adresse Hafenstraße 27a, die direkt neben dem von ihm sanierten Mühlen-Silo liegt. Auch hier wurde der Kaufvertrag laut Suhl und Gaiser Ende Dezember beurkundet, die Übergabe des Eigentums ist für März vereinbart.

Eine historische Aufnahme der Mannheimer Kauffmannmühle. © Archiv

Auf diesem Gelände soll ein Neubau mit 42 Wohnungen und zweigeschossiger Tiefgarage für 100 Fahrzeuge entstehen. In dieser Garage werden auch Stellplätze für die Bewohner des ehemaligen Silos sein. Laut Stadtverwaltung ist bei diesem Projekt nicht nur die Baugenehmigung, sondern auch die Baufreigabe bereits erteilt. Im Sommer will Gaiser nach eigenen Angaben mit den Arbeiten starten.

Neubau am Kanal geplant

Just in der Woche nach dem Brand begann auch die Vermarktung der Wohnungen in dem geplanten Neubau unter dem Motto „Dock 27 - Urbanes Wohnen direkt am Wasser“. Seit Mittwoch werden beim Internet-Portal Immobilienscout die Wohneinheiten in dem Gebäude angeboten. Sie haben zwischen 60 und rund 190 Quadratmetern Fläche und kosten zwischen 424 000 Euro und rund 1,72 Millionen Euro. Bezugsfertig sollen sie laut Anzeige im Sommer 2025 sein. Vertrieben werden die Wohnungen durch die Deutsche Monumentum in Karlsruhe, einem Geschäftspartner von Gaiser.

Vergangene Woche war der Brand auf dem Areal der Kauffmannmühle im Mannheimer Jungbusch ausgebrochen. © René Priebe

Zum Verkaufspreis für das denkmalgeschütze Gebäude und die Brachfläche wollen Suhl und Gaiser keine Angaben machen. Suhl hatte die Brachfläche 2004 vom Land gekauft, das jetzt abgebrannte Mühlen-Gebäude bereits zehn Jahr zuvor - von den Pfälzischen Mühlenwerken. Auf die Frage, warum sich bei beiden Objekten so lange nichts getan habe, verweist Suhl auch auf äußere Umstände: Erst habe der Jungbusch als Stadtteil neu entwickelt werden müssen, eher er diese beiden Projekte habe angehen können, sagt er. Sicher spielt aber auch eine Rolle, dass die Sanierung des früheren Silos wohl deutlich länger dauerte als Suhl erwartet hatte.

Der Mannheimer Unternehmer ist ein Mensch, für den der Erhalt historische Bausubstanz eine Herzensangelegenheit ist. Das merkt man, wenn er einen durch das sanierte Silo führt und zeigt, welche alten Steine und Balken man an welcher Stelle habe erhalten können. Dass er sich nun trotzdem zum Verkauf entschieden hat, erklärt der 72-Jährige auch mit seinem Alter. Mit Gaiser habe er nun jemanden gefunden, der „ähnlich denkt, fühlt und handelt wie ich - und der dazu noch ein Riesen-Backoffice hat“.

Klagen von Bewohnern im Jungbusch

Unterdessen beklagten Jungbusch-Bewohner in dieser Woche, dass das abgebrannte Mühlen-Gebäude in den letzten Jahren mehr und mehr verkommen sei - zuletzt sei das Dach teilweise eingestürzt gewesen. An die Stadt gerichtet stellen sie die Frage, warum die nichts dagegen unternommen habe. Eine Sprecherin aus dem zuständigen Dezernat von Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) erklärt dazu, man habe in der Vergangenheit beim betroffenen Gebäude durchaus Gefahren gesehen und deshalb vom Eigentümer „Sicherungsmaßnahmen sowie Instandsetzungsarbeiten“ verlangt und deren Umsetzung auch verfolgt. Darauf verweist auch Suhl.

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Die Sprecherin betont allerdings auch, dass es natürlich nicht im Sinne der Verwaltung sei, wenn Gebäude langfristig leer stünden oder Grundstücke unbebaut seien. Die Verwaltung unterstütze und berate deshalb die Eigentümer „bei Planungen zur Umnutzung und Bebauung der Gebäude und Grundstücke“. Die Umsetzung dieser Planungen liege aber letztlich bei den Eigentümern. „Dies ist ein erneuter Beleg dafür, dass Kommunen mehr gesetzliche Handlungsspielräume benötigen, etwa durch eine Stärkung des Vorkaufsrechts.“

Das frühere Mühlengebäude war vor einer Woche abgebrannt und wird seitdem abgerissen. Die Ursache für das Feuer ist noch unklar.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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