Mannheim. Kater Lenny und seine Schwester Nala, zehn Monate alt, hatten durch den Viernheimer Verein „Katzen in Not - Grenzenlos“ ein neues Zuhause im Stadtteil Gartenstadt gefunden, wo sie sich richtig wohlfühlten. Sie sind zutraulich und verschmust, die vierköpfige Familie hatte große Freude mit den Tierchen. „Als es endlich warm wurde, durften die Katzen raus, und zwar nur, wenn wir daheim waren. Wenn man ruft, kommen sie innerhalb von Sekunden. Sie sind fixiert auf uns“, sagt die Besitzerin.
Doch am Vatertag, dem 18. Mai, gegen elf Uhr passierte etwas Unbeschreibliches. Die Familie war vormittags mit Gartenarbeit beschäftigt, Lenny war ebenfalls draußen. Eine Viertelstunde, nachdem er zuletzt von den Besitzern gesehen worden war, kam er zurück in den Garten und sah irgendwie verändert aus - zerzaust, als hätte er einen Kampf gehabt. Bei genauerer Betrachtung stellten die Besitzerin und ihre Tochter fest, dass eine farbige Lösung in Lennys Fell klebte. Da der Geruch an etwas erinnerte, dass bei Holzarbeiten benutzt wird, ahnten die beiden, dass es ätzend sein musste, und zogen Handschuhe an, um Lenny weiter zu untersuchen.
Verätzungen am Hinterbein
Schnell fiel auf, dass die Richtung, aus der die Lösung den Kater getroffen hatte, von der Seite gewesen sein musste. „Als ob ein Maler Farbe verspritzt“, sagt die Besitzerin. Es kann also kein Behälter von oben auf ihn gefallen sein. „Eine Stelle am Hinterlauf war kochend heiß, und wir beschlossen, sofort in die Tierklinik Frankenthal zu fahren.“ Dort stellten die Ärzte fest, dass die Lösung durch die Haut hindurch bis ins Muskelgewebe vorgedrungen war. „Wir waren schockiert, wie er aussah. Er musste über Nacht in der Klinik bleiben.“
In der Zwischenzeit hat Lenny bereits zwei Operationen hinter sich. Da nach der ersten zwischen zwei Zehenballen an der Vorderpfote noch weitere Verätzungen gefunden wurden, mussten in einer zweiten ein Gelenk und eine Kralle entfernt werden. Außerdem musste die Haut nochmals großflächig aufgeschnitten und neu zusammengenäht werden. Lenny bekommt Morphium und Antibiotika.
Anzeige erstattet
Die Familie erstattete Anzeige gegen Unbekannt beim Polizeirevier Mannheim-Sandhofen. Nachfragen in der Nachbarschaft blieben ergebnislos. In den Straßen rund um den Ort, an dem es passiert sein muss, hängen Plakate mit einem Zeugenaufruf: „2000 Euro Belohnung zur Ergreifung des Tierquälers ausgesetzt.“ Ein Viernheimer Unternehmer hat den ursprünglichen Betrag des Vereins auf diese Summe aufgestockt. Zusätzlich hat ein Unbekannter noch Flyer in Briefkästen in der Nachbarschaft verteilt.
Lenny und seine Familie haben Rückhalt von allen Seiten. Langsam erholt sich der Kater. „Frau Edinger von Katzen in Not hat sich sofort eingesetzt, sie hat uns Tipps gegeben und uns unterstützt. Es ist Wahnsinn, was der Verein leistet“, so die Besitzerin. Beate Edinger aus Viernheim und ihr Team kümmern sich seit 35 Jahren um in Not geratene Katzen, 2019 wurde ein Verein gegründet. „In Viernheim gibt es die Kastrationspflicht. Man hat gesetzlich etwas in der Hand und kann besser auftreten“, erzählt sie und betont: „Auch Mannheim wird das nur so in den Griff bekommen. Wenn die Population der Streunerkatzen zu groß wird, werden die Leute aggressiv gegenüber Katzen. Lenny hat die Aggression abbekommen.“
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