Mannheim. Mitten auf dem Marktplatz steht ein kleiner, überdachter hellblauer Stand der Jugendorganisation der Ahmadiyya Muslim Gemeinde. Rings um den Stand stehen junge Muslime, die Plakate in der Hand halten. Das wichtigste dieser Plakate steht in der Mitte, trägt die Aufschrift: „Danke Rouven für deine Heldentat“ und zeigt das Bild des am 31. Mai bei einem Einsatz durch einen mutmaßlichen Islamisten getöteten Polizisten. Weitere Poster zeigen Zitate des Propheten Mohammed, wie etwa: „Ein Muslim ist derjenige, vor dessen Zunge und Hand die Menschen sicher sind“ oder „Ich bin Muslim und stehe ein für Respekt und Toleranz“.
Ahmadiyya Muslim Gemeinde auf dem Mannheimer Marktplatz: Solidarität mit Rouven Laur
„Eigentlich wollten wir schon viel früher hier unsere Solidarität zeigen: Aber das war ja nicht möglich, weil auf dem Marktplatz keine Demonstrationen erlaubt waren. Jetzt aber wollen wir unser Mitgefühl vor allem mit der Familie des Polizeibeamten beweisen und stehen hier zu Diskussionen bereit“, sagt der Vertreter der Organisation in Deutschland, Alim Bhatti.
Was hier an Dialog zwischen den Religionen kaputtgemacht wurde, braucht Jahre, um es wieder einigermaßen in die richtige Richtung zu lenken
„Was hier an Dialog zwischen den Religionen kaputtgemacht wurde, braucht Jahre, um es wieder einigermaßen in die richtige Richtung zu lenken“, sagt auch Imam Zischan Mehmood, der unter anderem herausstellt, dass er in Deutschland in Islamwissenschaften ausgebildet wurde. In Riedstadt (Hessen) habe er studiert. In der dritten Generation lebt seine Familie, die ursprünglich aus Pakistan stammt, hier.
Der Imam erklärt, die Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Jamaat stünden für eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Islam. Er betont, dass in der Bevölkerung ein völlig falsches Bild des Islam entstanden sei. Für die Ahmadi gelte das Lebensmotto „Liebe für alle, Hass für keinen“.
Dafür würden sie auch heute hier stehen, erklärt Bhatti. Sie wollten mit ihrer Aktion vor allem Mitgefühl für die Angehörigen zeigen. Einer der Kernsätze seiner vor etwa 100 Jahren entstandenen Religionsgemeinschaft sei, dass sie Propheten aller anderen Religionen anerkenne und verneine, dass nur Muslime ins Paradies kommen können.
Von den Passanten auf dem Marktplatz in Mannheim will kaum jemand diskutieren
Einer der Passanten, der sich etwas näher mit den Demonstranten befasst, ist Volker Seitz, der schließlich zu dem Schluss kommt: „Dann zählt ihr zu den gemäßigten Islamisten.“ Er finde es gut, dass sich die jungen Menschen auf dem Marktplatz präsentierten und für ihre Religion einstünden.
Ein anderer Passant will nicht über den Islam diskutieren, weil er als Christ diesen grundsätzlich ablehne. Aber auch er findet die Aktion gut. Ein dritter, der nur seinen Vornamen Johannes preisgibt, stellt fest: „Ich finde es gut, dass ihr das hier macht. Solange alles friedlich bleibt, kann man doch über alles reden.“
Andere wiederum laufen über den Marktplatz und schielen nur ein wenig nach den Plakaten – sie hoffen wohl, dass dies niemand mitbekommt. Am Ende verläuft alles friedlich.
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