Mannheim. Wie wichtig es ist, sich für andere ehrenamtlich zu engagieren, darauf soll der bundesweite Aktionstag der Freiwilligendienste an diesem Mittwoch hinweisen. Stellvertretend für die mehr als 29 Millionen Freiwilligen im bürgerschaftlichen Engagement in Deutschland, die sich tagtäglich für andere Menschen einbringen, steht in diesem Jahr im „MM“ der Seckenheimer Dario Stegarescu. Der 18-Jährige unterstützte von Oktober bis März in Costa Rica ein Umwelt- und ein Bildungsprojekt. Vermittelt wurde er dafür von Deutschlands ältester gemeinnütziger Austauschorganisation Experiment aus Bonn.
Nach dem Abitur am Mannheimer Ursulinen-Gymnasium im Sommer des vergangenen Jahres wollte sich Stegarescu erstmal eine Auszeit nehmen, bis er im Herbst dieses Jahres voraussichtlich mit seinem Studium am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beginnt. Bei der Suche nach einer Organisation, mit der er ehrenamtlich ins Ausland gehen konnte, stieß er schließlich auf den Verein Experiment. Dieser ermöglichte es ihm, zeitungebunden nach Costa Rica zu fliegen – ein Land, das er von einem Urlaub mit seiner Familie vor einigen Jahren schon etwas kannte: „Meine Mutter ist Spanierin. Von daher spreche ich ganz gut Spanisch. Deswegen wollte ich für meine Freiwilligenarbeit unbedingt nach Lateinamerika gehen“, erklärt der 18-Jährige seine Länderwahl weiter.
Alltag zwischen Englischunterricht und Schmetterlingszucht
In dem mittelamerikanischen Land lebte er für sechs Monate in dem Ort San Ramón in der Provinz Alajuela. Die rund 93.000 Einwohner große Stadt liegt etwa eine Stunde entfernt von Costa Ricas Hauptstadt San José. „Die beiden Projekte waren etwa 20 bis 30 Minuten mit dem Bus entfernt“, berichtet Stegarescu. In einer Highschool, in der die Schüler auch Module für Tierzucht und Landwirtschaft wählen konnten, half er etwa am Vormittag im Englisch-Unterricht, am Nachmittag standen Instandhaltungsarbeiten in der Schule für die 14- bis 18-jährigen Jugendlichen an.
Um rechtzeitig in der Bildungseinrichtung zu sein, hieß es für ihn, bereits um 6 Uhr aus den Federn zu steigen und wenig später in den Bus zu klettern. „Ich habe dann morgens in der Schule bei meiner Vorgesetzten gefragt, wo ich helfen kann. Um 11.20 Uhr gab es Mittagessen, und gegen 15 Uhr bin ich dann mit dem Bus wieder nach Hause gefahren“, skizziert der angehende Student seinen Alltag in der Schule.
Im Umweltprojekt unterstützte er anschließend eine Familie bei der Aufzucht von Schmetterlingen – von den Eiern über die Larve bis hin zum ausgebildeten Falter. Zudem half er ihr bei der Durchführung von touristischen Touren im Nebelwald, einem einzigartigen Ökosystem, in dem sich durch konstant feuchtes und mäßiges Klima Wolken und Nebel bilden, die an den Berghängen in Höhen von 1.500 bis 3.000 Metern hängen.
„Das war die beste Entscheidung, die ich machen konnte“, blickt Stegarescu auf seine Zeit in Mittelamerika zurück. Er habe neben den komplett neuen Eindrücken im Vergleich zu seinem Leben in Deutschland vieles gelernt in Costa Rica. Dabei sei er im Alltag selbständiger geworden: „Man lernt so viel Neues dazu, weil der Lebensstil komplett anders ist. Man lebt in einem anderen Klima und mit anderen Leuten. Mein Spanisch hat sich deutlich verbessert, auch wenn in Costa Rica ein Dialekt mit eigenen Begriffen gesprochen wird.“
Aktionstag der Freiwilligendienste
- Mit dem dezentralen und digitalen Aktionstag an diesem Mittwoch, 7. Mai 2025, soll unter dem Motto #NextLevelAnerkennung die Arbeit von Freiwilligen wertgeschätzt und anerkannt werden.
- Ein Hauptziel ist dabei, die Sichtbarkeit von Freiwilligendiensten in Politik und Zivilgesellschaft zu erhöhen. Dazu wollen die Freiwilligen, Träger und Zentralstellen auch verdeutlichen, welchen Stellenwert sie für die Demokratiestärkung und gesellschaftliche Zusammenarbeit haben. cg
Die Zeit im Ausland half ihm auch, sein Bild auf Mannheim und Deutschland zu schärfen. „Man lernt, wertzuschätzen, was man hier hat: dass man durchgehend fließendes Wasser hat oder die Straßenverhältnisse etwas besser sind“, sagt Stegarescu. Gleichzeitig sei ihm aber auch aufgefallen, dass man durchaus einiges besser machen könnte: „Obwohl die Menschen in Costa Rica nicht den gleichen Lebensstandard haben wie wir in Deutschland, sind sie glücklicher und möchten ein bisschen mehr aus ihrem Leben machen“, hat er beobachtet.
„Ich kann jedem nur eine solche Erfahrung empfehlen“
Neben der ehrenamtlichen Arbeit blieb für den 18-Jährigen am Nachmittag und am Abend noch genügend Zeit, um sich freizeitlich zu beschäftigen: „Ich habe schnell Freunde gefunden und habe mich im Fitnessstudio angemeldet. Ich war gut im Alltag eingebunden“, berichtet der Seckenheimer. Mit anderen Ehrenamtlichen habe er zudem Reisen nach Nicaragua und Panama unternommen. Dafür konnte er sich bei den Projektpartnern auch einige Tage freinehmen.
„Ich kann jedem nur eine solche Erfahrung empfehlen. Es ist eine einzigartige Möglichkeit, andere Länder und andere Perspektiven auf das Leben kennenzulernen – und es kann die Sicht auf bestimmte Dinge verändern“, macht der 18-Jährige Werbung für den internationalen Freiwilligendienst. Er habe in Costa Rica noch mehr sein Interesse am Reisen entdeckt. Jetzt gelte es für ihn, erstmal etwas zu arbeiten – und wenn es die Zeit erlaubt, will Dario Stegarescu vor dem Studienbeginn noch einmal auf Tour gehen.
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