Mannheim. Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Deborah Kämper, hat den Auftritt der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg auf dem Marktplatz kritisiert. „Thunberg benutzt ihren Namen oder sie wird eingeladen, weil ihr Name zieht“, sagte sie dieser Redaktion. „Ob Thunberg selbst instrumentalisiert oder ob sie instrumentalisiert wird, können wir als jüdische Gemeinde natürlich nicht beurteilen.“
Für die Sprachwissenschaftlerin zeige das Motto der Diskussion „International solidarity with Palestine and the climate movement“ diese Instrumentalisierung. „Allein die Zusammensetzung der Themen ist seltsam und macht stutzig“, sagte Kämper, die für die SPD im Gemeinderat sitzt. Ähnlich hatte zuletzt auch CDU-Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen argumentiert.
Thunberg kritisierte auf dem Marktplatz unter anderem eine kolonialistische Politik, die durch Ausbeutung von afrikanischen Staaten und von Palästina die Klimakrise vorantreibe. Zudem kritisierte sie Menschenrechtsverletzungen, deren Bekämpfung auch für die Klimabewegung relevant sein müssen, und eine durch Kriege zerstörte Natur.
Kämper indes kritisierte Thunbergs Teilnahme an einer propalästinensischen Demonstration in Berlin am 7. Oktober 2024, dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel. „Wer den Tag zum Anlass nimmt, an einer solchen Kundgebung teilzunehmen, zeigt, dass es nicht darum geht, zu verurteilen, was geschehen ist. Es geht darum, gutzuheißen, was die Hamas getan hat“, sagte Kämper. Das mache Thunbergs Versuche, Antisemitismus-Vorwürfe zurückzuweisen, unglaubwürdig.
Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde kritisiert zudem, dass propalästinensische Veranstaltungen parallel zum jüdischen Schabbat am Freitagabend und Samstagnachmittag stattfänden, noch dazu in Nähe der jüdischen Gemeinde. „Wir wollen die Meinungsfreiheit nicht beschneiden“, sagte Kämper. Dennoch wünsche sie sich mehr Sensibilität. Im Zweifel sollte man Demonstrationen zumindest örtlich verlegen dürfen. seko
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