Mannheim. Etwa 750 Menschen sind am Freitagabend zu einer pro-palästinensischen Veranstaltung auf dem Mannheimer Marktplatz gekommen. Bei der Podiumsdiskussion trat neben der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg auch Klima-Aktivist Hasan Özbay auf, der immer wieder mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert ist. Auf einem Lastwagen, der zu einer Bühne umfunktioniert worden war, saß zudem Hebh Jamal von der Gruppe Zaytouna Rhein-Neckar-Kreis, die zu der Veranstaltung geladen hatte.
Thunberg wirft Israel Genozid vor - kein Wort zum Hamas-Terror vom 7. Oktober
Greta Thunberg warf dem Staat Israel vor, einen Genozid an den Palästinensern zu verüben. Dieser sei "herzzerbrechend". Von der Aktivistin war auch die Aussage “Fuck Israel” zu hören. Über den Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 als Auslöser des folgenden Kriegs wurde dagegen nicht gesprochen.
Klima-Aktivist Hasan Özbay kritisierte eine angeblich fehlende Meinungsfreiheit in Deutschland, vor allem im Zusammenhang mit der propalästinensischen Bewegung und deutscher Staatsräson. Dass die propalästinensische Bewegung selbst insbesondere in Mannheim zuletzt regelmäßig demonstriert hatte, blieb in diesem Zusammenhang unerwähnt.
Vom Podium aus: Namentliche Angriffe auf Chris Rihm und Volker Beisel
Hebh Jamal von Zaytouna griff die Mannheimer Stadträte Chris Rihm (Grüne) und Volker Beisel (FDP) namentlich an. Chris Rihm ist auch Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), die im Vorfeld die Besetzung des Podiums kritisiert und Thunberg zu einer in der Stadt „unerwünschten Person“ erklärt hatte. Bereits seit vielen Monaten würden auf propalästinensischen Veranstaltungen in Mannheim Hass und Hetze propagiert und der Hamas-Terror geleugnet.
Volker Beisel war selbst auf dem Marktplatz und nahm an einem Gegenprotest teil. Er war in den letzten Tagen auf sozialen Medien angefeindet worden, nachdem eine Nutzerin unter einem seiner Facebook-Posts Informationen über eine prominente pro-palästinensische Vertreterin öffentlich gemacht hatte.
Auf dem Marktplatz waren bekannte Parolen der pro-palästinensischen Bewegung zu vernehmen wie "We are all Palestinans" oder "Vor den Briten waren wir einig". Auch die höchst umstrittene Parole "From the River to the Sea" wurde gerufen, eingebettet in einem laut Organisatoren rechtlich gültigen Zusammenhang. Bei der Veranstaltung war Kritik an den Medien zu hören, von der Bühne aus wurde Zuschauerinnen und Zuschauern empfohlen, nicht mit der Presse zu sprechen.
Rund 750 Menschen bei friedlicher Veranstaltung
Nach Polizeiangaben versammelten sich bis zu 750 Menschen auf dem Marktplatz. Die Veranstaltung blieb friedlich. Mannheims Sicherheitsdezernent Volker Proffen (CDU) zeigte sich erleichtert. Er beobachte einen friedlichen Versammlungsverlauf, sagte Proffen, der selbst vor Ort war, dem "Mannheimer Morgen".
Mehrere Politiker und Parteien hatten im Vorfeld die Podiumsdiskussion kritisiert. CDU-Landes- und -Fraktionschef Manuel Hagel sagte beispielsweise, Thunberg bewege sich sehr bewusst in einer gefährlichen Nähe zum Antisemitismus. “Mannheim braucht keine Bühne für solche menschenverachtenden Positionen und unser Land braucht die Anwesenheit von Leuten wie Greta Thunberg nicht.”
Die als Klimaaktivistin weltweit bekanntgewordene Thunberg hat sich seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel vor mehr als einem Jahr und dem darauffolgenden militärischen Vorgehen Israels im Gazastreifen mehrfach mit den Palästinensern solidarisiert und Israel Völkermord vorgeworfen. Kritiker werfen ihr Einseitigkeit vor. Bei Demonstrationen in verschiedenen Ländern wurde die 21-Jährige festgenommen, dabei in erster Linie bei Klimaprotesten. (mit dpa)
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