Verkehr - Großer Reparaturbedarf, aber vergleichsweise wenig Geld im Etat – die Sanierungen gehen nur langsam voran / Arbeiten auf der B 44 werden vertagt

Jede dritte Straße in Mannheim muss erneuert werden

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Timo Schmidhuber
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Jede dritte Straße in Mannheim muss grundlegend saniert werden, aber im Etat ist zu wenig Geld eingeplant, die Verwaltung kommt deshalb nur langsam voran. Im Bild: Die Friedrich-Karl-Strasse. © Christoph Bluethner

Mannheim. Für viele Autofahrer in Mannheim dürfte diese Zahl den täglichen Eindruck nur bestätigen. Jede dritte Straße in der Stadt braucht eine grundlegende Sanierung, also eine Komplett-Erneuerung der Fahrbahndecke. Gleichzeitig allerdings ist jedes Jahr nur eine vergleichsweise geringe Summe für Straßensanierungen im Haushalt eingeplant. Das zeigen die jetzt vorgelegten Antworten der Stadtverwaltung auf einen umfangreichen Fragenkatalog der CDU-Gemeinderatsfraktion, die den „schlechten Zustand“ der Straßen beklagt hatte. Das Thema beschäftigt an diesem Donnerstag auch den Gemeinderatsausschuss für die Technischen Betriebe der Stadt Mannheim.

Die Erhebungen zum vom Rathaus genannten Sanierungsstand sind allerdings schon sechs Jahre alt – aktuell läuft nach Angaben von Stadtsprecher Kevin Ittemann eine neue Zustandsbewertung der Mannheimer Straßen. Die Ergebnisse sollen voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres vorliegen. Da könnte sich das Bild dann noch mal deutlich verschlechtern. In Heidelberg ist die Quote zur Sanierungsbedürftigkeit der Straßen aktuell höher als in Mannheim. Laut einer Stadtsprecherin gelten dort 41 Prozent der Straßen als grundlegend sanierungsbedürftig. Die Stadt Ludwigshafen ließ eine Anfrage dieser Redaktion zum Thema unbeantwortet. Für die Sanierung der Straßen in Mannheim sind nach Angaben aus dem Rathaus in diesem und in den beiden kommenden Jahren jeweils rund 3,5 Millionen Euro eingeplant. Speziell für die Sanierung der Wilhelm-Varnholt-Allee am Planetarium sind zusätzlich rund drei Millionen Euro vorgesehen, für die des Speckwegs auf dem Waldhof rund 3,3 Millionen Euro. Die provisorische Ausbesserung von Schlaglöchern im Stadtgebiet mit Kalt- oder Heißasphalt sind bei diesen Summen nicht einberechnet.

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Schlechte Nachrichten gibt es dagegen bei der B 44 zwischen Waldhof und Sandhofen. Dort wird die Sanierung erstmal nicht weitergehen. „Aufgrund einer Vielzahl wichtiger anderer Maßnahmen ist eine Weiterführung der Sanierung perspektivisch gesehen erst mittel- bis langfristig angedacht“, heißt es in der Antwort der Verwaltung auf die CDU-Anfrage. Auf der B 44 sind die Betonplatten der Fahrbahn marode, in den vergangenen Jahren sind deshalb viele Schlaglöcher entstanden.

Die Betonplatten müssen vollständig entfernt und die Straße komplett neu aufgebaut werden – wegen des extrem starken Verkehrs dort ein schwieriges Projekt. Daher habe man die zuletzt vorgenommene Grundsanierung an jeweils zehn aufeinanderfolgenden Wochenenden nur von Freitag bis Sonntag im 24-Stunden-Schichtbetrieb ausgeführt, so die Stadtverwaltung. „Diese Maßnahme war sowohl logistisch als auch ressourcenbezogen eine große Herausforderung.“ Sie wird jetzt also erst einmal vertagt.

In nächster Zeit geplante Projekte

  • Mannheim hat rund 1000 Kilometer Gemeindestraßen und knapp 290 Kilometer Radwege.
  • Neben der Wilhelm-Varnholt-Allee am Planetarium und dem Speckweg auf dem Waldhof sind in nächster Zeit die folgenden Straßen für eine grundlegende Sanierung vorgesehen: Essener Straße (Rheinauhafen), Mühlenstraße (Friesenheimer Insel), Langer Schlag (Gartenstadt), Untermühlaustraße (Neckarstadt-West), Friedrich-Karl-Straße (Schwetzingerstadt), Mühldorfer Straße (Schwetzingerstadt) und Diffenéstraße (Friesenheimer Insel).
  • Der Gemeinderatsausschuss für die Technischen Betriebe der Stadt Mannheim tagt an diesem Donnerstag um 16 Uhr im Technischen Rathaus.
  • Die Sitzung kann nicht vor Ort verfolgt werden, sondern nur per Livestream-Übertragung in den Raum Swansea im Stadthaus in N 1. Wer dabei sein will, muss sich anmelden per Mail an: 15ratsangelegenheiten@mannheim.de.
  • Die Tagesordnung mit den Antworten der Stadtverwaltung auf die Anfragen der CDU gibt’s unter bit.ly/2YEgdn3imo

Bei der Reihenfolge der Sanierungen gilt laut Rathaus prinzipiell: Hauptverkehrsstraßen, Haupterschließungsstraßen und Industriestraßen sind zuerst dran. Auch würden Straßen bevorzugt behandelt, auf denen wegen ihres schlechten Zustands bereits ein Tempolimit gilt – was allerdings auf der B 44 im Mannheimer Norden der Fall ist. Auf die Frage der CDU-Fraktion, warum es denn bei der Auswahl der Straßen für eine Sanierung keine Gespräche mehr mit Vertretern der Gemeinderatsfraktionen gebe, gibt das für den Straßenbau zuständige Umweltdezernat eine ernüchternde Antwort: „Die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel lassen beim derzeitigen Baupreisniveau maximal zwei bis drei grundhafte Sanierungen pro Jahr zu. Vor diesem Hintergrund des allgemeinen Straßenzustandes ist für etwaige Priorisierungsgespräche somit wenig Handlungsspielraum. Angesichts der bereitstehenden Ressourcen orientieren sich die Priorisierungen am aktuellen Straßenzustand.“ Heißt übersetzt: Beim geringen Budget ergibt es sich von selbst, welche Straße saniert wird. Beim Zustand der Radwege sieht’s ähnlich aus wie bei den Straßen. Sprich: ein Drittel braucht eine grundlegende Sanierung. Das geht aus der Rathaus-Antwort auf eine zweite Anfrage der Christdemokraten zu den Radwegen hervor. Anders als bei den Straßen beziffert die Verwaltung hier aber den Sanierungsstau, zumindest ungefähr. Sie spricht von einem „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“. Für Sanierungen auf den Hauptradverbindungen sind jährlich rund 250 000 Euro eingeplant.

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Deutlich mehr Geld investiert die Stadt allerdings in den Bau neuer Radwege. Allein in diesem Jahr sind es rund 5,2 Millionen Euro, unter anderem für den jüngst gestarteten Umbau der Luisenstraße in Neckarau zur Fahrradstraße oder für die Fahrradrampe über die Stadtbahn Nord im Bereich Ulmenweg/Boveristraße. Für 2022 sind unter anderem 700 000 Euro für einen Pop-Up-Radweg auf dem Luisenring sowie 500 000 Euro für einen Radfahrstreifen in der Herzogenriedstraße vorgesehen.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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