Mannheim. Die Schäden auf Auto- und Rad-Fahrbahnen nehmen – wie nach jedem Winter – „gefühlt“ deutlich zu. Radfahrer klagen über den oftmals „katastrophalen Zustand“ vieler Wegstrecken im Stadtgebiet, und in letzter Zeit beschweren sich zunehmend auch wieder Autofahrer über Schlaglöcher und Buckelpisten allerorten.
Aktuelle Zahlen über den Zustand der Straßen gibt es bei der Stadtverwaltung derzeit aber nicht. Nur so viel: „Auf Basis der momentan vorliegenden Daten müsste rund ein Drittel der städtischen Straßenflächen grundsätzlich vollständig erneuert werden“ – dies teilt Rathaussprecher Kevin Ittemann auf Anfrage dieser Redaktion mit. Keine ganz neue Erkenntnis, denn: Diese Datengrundlage ist ziemlich veraltet – die letzte Bestandsaufnahme wurde im Frühjahr 2015 auf der Grundlage von Geodaten aus den Jahren 2009 bis 2012 gemacht.
1000 Kilometer Straße
Demnach verfügt die Stadt über rund zwölf Millionen Quadratmeter öffentlicher Verkehrsfläche, die sich auf etwa 1000 Kilometer Gemeindestraßen, 270 Kilometer baulich getrennte Radwege, 40 Kilometer Bundesstraßen, 21 Kilometer Landesstraßen und 25 Kilometer Kreisstraßen verteilen. Wohlgemerkt: Stand 2015/16.
Der Zustand der Straßen wird dabei in Klassen von eins (sehr gut) bis sechs (sehr schlecht) eingeteilt. Wobei, so Ittemann, ab Zustandsklasse vier (mittelmäßig bis schlecht) davon auszugehen ist, dass nur die grundhafte Erneuerung der Fahrbahn dauerhaft Verbesserungen bringt. Problem dabei: Die grundlegende Erneuerung kostet fünfmal so viel Geld wie eine einfach Reparatur (sogenannte „Deckenerneuerung“), bei der lediglich die oberste Asphaltschicht erneuert wird.
100 000 Euro für Reparaturen
Um zu vermeiden, dass noch mehr Straßenzüge in einen so schlechten Zustand geraten, dass sie komplett neu gemacht werden müssen, wolle man die knappen Finanzmittel vor allem auch dort einsetzen, wo noch ausreichend Substanz da ist und so die ganz teuren Grundsanierungen vermieden werden können. Allzu viel Geld steht den städtischen Tiefbauern auch für die dringendsten Instandsetzungen indessen nicht zur Verfügung – auf Nachfrage nennt Sprecher Ittemann knapp 100 000 Euro, die 2020 für die Schlaglochsanierung ausgegeben wurden.
Zustandsbericht soll bis Mitte des Jahres fertig werden
- Die Investitionsschwerpunkte liegen in Mannheim derzeit stärker beim Neu- und Ausbau von Straßen und Wegen, in die große Millionenbeträge (z.B. Glücksteinquartier ca. zehn Millionen Euro) fließen.
- Für die reine Reparatur von Schäden an den Straßen der Stadt wurden im vergangenen Jahr nach Angaben der Stadt ziemlich genau 100 000 Euro ausgegeben.
- Der Gesamtzustand der Straßen und Wege wird zurzeit neu bewertet. Diese Bewertung soll bis zur Jahresmitte abgeschlossen werden.
- Fachleute gehen davon aus, dass jede dritte Straße – genau genommen ein Drittel der Straßenfläche – in der Stadt von Grund auf erneuert werden müsste.
- Setzt man nur die Baukosten für Wohnstraßen (112 Euro pro Quadratmeter) an, ergibt sich bei zwölf Millionen Quadratmetern Gesamt-Straßenfläche geschätzt ein Sanierungsstau von 450 Millionen Euro.
Davon rund 55 000 Euro für Kalt-asphalt zum provisorischen Verschließen von Schlaglöchern und gut 40 000 für Heißasphalt, mit dem längerfristig ausgebessert werden könne. Bei den größeren Sanierungen müssten zudem die Bedeutung und Nutzung der Straßen im städtischen Verkehrsnetz sowie die „gesamtwirtschaftlich größte Wirkung der Sanierungsmaßnahme mit berücksichtigt werden. Schon von daher ergebe sich eine Priorisierung von Hauptverkehrsstraßen, Haupterschließungsstraßen und Industriestraßen. Dies wurde in den vergangenen Jahren mehrfach so gehandhabt. Rhenaniastraße (Rheinauhafen) oder B 44 (Sandhofen/Schönau) sind dafür Beispiele.
„Derzeit“, so heißt es in einer Infovorlage aus dem Rathaus, „werden die Straßenflächen im gesamten Stadtgebiet hinsichtlich des baulichen Zustandes und des allgemeinen Erscheinungsbildes neu begutachtet. Diese Begutachtung soll bis Mitte 2021 abgeschlossen werden. Danach könne dann ein aktueller Bericht vorgelegt werden.
Grundsätzlich, so Ittemann, behält die Stadt den Zustand von Straßen, Rad- und Gehwegen aber ständig im Auge: „Die Straßen werden regelmäßig durch Straßenbegeher auf Unfallgefahren hin kontrolliert.“ Die Mitarbeiter hätten dabei einen besonderen Blick für „Schäden im Asphalt- oder Pflasterbereich, an Verkehrszeichen, Ampelanlagen oder Grünüberwuchs“.
Darüber hinaus würden auch Meldungen aus der Bürgerschaft berücksichtigt. Die Unfallgefahren würden „tagtäglich gesichtet, priorisiert und kurzfristig durch eigene Mitarbeiter oder externe Firmen behoben.“ Je nach den Umständen geschehe dies „teilweise erstmal provisorisch“ oder, wenn nötig, werde eine Gefahrenstelle auch vorerst abgesichert, damit die Reparatur zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen könne.
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