Mannheim. Der Name klingt drollig, der Preis nicht. Mit stolzen 804 Euro war die „Jahreskarte Hund“ im letzten Quartal 2024 bereits ein Aufreger, der auch den Mannheimer Gemeinderat beschäftigte. Die von den Linken geführte Fraktion LTK beantragte vergeblich, die Stadt solle sich für eine kostenlose Mitnahme der Vierbeiner im Öffentlichen Nahverkehr einsetzen.
Im Regelfall brauchen Hunde einen Kinderfahrschein. Einziges Alternativ-Angebot selbst für Menschen mit Deutschlandticket ist hier jene Jahreskarte. Nun hat der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) den Preis sogar noch weiter auf 860,30 Euro angehoben.
Das entspreche zwar der allgemeinen Tarif-Erhöhung im Verbund, sagt Marc Le Large. Dennoch sei die „Jahreskarte Hund“ jetzt erst recht viel zu teuer. Der Student, der in Mannheim seinen Bachelor machte, hat für seine Masterarbeit die Vielfahrer-Angebote für die Mitnahme von Hunden bundesweit verglichen. Demnach gehörte der VRN schon mit 804 Euro zur Spitzengruppe. In einigen Verkehrsverbünde in anderen Großstädten fahren die Vierbeiner gar gratis mit, wenn Herrchen oder Frauchen Deutschlandtickets haben (eine Übersicht hat Le Large im Internet unter www.hundeticket.de veröffentlicht).
Selbst Schoßhunde brauchen in Mannheim einen eigenen Fahrausweis
Nachdem der „MM“ über Le Larges Erkenntnisse berichtet hatte, stellte die LTK ihren eingangs erwähnten Antrag im Gemeinderat. Doch im Hauptausschuss erklärte Christian Specht, die Stadt wolle sich keineswegs für eine Gratis-Mitnahme einsetzen. Neben den Kosten argumentierte der CDU-Oberbürgermeister auch damit, dass Hunde in Bus oder Bahn zu Konflikten führen könnten und man daher keine falschen Anreize setzen wolle.
Zudem würden Assistenzhunde etwa für Blinde bereits umsonst mitfahren, ebenso Vierbeiner in Boxen, Taschen oder auf dem Schoß. Letzteres war allerdings unrichtig. Nur in handelsüblichen Tiertransportboxen, die sie während der Fahrt nicht verlassen dürfen, sind Hunde im VRN gratis.
Tierschutzpartei hofft auf günstigeres Angebot für Hunde
Als sich nach Spechts Ausführungen keinerlei Unterstützung für den Antrag abzeichnete, verzichtete die LTK auf eine Abstimmung darüber. Nun möchte sie jedoch gemeinsam mit Le Large einen neuen Anlauf nehmen, wie Andreas Parmentier von der Tierschutzpartei bestätigt. Über die Ergebnisse seiner fast fertigen Masterarbeit wolle der Student alle Fraktionen außer der AfD informieren. Dann werde man über das weitere Vorgehen beraten.
Die erhoffte Gratis-Mitnahme von Hunden sei wohl illusorisch, sagt der Stadtrat. Aber eine günstigere Jahreskarte für Vielfahrer („vielleicht für 200, 300 Euro“) müsse es geben. Es könne ja nicht angehen, „dass der Rehpinscher auf dem Schoss teurer mitfährt“ als die Halterin. Parmentier berichtet, er habe für dieses Anliegen viel Unterstützung von Bürgern erfahren. So habe ein Mann ihm geschrieben, dass er seine beiden Hunde mit ins Büro nehmen könne, aber aus Kostengründen leider mit dem Auto fahren müsse.
Le Large erzählt noch von einem kuriosen Erlebnis. So habe ein Linientaxi, wie sie im Auftrag des VRN zu später oder früher Stunde fahren, seinem Hund trotz Fahrscheins die Mitnahme verweigert. Dies gelte angeblich auch für Fips-Busse und Ähnliches. „Danach hatte ich einen schönen nächtlichen Spaziergang.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die "Jahreskarte Hund" im VRN ist völlig überteuert!