Mannheim. Keine Frage, der Preis für die „Jahreskarte Hund“ gehört zu den mit großem Abstand kleinsten Problemen im öffentlichen Nahverkehr. Spötter könnten sogar sagen, die oft ausfallenden oder verspäteten und zu Stoßzeiten überfüllten Züge dürfe niemand seinem Tier antun.
Auch geht es hier nicht darum, dass unerzogene Vierbeiner beziehungsweise rücksichtslose Besitzer ein vielfaches Ärgernis sind. Damit lassen sich die völlig überteuerten 804 Euro nicht rechtfertigen, die der Verkehrsverbund Rhein-Neckar verlangt. Die liegen deutschlandweit an der Spitze, in negativer Hinsicht.
Das führt zu einem tieferliegenden, viel größeren Problem: mangelnder Flexibilität, das Tarifsystem dem stark nachgefragten Deutschlandticket für derzeit 49 Euro monatlich anzupassen. Andere Verbünde haben da pragmatischer reagiert. Sie ermöglichen Inhabern, ihren Hund gratis oder gegen einen geringen Aufpreis mitzunehmen.
Die grundsätzliche Systematik im VRN, für die Tiere zusätzliche Tickets zum Kinderpreis zu verlangen, ist ja nicht falsch. Aber für Vielfahrer sollte es einen zeitgemäßen, günstigeren Tarif geben.
Warum das Deutschlandticket eine Erfolgsgeschichte ist
Die „Jahreskarte Hund“ unverändert nur zu einem antiquierten Preis anzubieten, wie er früher mal für Kinder galt, ist schlicht halsstarrig. Immerhin räumt eine VRN-Sprecherin in löblicher Offenheit ein, dass darüber auch intern kontrovers diskutiert wurde und wird. Dies zeigt, dass da zumindest ein Problembewusstsein vorhanden ist. Nur ist das wenig wert, solange es am Lösungsvermögen mangelt.
Dieser Mangel ist leider symptomatisch für die Schwierigkeiten im öffentlichen Personenverkehr. Bei der Fußball-Europameisterschaft waren ausländische Gäste nicht nur von der Unpünktlichkeit der Züge in Deutschland geschockt. Sondern noch mehr darüber, dass die Einheimischen da offenbar resigniert haben.
Zwar fehlt es nicht an Lippenbekenntnissen der Verantwortlichen, dass die Bahn dringend zuverlässiger werden müsse. Und mit dem Deutschlandticket wird immerhin auf das Bedürfnis vieler Menschen nach einem preisgünstigen, vor allem unkomplizierten Angebot reagiert.
Gleichwohl bleiben die individuellen Tarifdschungel der insgesamt 83 Verkehrsverbünde ein Ärgernis. Besonders, wenn die Bereitschaft zur Flexibilität so gering wie hier ist. Wie die überteuerte „Jahreskarte Hund“ als zwar marginales, aber doch auch vergleichsweise leicht zu lösendes Problem gut veranschaulicht.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die "Jahreskarte Hund" im VRN ist völlig überteuert!
Steffen Mack findet, dass die unterschiedlichen Tarifdschungel im Öffentlichen Nahverkehr nach wie vor ein großes Ärgernis sind. Es fehlt an Flexibilität, die Preise dem erfolgreichen Deutschlandticket anzupassen