Gedenken

In Mannheim getöteter Polizist: Rouven Laurs stiller 30. Geburtstag

Am Samstag wäre Rouven Laur 30 geworden. Die Stadt Mannheim plant, die provisorische Gedenkstätte auf dem Marktplatz bald in eine dauerhafte umzuwanden. Indes haben Mutter und Schwester in einer TV-Sendung an Rouven Laur erinnert

Von 
Sebastian Koch
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Der 29 Jahre alte Polizist Rouven Laur wurde am 31. Mai dieses Jahres auf dem Marktplatz getötet. © dpa

Mannheim. 30 Jahre - ein Geburtstag, der vielen Menschen viel bedeutet. Nicht selten werden mit dem 30. Aufbrüche in neue Lebenswege assoziiert, oft verbunden mit der Frage, wo man steht im Leben. Der 30. Geburtstag steht auch für Träume und große Pläne. Für das endgültige Entwachsen aus der Jugend. Er steht für neue Ziele. Und ja, auch für große Feiern mit Familie und mit vielen Freunden, die nicht selten auch Kollegen sind.

An diesem Samstag wäre auch Rouven Laur 30 Jahre alt geworden. Familie und Freunde wollen zusammenkommen, haben Mutter Petra und Schwester Eve Laur unter der Woche im RTL-Jahresrückblick „Menschen, Bilder, Emotionen 2024“ erzählt. Das Geburtstagskind aber wird bei diesem Treffen an diesem stillen Geburtstag kurz vor den Weihnachtsfeiertagen fehlen. Sein Geburtstag wird so auch zum Gedenktag an jenen jungen Mann, der in den Augen vieler als Held gestorben ist und als solcher über den 14. Dezember hinaus in Erinnerung bleiben wird. Sulaiman Attaee hatte den Polizisten am 31. Mai auf dem Marktplatz niedergestochen. Am 2. Juni erlag Rouven Laur seinen schweren Verletzungen.

Stadt will mit einer Tafel an den getöteten Polizisten erinnern

Christian Specht werde sich zum Geburtstag in einem Schreiben an die Familie wenden, erklärt der Sprecher des Oberbürgermeisters. Davon abgesehen aber soll es in der Stadt an diesem Samstag kein offizielles Gedenken geben, um so auch „den Wunsch der Familie nach stiller Trauer“ zu respektieren. Dem schließt sich einer Sprecherin zufolge auch das Polizeipräsidium an.

Polizisten tragen bei einem Trauermarsch für den bei einer Messerattacke tödlich verletzten Polizisten Rouven Laur dessen Bild. © Anspach/dpa

Auf dem Marktplatz erinnern indes auch fast ein halbes Jahr nach dem Attentat Blumen, Kerzen und ein Foto an Rouven Laur. Immer wieder finden sich auch im Dezember noch Menschen hier zusammen. Sie bleiben stehen. Halten inne. Gedenken. Familie und Verwaltung seien sich einig, dass auf dem Platz ein dauerhafter Gedenkort errichtet werden soll, erklärt Spechts Sprecher. So ist eine Tafel geplant, auf der Informationen über das Attentat, „aber insbesondere auch über Rouven Laur und die von ihm verkörperten Werte zu finden sein werden“.

All diese Werte habe Attaee „verhöhnt und mit Füßen getreten“, sagt RTL-Moderator Steffen Hallaschka. Laur, der Arabisch gelernt hat, um sich mit jenen Menschen besser zu verständigen, die aus dem arabischen Raum nach Deutschland gekommen sind. Er habe gelebt, was auch der Familie wichtig sei: Sich auf Augenhöhe begegnen, Andersdenkende respektieren. Sie spüre Attaee gegenüber weder Wut noch Hass, erklärt Mutter Petra. Diesen Gefühlen dem Attentäter gegenüber, gegen den inzwischen Anklage erhoben ist, wolle sie keinen Raum in ihrem Herzen geben. „Rouven belegt alles. Ich bin froh, dass er (Attaee) da nicht rein kann. Ich möchte auch, dass das so bleibt.“

Die Stadt will die Tafel zum ersten Jahrestag des Attentats errichten. An diesem Tag, dem 31. Mai 2025, „wird in Mannheim sicherlich an den heimtückischen Mord erinnert werden“, erklärt der Sprecher. „In welcher Form das geschieht und ob das gemeinsam mit den Hinterbliebenen erfolgt, wird die Stadt in enger Abstimmung mit der Familie des Opfers und dem Polizeipräsidium festlegen.“ Außerdem kündigt er an, Rouven Laur auch in künstlerisch-ästhetischer Form, wie es heißt, zu gedenken. „Sobald ein von Stadt und Hinterbliebenen gemeinsam getragener Entwurf für den Gedenkort vorliegt, wird sich der Gemeinderat damit befassen.“ Gemeinsam mit der Familie wird derzeit zudem ein Benefizkonzert geplant, das rund um den Todestag im Rosengarten stattfinden soll.

Familie Laur erfährt weltweite Anteilnahme

Im RTL-Jahresrückblick haben Mutter und Schwester erstmals in größerem Rahmen öffentlich über den Tod ihres Sohns und Bruders gesprochen. Sie zeigen ein Foto, das den damals erst zweijährigen Rouven auf einem Polizei-Motorrad zeigt. Und sie erzählen von einem Foto, das er seiner Schwester geschickt hatte, nachdem er etwa ein Jahr vor seinem Tod befördert worden war. Es zeigt Rouven Laur mit drei silbernen Sternen auf der Schulterklappe: Polizeihauptkommissar. „Er war so stolz. Und ich habe mich so gefreut, dass sein Fleiß sich endlich auszahlt“, erinnert sich Eve an ihren Bruder, der schon als Kind gewusst habe, Polizist werden zu wollen, und der für den Beruf gebrannt habe. Ihr Bruder sei „aus dem Leben gerissen“ worden, in dem er „fit“ und „lebensfroh“ gestanden habe.

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Petra und Eve Laur sind auch in die Sendung gekommen, um sich für die Anteilnahme zu bedanken, die sie erfahren hätten und auf die sie nicht im Einzelnen hätten reagieren können. „Es waren zu viele“, sagt Eve über jene Briefe, Mails und Bilder, die die Familie aus aller Welt erhalten habe. „Es war schön zu sehen, wie viel Herzen er berührt hat.“ Auch Muslime hätten kondoliert. Muslime, die sich dafür „schämen, dass so etwas passiert ist, und die gesagt haben: Das ist mit meinem Glauben nicht vereinbar“.

Und so lädt dieser Samstag, der 14. Dezember, nicht nur zum Gedenken, sondern auch zum Innehalten ein. Ihr Bruder, erklärt Eve, habe immer gesagt: „Du hast jeden Morgen die Chance, zu entscheiden, welcher Mensch du sein willst.“ Ein Motto, so simpel wie bedeutend. „Wenn jeder von uns das ins nächste Jahr mitnimmt, hat man schon einen Beitrag geleistet. Und auch Rouven hat noch einen Mehrwert, wenn man damit was bewirken kann.“

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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