Mannheim. Mannheim ist seit langem mal wieder Schauplatz für Filme in der ARD: „Die Notärztin“ wird ab Dienstag gezeigt. Michael Schmidl ist „Abteilungsleiter Serie“ der SWR-Redaktion. Diese begleitete die Produktion von der Idee bis zum fertigen Produkt. Im Interview erklärt er, wieso bevorzugt in den großen Städten gedreht wird, wer über den Drehort entscheidet, wie wichtig Kosten sind und warum es eine Serie zu Notärzten und Feuerwehr gibt.
Herr Schmidl, ist „Die Notärztin“ die erste ARD-Serie, die in Mannheim spielt?
Michael Schmidl: Soweit ich weiß, ja. Bei neuen Serienformaten wie „Die Notärztin“ werden zunächst einmal sechs Folgen realisiert, um zu sehen, wie das Programm vom Publikum angenommen wird. Hier ist es wichtig, die Figuren und den Serienkosmos möglichst interessant zu etablieren. Im Erfolgsfall wird dann zumeist eine zweite Staffel mit 13 Folgen in Auftrag gegeben. Unser Regisseur Jan Haering, der auch die Drehbücher zusammen mit Tina Thoene geschrieben hat, hat viel recherchiert und ist tief in die Welt der Notärzte und Feuerwehren eingetaucht. Das ist etwas Besonderes und man spürt es der Serie an.
Von der Handlung könnte die Serie in jeder Stadt spielen. Wieso ausgerechnet Mannheim?
Schmidl: Mannheim liegt in unserem Sendegebiet und ist ein spannender Spielort: die Lage am Wasser, das bunte Gemisch mit Menschen verschiedener Nationalitäten. Das Multikulturelle hat uns interessiert. Und die Stadt ist noch nicht so „auserzählt“. Viele Serien spielen in Berlin, Köln und München. Mannheim ist ein Ort, den es zu entdecken gilt.
„Die Notärztin“: Hintergründe zur Produktion
- Die Serie „Die Notärztin“ wurde im Sommer in Hamburg und Berlin gedreht, sie spielt in Mannheim. Sechs Folgen werden ab 13. Februar in der ARD zu sehen sein, jeweils dienstags um 20.15 Uhr. Bereits seit 6. Februar sind sie in der ARD-Mediathek abrufbar.
- Regisseur Jan Haering ging es darum, Spannung aus dem Alltag und nicht aus möglichst spektakulären Einsätzen zu ziehen. Wichtig sind in der Serie auch Teamkonflikte: zwischen Ärzten und Feuerwehr, ein Kollege, der gern andere arbeiten lässt, eine Liebesbeziehung oder private Probleme, die sich in die Arbeit ziehen: So kann ein Kollege keine Überstunden machen, weil er alleinerziehend ist.
- Serien wie „Die Notärztin“ werden nicht von den öffentlich-rechtlichen Sendern gedreht, dies machen Firmen. In diesem Fall die Polyphon GmbH im Auftrag der ARD-Gemeinschaftsredaktion „Serien im Hauptabendprogramm“ unter Federführung des SWR.
Mannheim ist die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg. Wieso ist sie bisher nicht Schauplatz einer Serie und selten bei Spielfilmen?
Schmidl: Das Konzept muss zur Stadt passen und in den vergangenen Jahren hat der SWR auch keine eigene ARD-Hauptabendserie realisiert, da sind wir nun erst zum Zug gekommen.
Wer entscheidet, was verfilmt wird und wo die Handlung spielt? Drehbuchautor, Landesrundfunkanstalt oder Ihre Redaktion?
Schmidl: Wir vom SWR entwickeln ein Konzept gemeinsam mit der Produktionsfirma, die mit einer Idee auf uns zugekommen ist. Dieses wird dann beim zuständigen ARD-Gremium eingereicht, das entscheidet, was verfilmt wird. Das Konzept von „Die Notärztin“ hat überzeugt. Eine Geschichte im Milieu der Feuerwehr anzusiedeln war und ist etwas Besonderes. So etwas hat es in dieser thematischen Verbindung im deutschen Fernsehen auch noch nicht gegeben. Die Serie ist frisch geschrieben und gut recherchiert. Die Drehbuchautoren genauso wie unsere Hauptdarstellerin Sabrina Amali sind dafür sogar bei Einsätzen von Notärzten dabei gewesen.
Spielen Drehbedingungen für den Ort der Filmhandlung eine Rolle, also zum Beispiel, welche Drehorte es in einer Stadt gibt?
Schmidl: Ja, auf jeden Fall. Wenn es zum Beispiel wie in Mannheim Flüsse gibt, macht es die Möglichkeiten reicher. Wir haben versucht, das besondere Milieu der Stadt Mannheim einzufangen.
Gibt es bei der ARD und den Landesrundfunkanstalten auch die Auswahl nach Ausgewogenheit, also dass man sagt: Öfter wird in der in der Hauptstadt gedreht, aber in den größeren Städten des Landes mal hier, mal da, damit jede mal drankommt?
Schmidl: Nein, das passiert nicht. Man entscheidet auch nicht so, dass man sagt „Wir haben jetzt einige Filme gehabt, die im Norden spielen, jetzt machen wir welche im Süden“. Das hängt eher mit dem Stoff zusammen, der erzählt werden soll. Allerdings, wenn man zu viele großstädtische Serien im Programm hat, wird man sicher darauf achten, auch mal etwas Ländliches zu präsentieren.
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Spielt Geld auch eine Rolle, sind Drehs beispielsweise in Stuttgart teurer als in Pforzheim?
Schmidl: Ja, Geld spielt immer eine Rolle. Wir müssen schauen, dass wir mit überschaubaren Budgets drehen. Vor allem Action, wie sie auch in der „Notärztin“ vorkommt, ist teuer. In Orten mit einer Filminfrastruktur zu drehen wie Berlin, Köln, Hamburg und München ist immer günstiger, denn die Teammitglieder und oft auch Schauspielerinnen und Schauspieler können abends nach Hause gehen und müssen nicht im Hotel übernachten - solche Spesen gehen ins Geld. Das ist oft der Grund, wieso man bestimmte Städte in Filmen immer wieder sieht. Wir machen eine Mischkalkulation, deshalb wurden bei „Die Notärztin“ Teile der Innenräume der Feuerwehr in einer Halle in Berlin gedreht, die Außenaufnahmen meistens in Mannheim.
Da muss beim Drehen aber genau aufgepasst werden, dass zum Beispiel die Kleidung oder der Haarschnitt der Schauspieler in Mannheim genau so ist wie bei den in Berlin gemachten Szenen.
Schmidl: Genau.
Noch eine Frage. Es gibt die Reihe „Tatort Ludwigshafen“, aber keinen „Tatort“, der in Mannheim spielt. Wieso? Auch wir haben Verbrechen und hässliche Ecken.
Schmidl: Ich bin seit 20 Jahren beim SWR. Den Tatort „Ludwigshafen“ gibt es seit 35 Jahren. Warum die Wahl damals auf Ludwigshafen fiel, weiß ich tatsächlich nicht.
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