Film

Tatort-Dreh in Mannheim - auf dem Waldhof fließt Blut

Ein entführter Junge, eine tote Nachbarin - beim Tatort in Ludwigshafen geraten die Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern unter Druck. Produzent Reinhardt erzählt, warum Dreharbeiten in Mannheim stattfinden

Von 
Till Börner
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Kommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter)) während einer Drehpause. Zeuge Swen (Samuel Benito) wird für die nächste Szene vorbereitet. © Michael Ruffler

Mannheim. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sitzt ein junger Mann im Heck eines Kastenwagens. Auf seinem ausgestreckten linken Arm läuft das Blut, eine größere Wunde ist zu sehen. Es ist windig, grau und allgemein sehr unfreundlich an diesem Februarvormittag in Mannheim. Kein Wetter, bei dem man unnötig viel Zeit im Freien verbringen will. Zwischen den Hochhäusern in der Hessischen Straße auf dem Waldhof herrscht aber eine gewisse Unruhe.

Viele Menschen sind auf den Beinen, die meisten von ihnen scharen sich um den Verletzten. Swen, so heißt der Mann mit der Wunde, ignoriert alle Anwesenden - nur mit einer unterhält er sich angeregt. Es handelt sich um eine blonde Polizistin in Zivil, die nach einem kurzen Gespräch den Arm begutachtet und verbindet. Alle anderen sind derweil mucksmäuschenstill.

Beim Tatort wird „viel getrickst“

„Cut!“ Ein lauter Ausruf beendet die Ruhe in der Hochhaussiedlung. Nun wird geredet, die Leute, die zuvor fast wie festgefroren an ihren Plätzen verharrten, bewegen sich wieder. Selbst ein Lachen ist zu vernehmen. Auch der schmerzverzerrte Ausdruck verschwindet aus Swens Gesicht. Eine Wunderheilerin war es nicht, die ihre Hand an den blutenden Arm legte, sondern Schauspielerin Lisa Bitter, alias Kriminalhauptkommissarin Johanna Stern. Das Verbinden der Wunde steht so im Drehbuch. Das Blut ist Filmblut, das aufwendig auf die Haut gepinselt worden ist.

„Der Stelzenmann“ heißt die Tatortfolge, die im Stadtteil Waldhof gedreht wird. Die Hauptkommissarin ermittelt normalerweise auf der anderen Rheinseite. Zusammen mit Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) bildet Stern das SWR-Tatort-Duo in Ludwigshafen. Spielt der Krimi-Klassiker also offiziell in Mannheim? „Nein, die Szene, die in der Hessischen Straße gedreht worden ist, soll Ludwigshafen darstellen“, erzählt Produzent Nils Reinhardt, und fügt nach einer kurzen Pause an: „Beim Tatort wird viel getrickst.“

In einem der Hochhäuser in der Hessischen Straße lebt der 18-jährige Swen, gespielt von Samuel Benito. Das Gebäude selbst und die Umgebung seien dem, was im Drehbuch steht, sehr nahe gekommen. „In Mannheim hat einfach alles gepasst“, erklärt Reinhardt, warum die Wahl auf die Quadratestadt fiel. Auch Straßen in Karlsruhe, Offenburg oder Baden-Baden, wo viele Innenaufnahmen gedreht werden, seien begutachtet worden. Doch die Szenenbildner, die die Drehorte aussuchen, haben sich eindeutig für die Hochhäuser auf dem Waldhof ausgesprochen.

Dreharbeiten in der Hessischen Straße

Doch bevor die Kabel ausgerollt und Kameras aufgebaut werden konnten, bedurfte es einer Drehgenehmigung. „Zum einen muss das genehmigt werden, was konkret im Bild zu sehen ist, zum anderen alles, was im Hintergrund auftaucht“, so Reinhardt. Ein großes Problem stellten die angefragten Berechtigungen nicht dar, die Stadt Mannheim und die zuständige Hausverwaltung gaben grünes Licht.

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Für die Anwohnerinnen und Anwohner waren die sechs Drehtage mit leichten Einschränkungen verbunden. So blockierte die Filmcrew zahlreiche Parkplätze an der Hessischen Straße, auch waren die Wege zwischen den Häusern zeitweise gesperrt, wenn gerade gedreht wurde. Mit Einwurfzetteln in den Briefkästen hatten die Verantwortlichen im Vorfeld auf die Dreharbeiten hingewiesen.

„Ab und zu kommt es vor, dass die Leute unzufrieden reagieren, wenn sie von den Einschränkungen betroffen sind“, sagt Reinhardt, „normalerweise überwiegt in Ludwigshafen und Mannheim der Stolz, dass in unmittelbarer Nähe ein Tatort gedreht wird“.

Kind entführt, Nachbarin getötet

Zurück in die Hessische Straße, wo an diesem grauen Tag der Wind zwischen den Hochhäusern hindurchpfeift. Kommissarin Stern hat die Wunde des jungen Mannes fachgerecht verbunden. Viel schlimmer als der blutige Kratzer am Arm quält Swen allerdings seine eigene Vergangenheit. Als Neunjähriger ist er entführt worden und erst nach Monaten freigekommen. Nun ist in Ludwigshafen erneut ein Junge gekidnappt worden, eine Nachbarin wird dabei getötet. Der Fall ähnelt frappierend dem von vor neun Jahren. Swen kann den Ermittlerinnen nicht weiterhelfen, noch immer leidet er an einem Trauma - doch Polizistin Stern gelingt es, ein gutes Verhältnis zu ihm aufzubauen.

Bis die Folge „Der Stelzenmann“ im Fernsehen zu sehen ist, dauert es noch. „Vermutlich im Frühling 2025“, teilt Reinhardt mit. Zunächst muss auch noch ein paar Tage gedreht werden. Vom Waldhof ging es für die Filmcrew auf die Ludwigshafener Parkinsel.

Redaktion Redakteur in der Onlineredaktion

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