Mannheim. Diese Woche hat der Impfbus der Stadt Mannheim bundesweite Bekanntheit erreicht. Jedenfalls bei allen Benz-Baracken-Fans auf RTL II. Da wurde der Bus nicht nur mehrfach gezeigt und mit staunendem Ton erwähnt – als die jetzigen Folgen im Sommer 2021 gedreht wurden, waren solche Impfaktionen noch wenig bekannt. Es ließen sich auch gleich die prominentesten Protagonisten der Serie impfen. Und stellten überrascht fest, sie hätten den Piks fast gar nicht gemerkt. Vielleicht nicht die schlechteste Werbung.
Augenblicklich ist der Andrang bei den Aktionen indes überschaubar. Lange Schlangen wie in der Vorweihnachtszeit sind nicht mehr zu sehen. Am Donnerstag etwa stand um 12.30 Uhr vor dem Kurpfalz-Center auf der Vogelstang nur eine Handvoll Menschen vor dem Bus, die Hälfte von Impfteam und DLRG.
Sogar noch Ausbau angestrebt
„Die Zahlen sind aktuell rückläufig“, bestätigt Rathaussprecher Ralf Walther. Das Angebot zu reduzieren, wie es der Rhein-Neckar-Kreis bereits getan hat, habe man aber nicht vor. Zwar liefen Verhandlungen mit dem Land – es finanziert die mobilen Teams und hätte nichts gegen Einsparungen. Doch die Stadt wolle die vorhandenen Kapazitäten bis Ende des Jahres behalten, so Walther. „Der Strategiemix von zentralen Anlaufstellen und wechselnden Aktionen hat sich bewährt.“ Mit Kooperationspartnern arbeite man sogar eher noch an einem Ausbau der Impfstruktur – auch, „um gut vorbereitet zu sein, wenn die Nachfrage wieder rasant ansteigen sollte“.
Das dürfte spätestens dann sein, wenn wie in Isreal mit einer zweiten Booster-Runde begonnen wird. Schon in den vergangenen Monaten waren überall vor allem Auffrischungsimpfungen gefragt. Die machen auch bei städtischen Aktionen unverändert den Löwenanteil aus.
Auch bei Ärzten mehr freie Termine
Wie hoch die Nachfrage an den einzelnen Orten noch ist, lässt sich die Stadt nicht entlocken. Darüber werde keine Statistik geführt, heißt es. Rückschlüsse lassen sich jedoch aus Wiederholungen ziehen. Wäre etwa Ikea in Sandhofen ein schlechter Ort zum Impfen, würde es dort derzeit kaum täglich angeboten. Im Möbelhaus verbringen ja auch viele Kunden ohnehin Stunden, während man beim Einkauf im Supermarkt oft stärker unter Zeitdruck ist.
Aber warum wird noch vor Löwen- oder Adler-Spielen geimpft, wenn so gut wie keine Zuschauer zugelassen sind? Da sei die Nachfrage dennoch nach wie vor ähnlich wie bei anderen Aktionen, sagt Walther. „An der SAP Arena ist viel Platz vorhanden, und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sowie die Parkmöglichkeiten sind gut.“
Inzidenz steigt auf 740,7
- Die Stadt hat am Donnerstagabend 356 neue Corona-Fälle gemeldet.
- Die Sieben-Tage-Inzidenz ist damit auf 740,7 gestiegen.
- Am Mittwoch hatte das Landesgesundheitsamt einen mit 673,8 viel zu niedrigen Wert für Mannheim ausgewiesen, weil es wegen neuerlicher Computer-Probleme nur rund die Hälfte der Neuinfizierten von hier erfassen konnte.
- Der Rest ist nun nachträglich eingerechnet, die Inzidenz müsste somit wieder korrekt sein.
- Der Landesschnitt liegt nun bei 667,2. Unklar ist indes, ob tatsächlich wieder aus allen Kommunen sämtliche Infizierte registriert sind.
Angesichts des nachlassenden Andrangs denke die Stadt aber auch über veränderte Angebote nach, so der Sprecher. Als Beispiel nennt er das „Feierabend-Impfen“ bis 22 Uhr am Donnerstag ohne Termin im Rosengarten. Nicht sehr gefragt seien Sonderaktionen für über Fünfjährige. So zuletzt vor der Brüder-Grimm-Schule in Feudenheim, als zu Aktionsbeginn genau eine Mutter mit Kind da war. Walther führt das auf eine ausreichende Versorgung über Kinderarztpraxen zurück.
Allgemein ist von Ärzten ebenfalls zu hören, dass Impfanfragen zurückgingen. Wer etwa auf der Plattform www.doctolib.de einen Termin buchen will, bekommt schon für den nächsten Tag mehrere angeboten.
Corona in der Region
Auch im Impfpunkt im Klinikum, gedacht für Mannheimer ohne Hausarzt, ist die Auslastung laut Sprecher Dirk Schuhmann rückläufig. „Viele, die für sich eine Booster-Impfung wünschen, haben diese mittlerweile erhalten.“ Die Universitätsmedizin nutze die freien Kapazitäten jetzt für das neue „Mittagspausen-Impfen“ ohne Termin. Das werde gut angenommen, gleich am ersten Tag seien mehr als 20 Impflinge zwischen 12 und 14 Uhr gekommen.
Demnächst soll auch in Apotheken geimpft werden. Die Vorbereitungen liefen „auf Hochdruck“, so Theresa Osterholzer vom Stuttgarter Sozialministerium. Sie hätten bereits grünes Licht, dass es Anfang Februar losgehen könne, sagt Alexander Dafke von der Collini-Apotheke. Die hat wie fünf weitere aus Mannheim bereits bei einem AOK-Modellprojekt für Grippeimpfungen mitgemacht. Daher müssen die Mitarbeiter nun nicht erst entsprechend geschult werden. Geplant sind laut Dafke spezielle „Impfmarathon“-Tage am Wochenende. Er hätte gern früher losgelegt, es sei bedauerlich, wie lange die Umsetzung dauere.
Auf Bundesebene war schon im November beschlossen worden, dass auch Apotheker mitimpfen sollen. Ebenso Zahn- und Tierärzte. Doch für die müsse man noch auf entsprechende Leistungserbringer-Vorgaben aus Berlin warten, so Ministeriumssprecherin Osterholzer. Schnell klingt anders.
Info: Städtische Angebote: www.mannheim.de/impfaktionen
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Impfen muss einfach bleiben!