Mannheim. Wenn in der einen Ecke das Spieltelefon klingelt, in der anderen das Martinshorn des kleinen Feuerwehrautos ertönt, man Geräusche vom Bobbycar ebenso hört wie Schreie, Jauchzen und Lachen - für Elisabeth Bückermann ist das Stress, den sie mag. „Positiver Stress“, wie sie betont. Deshalb kommt die Erzieherin so gerne auf den Maimarkt, um hier im Kindergarten zu arbeiten - obwohl die 67-Jährige längst pensioniert ist. Seit 50 Jahren ist sie auf dem Maimarkt aktiv.
Zunächst hat sie Bier ausgeschenkt. Sie tanzt damals in der Garde des Feuerio, als die Brauerei Habereckl Mitarbeiterinnen für den Maimarkt-Stand sucht. Sie meldet sich mit ihrer Schwester, beide arbeiten hier zwölf Jahre lang. Aber dann zieht sich Habereckl aus Mannheim zurück. Über Richard Strohhecker, damals Prokurist der Mannheimer Ausstellungs-Gesellschaft (MAG), bekommt sie den Job im Kindergarten - und ist seither dabei, und die Schwester inzwischen auch.
„Liz“, wie jeder sie nur nennt, und drei weitere Erzieherinnen gehören zum Stammpersonal, hinzu kommen zwei weitere Kräfte als Verstärkung oder Vertretung. Denn der Maimarkt-Kindergarten will keineswegs nur Aufbewahrungsstation sein, weshalb die Ausstellungsleitung wert auf Fachkräfte legt. Die meiste Erfahrung hat „Liz“ Bückermann: Seit 1977 arbeitet sie bei der Stadt Mannheim als Erzieherin, seit über 30 Jahren im Kinderhaus Oberer Ried. Und obwohl offiziell in Rente, ist sie dort weiter für einen Tag die Woche beschäftigt. Mit und für Kinder zu arbeiten, sei „einfach herrlich“, sagt sie, und das hat sie auch als Hobby lange gemacht. Bei der „Fröhlich Pfalz“ trainierte sie zehn Jahre die „Krümelgarde“, und bei der Siedlergemeinschaft Schönau leitet sie weiter drei Tanzgruppen und ist im Vorstand engagiert.
Wir sind die einzige Messe, die einen richtigen Kindergarten hat
Aber auf die elf Tage im Maimarkt-Kindergarten, für die sie immer Urlaub genommen hat, freut sie sich stets ganz besonders. „Wir sind die einzige Messe, die einen richtigen Kindergarten hat, nicht nur einen Spielpunkt, wo man Kinder halt kurz abgibt“, hebt sie hervor. Er liegt, vom Haupteingang gesehen, links am Ende des Gebäudes der Ausstellungsdienste neben der Feuerwehr. Kinder von Besuchern, die zwischen zwei und acht Jahre alt sind, werden bis zu sechs Stunden kostenlos betreut, Ausstellerkinder ohne Zeit- und Altersgrenze.
Auch einen Wickelraum und eine Stillmöglichkeit bietet der Kindergarten den Besuchern. Für die Kinder gibt es einen mit viel Spielzeug ebenso wie Rückzugsmöglichkeit und Hochebene ausgestatteten großen Raum sowie ein Freigelände mit Sandkasten, kleiner Rutsche, Bobbycars und mehr. Erst kurz vor Corona, so hebt Bückermann hervor, habe die MAG hier investiert und alles neu eingerichtet. Zudem bekommen die Kleinen Getränke, Brötchen und Obst.
In den vergangenen Jahrzehnten habe sie schon alles erlebt, erzählt sie. Dazu zählen Kinder, die sich erst nicht in den Raum trauen, später aber gar nicht mehr gehen wollen, bis zu Eltern, die es nicht wagen, ihren Nachwuchs abzugeben - während der sich längst mit all den Spielsachen und Gleichaltrigen vergnügt: „Denen sage ich dann: Gehen Sie doch jetzt als Paar mal was trinken, nutzen Sie die Chance!“ Besonders freut sie sich, wenn junge Eltern ihre Kinder bringen, die sie einst schon als Kind betreut hat. Dann schauen sie manchmal gemeinsam in die Fotoalben von früher.
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