Großumbau

Im Mannheimer Klinikum geht es mit der „Neuen Mitte“ im Herbst richtig los

In der Universitätsmedizin Mannheim stehen zwei gewaltige, zukunftsentscheidende Projekte an: der Verbund mit Heidelberg sowie der Großumbau "Neue Mitte". Die Geschäftsführer erklären, wann womit zu rechnen ist

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Steffen Mack
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So soll der zentrale Bereich im Klinikum nach dem ersten Bauabschnitt 2030/31 aussehen. Noch steht hier das Patientenhaus. © Ludes Architekten – Ingenieure Gmbh

Mannheim. Den beiden Geschäftsführern des Mannheimer Klinikums ist die Erleichterung noch deutlich anzumerken. Hans-Jürgen Hennes und Freddy Bergmann können sich jetzt den anstehenden riesengroßen Herausforderungen widmen, dem geplanten Verbund mit der Heidelberger Uniklinik sowie dem Mega-Bauprojekt „Neue Mitte“. Die für den laufenden Betrieb nötigen Finanzmittel haben sie nun.

Nachdem das Land Anfang Mai für dieses Geschäftsjahr rund 60 Millionen Euro als Überbrückungshilfe bereitstellte, steuerte der Gemeinderat auf seiner jüngsten Sitzung neben den vorgesehenen 25 weitere zehn Millionen bei. Zudem sagte die Stadt fürs nächste Jahr fast 100 Millionen verbindlich zu. Erwartet wird zwar, dass die grün-schwarze Koalition in Stuttgart wieder einen großen Anteil übernimmt (zuletzt waren es stets 60 Prozent). Aber da sie für 2025 noch keinen Haushalt hat und keine verbindlichen Zusagen machen kann, ist das noch nicht sicher.

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„Wir sind dem Mannheimer Gemeinderat überaus dankbar, uns erneut einmütig Finanzhilfen in solcher Höhe zu gewähren“, betont Hennes. „Das ist schon außergewöhnlich, dass eine Stadt so geschlossen zu ihrem Klinikum steht.“

Er und sein fürs Kaufmännische zuständiger Kollege Bergmann erklären beim Treffen im Konferenzraum der Geschäftsführung, woran das anhaltende Minus liegt. Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, unter denen nahezu alle deutschen Krankenhäuser leiden (nicht umsonst plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ja eine umfassende Reform), kommt beim Klinikum ein spezielles Problem hinzu. „Die alten Gebäude kosten uns jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag“, so Bergmann. Umso wichtiger sei die „Neue Mitte“.

Stadt muss mehrere Hundert Millionen Euro beisteuern

Auch die wird für die Stadt indes sehr teuer. Die letzte Kostenschätzung ist nach Angaben des Kaufmännischen Geschäftsführers von 2019, damals seien alles in allem 969 Millionen Euro veranschlagt worden. „Mittlerweile werden es mehr sein, aber wohl nicht so viel mehr wie befürchtet. Der drastische Anstieg der Baukosten hat sich ja wieder deutlich abgeschwächt“, sagt Bergmann.

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Der Stuttgarter Gesundheitsminister Manne Lucha hat zwar wiederholt zugesagt, das Land werde „50 Prozent plus X“ der förderfähigen Kosten übernehmen. Dennoch bleibt - wenn auch verteilt über rund zehn Jahre - ein gewaltiger Batzen für die Stadt. „Dass über das Mutter/Tochter-Modell beim Verbund indirekt weiteres Geld aus Stuttgart in die Neue Mitte fließt, ist nicht vorgesehen“, berichtet Bergmann.

Er weist jedoch darauf hin, dass das Riesenprojekt auch unabhängig von den Plänen mit Heidelberg unbedingt hätte kommen müssen. „Das Klinikum ohne diesen Großumbau aus den roten Zahlen bringen zu wollen, wäre wie ein Kampf gegen Windmühlen.“

Bauvorbereitende Maßnahmen für die Aufstockung des Apothekengebäudes laufen bereits seit vorigem Jahr. Im Herbst soll der Kran anrücken und der Rohbau beginnen. Geplant ist, 2027 mit dem Abriss des Patientenhauses und weiterer Gebäude im Zentrum anzufangen. „Der erste Bauabschnitt soll 2030/31 fertig sein, der zweite voraussichtlich 2034/35“, kündigt Bergmann an.

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Kurzfristig schauen die beiden Geschäftsführer nun aber vor allem nach Bonn: „Erst wenn das Kartellamt grünes Licht gegeben hat, können wir direkt mit der Heidelberger Uniklinik über die Ausgestaltung des Verbundes und ein gemeinsames Medizinkonzept verhandeln“, sagt Hennes. „Bisher konnten beide Häuser aus kartellrechtlichen Gründen nur streng getrennt voneinander begutachtet werden und Unterlagen einreichen.“

Spätestens Mitte Juli muss die kartellrechtliche Entscheidung laut Bergmann fallen, das legten entsprechende Fristen fest. „Vielleicht geht es auch deutlich früher, aber das ist bei diesem aufwendigen Prüfverfahren nicht sehr wahrscheinlich.“

Wie das federführende Stuttgarter Wissenschaftsministerium kürzlich dem „MM“ bestätigte, soll es nach grünem Licht aus Bonn im Sommer Näheres zum Verbund geben. Noch stehen da viele Fragezeichen. Ob etwa der Anteil der Stadt im Mutter/Tochter-Modell wie bei den Zahlungen zuletzt 40 Prozent sein wird, ist laut Hennes völlig offen. Auch der neue Name des Klinikums - vorgesehen war Universitätsmedizin Heidelberg, Campus Mannheim - stehe nicht abschließend fest.

Bettenzahl soll mit dem Verbund von 1352 auf 1050 sinken

Anfang 2025 soll der Verbund starten. Dann wird Bergmann nichts mehr damit zu tun haben, wie er bekräftigt. „Es bleibt dabei: Ich höre am 31. Dezember dieses Jahres als Geschäftsführer auf.“ Hennes Vertrag läuft noch zwei Jahre länger.

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Mit dem Verbund soll die Bettenzahl von nominell 1352 auf 1050 sinken. „Weniger Beschäftigte wird es nicht geben“, versichert der Ärzliche Direktor. „Wegen des Fachkräftemangels besonders im Pflegereich werden wir alle weiter brauchen.“

Weil auch Theresien und Diako im Zuge ihrer eingeleiteten Fusion Krankenhausbetten abbauen, wird die Gesamtzahl in Mannheim Hennes zufolge künftig bei rund 1600 liegen. Mit fünf pro 1000 Einwohner sei das die niedrigste Quote in Baden-Württemberg. „Aber deswegen muss sich niemand Sorgen machen, zusammen mit ambulanten Angeboten reicht das für die medizinische Versorgung aus.“

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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