Mannheimer Krankenhäuser

Mannheimer Krankenhäuser: Offene Fragen bei Verschmelzung von Diako und Theresien

Aus zwei wird eins. Die beiden christlichen Krankenhäuser in Mannheim fusionieren. Ansonsten ist rund um Diako und Theresien indes noch vieles ungeklärt, zum Leidwesen von Beschäftigten

Von 
Steffen Mack
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Der Patienten- und Besuchereingang am Theresienkrankenhaus, aufgenommen im vergangenen September. Was aus den Gebäuden wird, ist offen. © Christoph Blüthner

Mannheim. Spricht man mit Menschen in seinem Bekanntenkreis, ist das nie eine repräsentative Umfrage. Dennoch ist von mehreren Beschäftigten der christlichen Krankenhäuser zu deren Fusion fast nur eine Antwort zu hören: „Frag nicht uns, wie wissen es selbst nicht. Die sagen uns gar nichts.“ Speziell bei im Theresienkrankenhaus arbeiteten Menschen klingen da schon auch Sorgen durch, wie es wohl nach dem Umzug ins Diako für sie weitergeht.

Wer mit Angestellten anonym über ihren Arbeitgeber redet, bekommt oft schnell Negatives zu hören. Aber dass an beiden Standorten, jedenfalls offiziell, noch sehr vieles unklar ist, bestätigt sich mit einer Anfrage an die Führungsspitze.

Generalplaner wird noch gesucht

Zum aktuellen Stand teilt Sprecherin Nina Luschnat mit: „Wir sind derzeit dabei, die Urologie am Diako zu konzentrieren und eine Basisversorgung am Theresienkrankenhaus aufrecht zu erhalten.“ Der nächste Schritt sei die Bildung von klinischen Schwerpunkten und Zentren. „Ziel ist dabei, die umfassende Notfallversorgung an beiden Standorten bis auf weiteres sicherzustellen.“

Vor einem halben Jahr hatten die Verantwortlichen im „MM“-Interview folgenden Zeitplan genannt: 2027 Spatenstich für den Diako-Umbau auf dem Lindenhof, spätestens 2029 sollten dort alle Beschäftigten arbeiten. Dazu heißt es nun von Luschnat nur: „Wir sind derzeit in einem Auswahlverfahren für einen Generalplaner. Diese Leistungen müssen wir ordnungsgemäß ausschreiben.“ Architekten hätten schon „durchaus pfiffige Ideen“ präsentiert, die man nun zusammenführen wolle. Vorzeigbare Planungsergebnisse gebe es indes noch nicht.

Gemeinsames Direktorium umgebildet

  • Seit 1. März ist Michael Molitor in den beiden christlichen Krankenhäusern Direktor für Unternehmenskultur.
  • Damit folgt der 36-Jährige – befristet bis Ende 2024 – auf den Hausoberen Jonas Pavelka.
  • Zuvor war Molitor in unterschiedlichsten Positionen für die Barmherzigen Brüder Trier tätig, die neben vielen anderen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in Deutschland auch in Mannheim Theresien und Diako betreiben.
  • Zur Führung der beiden Häuser gehören weiter der Ärztliche Direktor Dieter Schilling, Pflegedirektorin Julia Fasen sowie der Kaufmännische Direktor Michael Schuler. Dessen Vorgänger Jens Nily werde Mitte des Jahres ausscheiden, heißt es. 

Noch bedeckter hält sich die Sprecherin, was aus dem Theresien wird. „Aktuell legen wir unser Hauptaugenmerk auf die medizinische Entwicklung des Standortes am Lindenhof.“ Die in die Jahre gekommenen Gebäude und Liegenschaften am südlichen Neckarufer würden bewertet, um Rahmenbedingungen für eine Anschlussnutzung zu definieren. Jener Standort sei gleichwohl noch hochattraktiv. Eine Weiterentwicklung werde „sinnigerweise zusammen mit zusätzlichen Anbietern von medizinischen und pflegerischen Leistungen erfolgen“.

Dem Vernehmen nach soll eine Tagesklinik entstehen, auch mit vielen Belegbetten für niedergelassene Ärzte. Entsprechende Vorbereitungen laufen offenbar bereits.

Nach dem Verschmelzen der beiden – von den Barmherzigen Brüdern Trier (BBT) übernommenen – Krankenhäuser hatten alle Theresien-Beschäftigten ein Sonderkündigungsrecht. Abgesehen von der üblichen Fluktuation habe man bisher keine auffälligen Abwanderungstendenzen wahrgenommen, so die Sprecherin. Ziel sei unverändert, allen einen Arbeitsplatz in veränderter Umgebung anzubieten. Nach „MM“-Informationen gab es einen arbeitsrechtlichen Konflikt mit einem Spitzenmediziner, der wohl außergerichtlich gelöst wurde.

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Im Interview betonten die Verantwortlichen auch, angesichts des Personalmangels vor allem in der Pflege würden alle bisherigen Beschäftigten trotz der geplanten Bettenreduzierung weiter benötigt. An dieser hat sich nichts geändert. Wie die Sprecherin bestätigt, soll die Zahl – beide Häuser zusammengerechnet – künftig um die Hälfte auf 550 bis 600 sinken. Derzeit fehlt Kliniken überall in Deutschland Personal, um ihre nominell vorgesehenen Betten auch tatsächlich belegen zu können.

Nichts Neues kann Luschnat auch von der Ende 2021 geschlossenen St. Hedwig-Geburtsklinik in A 2 berichten. Hier sei weiter eine Kurzzeit-Pflegeeinrichtung angedacht. Dafür stehe man unter anderem mit der Caritas in Kontakt. Genehmigungsprozesse liefen bereits.

„Brüder Klinikum Julia Lanz“?

Gesucht werde auch noch ein neuer Name für das Krankenhaus in der Speyerer Straße, so die Sprecherin. Dabei sollten die verschiedenen Charaktereigenschaften von Theresien und Diako berücksichtigt sowie die Rolle der BBT betont werden.

Als neuer Name gehandelt wird, wie der „MM“ erfuhr, „Brüder Klinikum Julia Lanz“. Die Mäzenin (1843-1926) hatte sich mit ihrem Mann – nach dem das im Diako aufgegangene Heinrich-Lanz-Krankenhaus benannt war – über die gemeinsame Stiftung vielfach um Mannheim verdient gemacht, besonders auf dem Lindenhof. Laut Luschnat werden bei der Namenssuche indes nach wie vor mehrere Optionen geprüft.

Natürlich ist es erneut keine repräsentative Umfrage, nur eine subjektive Erfahrung: Hören die Krankenhaus-Beschäftigten den Namen „Brüder Klinikum Julia Lanz“, hält sich ihre Begeisterung stark in Grenzen. Zumal man das Wort Klinikum in dieser Stadt ja mit der Mannheimer Universitätsmedizin verbindet.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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