Mannheim. Die Eltern des Kinderhauses und Hortes Kleine Riedstraße in der Neckarstadt-West haben schon eine lange „Leidensgeschichte“ hinter sich, was die Betreuungszeiten angeht. Einmal sei der Hort wegen Personalengpässen ein paar Tage lang geschlossen worden, berichtet Daniel Neff, Vater eines Schulkindes, das diese Einrichtung besucht. Und immer wieder seien die Öffnungszeiten verkürzt worden. Was die Eltern dann aber Mitte Dezember erfuhren, habe für „blankes Entsetzen“ gesorgt: die Ankündigung, dass der Hort dauerhaft zum 31. Januar geschlossen werden soll.
Stadt Mannheim betreibt 41 Horte
Wie am Montag berichtet, schließt die Stadt diesen und zum 9. Februar den Hort des Kinderhauses Neckarau, weil auf das Betreuungsangebot anders als bei Kindergärten kein rechtlicher Anspruch besteht. Erklärtes Ziel ist es, mit dem frei werdenden Personal die Lage in den Kitas zu verbessern. Die Stadt betreibt derzeit nach eigenen Angaben 41 Horte. Vor wenigen Tagen hat sie mitgeteilt: Wie es auf Dauer aussehe, sei zwar schwer zu sagen. Aber „zurzeit zeichnen sich keine weiteren Hortschließungen ab“.
Den Betroffenen nutzt das allerdings nichts. In der Neckarstadt geht es um 34, in Neckarau um 16 Kinder. Für Letztere habe man eine Lösung gefunden, so die Stadt. Sie könnten ab 9. Februar durch die Caritas versorgt werden. Dem halten Horteltern des Kinderhauses entgegen: Faktisch sei das für einige Kinder nicht der Fall, weil die längeren Wege oder Umstände nicht zumutbar seien. Was die Neckarstadt-West angeht, ist die Stadt zwar „im Austausch mit einem potenziellen freien Träger“, könne den Eltern aber noch kein Angebot machen.
Hort-Schließung birgt besondere Problemlage
Sollte sich bis Monatsende nichts abzeichnen, hat das Folgen. Neff, der auch Elternbeiratsvorsitzender der nahen Humboldt-Grundschule ist, zählt auf: „Wir haben Personen, die alleinerziehend sind – eine Frau, die selbst Erzieherin in einem städtischen Kindergarten ist – ein Ehepaar, das in Schicht arbeitet.“ Sie alle und einige andere „wissen nicht, wie sie ihren Alltag ohne Betreuungsplatz stemmen sollen“.
Im Übrigen hat es für ihn einen „üblen Beigeschmack“, dass „als erstes ein Hort in der Neckarstadt-West ,geopfert’ wird“ – einem Stadtteil also, der soziostrukturell eher schlecht aufgestellt ist. Auf diesen Punkt geht in einer Pressemitteilung auch die SPD-Fraktion ein. „Das Schließen einer Einrichtung“ gerade in einem Gebiet, „in dem vielfältige Problemlagen vorhanden sind, ist für die Kinder und Eltern dort eine Katastrophe“, betont die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Melanie Seidenglanz. Es müsse „jetzt schnell eine Lösung gefunden werden“, etwa „durch das Einspringen eines freien Trägers wie in Neckarau“. Die SPD-Fraktion fordert von der Stadtverwaltung, die „Sozialraumindikation bei eventuell zukünftigen Schließungen stärker zu beachten“.
Ohnehin ist das Kinderhaus in der Neckarstadt-West eines derjenigen, die von Personalengpässen besonders betroffen ist. So war die Öffnungszeit seit 30. Mai 2023 laut einem Brief der Stadt an die Eltern bereits „dauerhaft verkürzt“. Im Schreiben vom 6. November hieß es außerdem: „Aktuell können wir im Kindergarten nur eine Notbetreuung anbieten.“ Gleichzeitig kündigte die Stadt an, ab 15. November werde „die Einrichtung für alle Kinder“ nur noch von 8 bis 15 Uhr geöffnet sein.
Gewerkschaft Verdi sehr besorgt
Die Verwaltung teilte daneben mit, dass zwei Angestellte „aus dem Hortteam zukünftig dauerhaft“ im Kita-Team mitarbeiteten. Der Hort werde durch Zusatzkräfte und Auszubildende unterstützt. Von Schließung war zu diesem Zeitpunkt aber keine Rede. Als die Ankündigung wenige Wochen später kam, erwischte das die Eltern kalt. Und die Humboldtschule, deren Kinder vor allem betroffen seien, sei erst im Januar informiert worden, berichtet der Elternbeiratsvorsitzende.
Von der Stadt fühlten sich die Eltern „gänzlich alleingelassen“, berichtet Daniel Neff. Nach Ankündigung der Schließung habe es „keine Angebote oder Unterstützung“ gegeben, „auch nicht die Info, dass man sich um einen neuen Platz bewerben muss“. Und auch danach seien Informationen der Stadt an die Eltern ausgeblieben.
Sabine Leber-Hoischen aus Neckarau, Vertrauensfrau der für Kita-Personal zuständigen Gewerkschaft Verdi, beobachtet die Entwicklungen im Betreuungsbereich mit großer Sorge. Sie befürchtet, dass die Personalgewinnung mit den Kitaplatz-Ausbauplänen der Stadt in den nächsten Jahren nicht mithalten kann: „Im Zweifel stehen dann Gebäude leer.“ Es brauche eine „ganz klaren Ausbauplan“ auch für das Personal, den sieht sie aber nicht.
Dass Hortpersonal jetzt in Kitas aushelfen soll, hält sie aus Sicht der Stadt für „nachvollziehbar“. Aber das treffe „Eltern, die dachten, sie hätten einen sicheren Platz“. Außerdem komme 2026 der Ganztags-Rechtsanspruch in Grundschulen. Sie befürchtet: „Das Problem wird dadurch noch verschärft.“
Außerdem: Nicht jede Hort-Fachkraft wolle in eine Kita wechseln: „Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die sich auf ein bestimmtes Alter spezialisiert haben und dort weiterarbeiten wollen.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Gegen Personalmangel in Mannheimer Kitas und Horten mehr Tempo nötig