International Rescue Committee

Hilfsorganisation unterstützt Geflüchtete in Mannheim

Ressourcen aktivieren: Wie das International Rescue Committee (IRC) geflüchteten Menschen in Mannheim hilft, ihre Fähigkeiten zu nutzen. Viele Projekte sind offen auch für Menschen ohne Migrationshintergrund

Von 
Susanne Merz
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Starkes Team: Günseli Acar (l.) und Tasniem Ibrahim (r.) arbeiten für das IRC in Mannheim. © Susanne Merz

Mannheim. „Migration ist nicht nur als Herausforderung zu sehen“, sagt Günseli Acar, Projektleiterin beim International Rescue Committee (IRC). Bei Menschen mit Fluchterfahrung oder Migrationsbiografie sei auch anzuerkennen, dass „diese Menschen viele Fähigkeiten, Talente und Ressourcen mitbringen“. Und es gehe darum, diese Ressourcen zu aktivieren und sie zu fördern. „Dadurch besteht ein Riesenpotenzial für die Gesellschaft“, ist Acar überzeugt.

Dafür sei es wichtig, den Menschen Unterstützung anzubieten. Die Organisation IRC wurde im Jahr 1933 auf Initiative von Albert Einstein mit dem Ziel gegründet, politisch Verfolgten zu helfen. Mittlerweile arbeitet der IRC in mehr als 50 Ländern mit mehr als 24 000 Mitarbeitern. Das IRC leistet lebensrettende Hilfen in von Krieg und Krisen betroffenen Gebieten und schafft Perspektiven für Geflüchtete sowie weitere schutzbedürftige Menschen. In Deutschland ist die Organisation an 20 Standorten mit mehr als 200 Mitarbeitern vertreten. Sie unterstützt Geflüchtete in den Bereichen Bildung, Beruf & Orientierung sowie Schutz, Rechtsberatung und Teilhabe.

Auch in Mannheim mit verschiedenen Projekten präsent

Acar hat das Projekt „Zwei mit Ziel“ in Mannheim geleitet. Dabei wurde Neuankömmlingen ein Jahr lang ein Mentor zur Seite gestellt. „Es geht darum, ein sicheres Umfeld für Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund zu schaffen“, fasst Acar das Ziel des Projekts zusammen. Denn ihnen fehle, wenn sie hierher kommen, ein soziales Netzwerk. Sie seien auf sich alleine gestellt und hätten oft nicht viele Kontakte. „Wir stellen ihnen jemanden zur Seite, der ein offenes Ohr für sie hat“, sagt Acar.

Abdallah El Selehdar (l.) und Diana Cohen (r.) leiten den Fotografie-Workshop des Projekts Klickwinkel. © Susanne Merz

Ein großes Thema ist laut Acar auf jeden Fall Unterstützung beim beruflichen und schulischen Werdegang. Aber es gebe natürlich viele andere Punkte - zum Beispiel die Sprache zu lernen - oder auch psychosoziale Aspekte wie den Umgang mit Herausforderungen und psychischen Belastungen. „Viele haben auf der Flucht schlimme Erfahrungen gemacht und müssen lernen, damit umzugehen. Aber auch der Umgang mit Diskriminierung und Rassismus kann ein Thema sein“, sagt Acar.

Projekte nicht nur für Menschen mit Migrationshintergrund

Tasniem Ibrahim hat als ehrenamtliche Mentorin beim Projekt „Zwei mit Ziel“ gearbeitet. Sie sei immer noch in Kontakt mit ihrem Projektpartner, obwohl das Programm offiziell beendet ist. Sie helfe ihm da, wo er Unterstützung brauche und wünsche, und wo sie selbst diese auch leisten könne. „Das ist eine sehr bereichernde Aufgabe, man lernt ganz viel voneinander. Ich habe so viel Neues erfahren. Über sein Herkunftsland und seine Lebensziele. Das ist einfach schön“, erzählt Ibrahim von ihrem Einsatz als Mentorin. Über ihr Mentoring kam sie auch zum IRC und arbeitet jetzt selbst in einem Projekt der Organisation in Mannheim.

Ibrahim betreut eine Mädchengruppe in der Schwetzinger Vorstadt. Die Gruppe des Projekts „Mädchen mischen mit“ richtet sich an alle Mädchen und „an jeden, der sich als weiblich identifiziert, auch ohne Migrationshintergrund“, wie sie erklärt. Der Mädchentreff ist einer von sechs, die in verschiedenen Stadtteilen stattfinden. Die Mädchen seien zwischen elf und 18 Jahren alt. „Es geht darum, die Mädchen zu bestärken, sie dabei zu unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“ Dabei gehe es bei der Mädchenarbeit um verschiedenste Themen, aber im Kern darum, den Mädchen Raum zu geben. „Wir entscheiden gemeinsam, welche Freizeitaktivitäten wir durchführen. Die Mädchen können sich mit ihren Fragen und Ideen einbringen“, berichtet Ibrahim.

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Um Teilhabe geht es auch im Projekt Klickwinkel, das von Projektleiterin Dana Cohen in Mannheim angeboten wird. Um kulturelle Teilhabe. Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 27 Jahren fotografieren in Mannheim und im Rhein-Neckar-Kreis ihre Familien, ihr Umfeld und ihr Leben - aus ihrer Perspektive. So sollen sie die unterschiedlichen Hintergründe und Sichtweisen der anderen Menschen in ihrem Umfeld besser kennenlernen und sich mit ihrem Umfeld auseinandersetzen. Das Projekt richtet sich an Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. In Workshops kommen die Teilnehmenden zusammen, lernen zunächst die Grundlagen der Fotografie und erfahren, wie sie mit Bildern eine Geschichte erzählen können. „Die Fotografie wirkt so als Instrument für die Begegnung zwischen Menschen verschiedener Lebensrealitäten“, erklärt Dana Cohen. Am Ende des Projektjahrs wird gemeinsam eine Ausstellung mit Vernissage organisiert. Die Workshops und die Ausstellung sollen den Teilnehmenden Raum bieten, um miteinander über Themen wie gesellschaftliches Zusammenleben und Leben in einer Einwanderungsgesellschaft ins Gespräch zu kommen.

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Kürzlich sind nur zwei Teilnehmerinnen in die Alte Feuerwache gekommen, obwohl der Workshop Platz für zwölf bietet: „Neue Projektangebote haben immer wieder Anlaufschwierigkeiten zu Beginn, aber wenn sie erstmal länger laufen, ist die Resonanz zumeist groß“, sagt Dana Cohen. Eine Teilnehmerin hat schon am IRC-Projekt „Zwei mit Ziel“ teilgenommen und über Acar von Klickwinkel erfahren. Sie ist gekommen, weil sie „Interesse an Fotografie hat“. Besonders gut gefalle ihr „die Unterstützung und angenehme Atmosphäre im Workshop“.

Wer bei der nächsten Workshopreihe mitmachen will, kann sich anmelden unter: klickwinkel@rescue.org

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