Ukraine-Krieg

Hilfe für Czernowitz: Zahl der Kriegsversehrten steigt ständig

Die Stadt Mannheim unterstützt eine neue Reha-Klinik in der ukrainischen Partnerstadt Czernowitz - mit Geld, Knowhow und Trainingsgeräten. Auch andere Institutionen sind dabei

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Valerie Gerards
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Svitlana Shyrokova (l.), Leiterin der Poliklinik Nr. 2, und Valentyna Morkit werden in der Bedienung eines roboterunterstützten Trainingsgeräts geschult. © Valerie Gerards

Mannheim. Die Stadt Mannheim unterstützt die Einrichtung einer neuen Rehabilitationsklinik in ihrer ukrainischen Partnerstadt Czernowitz mit modernen medizinischen Geräten. Aktuell werden Ärzte und Physiotherapeuten der „Poliklinik Nr. 2 Czernowitz“, in der vor allem Kriegsversehrte behandelt werden sollen, am Universitätsklinikum Mannheim (UMM) in der Bedienung eines roboterunterstützten Trainingsgeräts geschult.

„Zu uns kommen viele Binnenflüchtlinge aus anderen Teilen des Landes, in denen es aufgrund des Krieges nicht möglich ist, sich behandeln zu lassen oder zu arbeiten“, berichtete Klinikleiterin Svitlana Shyrokova über die Lage in Czernowitz. Da die Stadt an der Grenze zu Rumänien liegt, sei es dort sichererals in der Nähe der Front - ein Grund für die Wahl des Standorts der Rehaklinik. Jedoch: „Es fällt schwer, unter den Umständen zu leben, in denen das eigene Leben und das Leben von Familienangehörigen dauernd in Gefahr ist.“

In der Klinik werden nicht nur Zivilisten, sondern auch Angehörige des Militärs behandelt, die aufgrund von Landminen oder anderen Kriegswaffen versehrt sind. Das Trainingsgerät, der sogenannte Tyromotion Amadeo, hilft Patienten mit fehlender oder eingeschränkter Funktion der Finger oder der gesamten Hand dabei, ihre Beweglichkeit wieder zu erlangen. Nach Abschluss der Schulung wird das Gerät nach Czernowitz geliefert. „Die Anzahl unser Patienten steigt leider stetig“, sagte Shyrokova.

Ausstattung der Reha-Klinik in Czernowitz und die Schulung der Mitarbeitenden unterstützt Mannheim mit rund 340.000 Euro

In der Poliklinik vor Ort ist bereits ein moderner, Robotik gestützter Gangtrainer. Auf dem Gerät können Menschen, die nicht mehr ihr gesamtes Körpergewicht tragen können, behutsam wieder gehen lernen. Erfahrungen mit dem Gangtrainer wird die Reha-Delegation in den Schmieder Kliniken in Heidelberg sammeln.

Außerdem ist ein Austausch mit dem ZAR Reha-Zentrum Mannheim geplant. Im November wird eine weitere Delegation von Ärzten und Therapeuten zum Thema mentale Gesundheit erwartet - hier ist insbesondere ein Austausch mit dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) vorgesehen.

Die Ausstattung der Reha-Klinik in Czernowitz und die Schulung der Mitarbeitenden unterstützt die Stadt Mannheim mit insgesamt rund 340.000 Euro. „Damit wollen wir Menschen in der Ukraine helfen, die im Krieg verletzt wurden oder aus anderen Gründen gezieltes Rehabilitationstraining benötigen“, erklärte Oberbürgermeister Christian Specht bei einem Besuch der aktuellen Schulung am UMM.

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Neben dem Finger-Hand-Gerät werden eine Kniemotorschiene zur Rehabilitation im Knie- und Hüftbereich sowie ein Duschstuhl das Reha-Zentrum, das durch die Stadt Czernowitz renoviert wurde, vervollständigen. Das ZAR Mannheim stellt zudem sieben gut erhaltene Trainingsgeräte wie Ergometer und Crosstrainer zur Verfügung. Der Fachbereich Bau- und Immobilienmanagement der Stadt Mannheim wird einen ausrangierten Gaskessel zur Gebäudebeheizung mit auf den Weg schicken. Zusätzlich hat die NIKA Holding GmbH 35 Tablet-PCs für eine Czernowitzer Gesamtschule bereitgestellt, damit in Zukunft ein digitaler Schulaustausch mit einer Mannheimer Schule möglich wird.

Material für Hilfspakete für ukrainische Geflüchtete

Die moldawische Hauptstadt Chisinau, ebenfalls Partnerstadt von Mannheim, wurde zudem mit Material für Hilfspakete für ukrainische Geflüchtete unterstützt, darunter Grundnahrungsmittel, Baby-Nahrung, Hygieneprodukte, Winterkleidung und Decken. Auch in die polnische Partnerstadt Bydgoszcz hat Mannheim vor allem Schulmöbel, Lehrmaterialien und EDV-Ausstattung für Schulen geliefert, die ukrainische Geflüchtete unterrichten.

Der Gemeinderat hatte im Jahr 2022 insgesamt eine Million Euro zur Linderung humanitärer Notlagen in Czernowitz, Chisinau und Bydgoszcz bereitgestellt. Durch zusätzliche private Spenden über den Verein „Mannheim hilft ohne Grenzen“ und Zuwendungen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurden bisher Hilfslieferungen im Wert von rund 1,7 Millionen Euro in die drei Städte geschickt.

Aus der Gesamtsumme sind über eine Million Euro nach Czernowitz geflossen, rund. 275.000 Euro nach Chisinau und etwa 260.000 Euro nach Bydgoszcz. Damit ist das bereitgestellte Sonderbudget ausgeschöpft.

Bei den Hilfslieferungen nach Czernowitz standen neben der Ausstattung der neuen Rehabilitationsklinik weitere medizinische Apparate und Materialien, Hygieneprodukte, Grundnahrungsmittel und Geräte zur Aufrechterhaltung der kommunalen Infrastruktur im Vordergrund. Die Stadt Mannheim versorgte ihre Partnerstadt unter anderem mit Stromgeneratoren, Ersatzteilen für die Wasserversorgung, einem Radlader, einem Muldenkipper, zwei Kehrrichtfahrzeugen, vier Kleintransportern, zwei Linienbussen der rnv sowie ein Drehleiter-Fahrzeug der Feuerwehr.

Freie Autorin

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