Mannheim. Der Bericht darüber, dass der Fahrlachtunnel für Monate, möglicherweise für Jahre, nur einspurig in jede Richtung befahrbar sein wird, bewegt die Region. „Wir waren natürlich sehr überrascht, dass diese neue Meldung ausgerechnet jetzt in den anstehenden Verkehrsversuch in der Innenstadt platzt“, sagt Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverband Nordbaden.
„Wartezeit für Kunden“
„Gerade am Wochenende kommen 80 Prozent unserer Kunden aus dem Umland. Für viele externe Kunden dürfte diese Teilsperrung erheblich mehr Wartezeit bedeuten.“ Schon jetzt nutzten viele Autofahrer den Weg durch die Innenstadt, weil an den Brückenköpfen noch gearbeitet wird. „Wenn das beim anstehenden Verkehrsversuch nicht mehr möglich ist, und die Teilsperrung des Tunnels zu zusätzlichen Ausweichverkehr aus und in Richtung Pfalz durch die Innenstadt führt, dann dürfte das zu einem Chaos und kaum verwertbaren Erkenntnissen führen.“ Dann müsse man sich tatsächlich überlegen, den Verkehrsversuch zu verschieben, so Rubel.
„Die Stadt Mannheim hat den Verband Region Rhein-Neckar umgehend über diesen Sachverhalt informiert“, sagt indes Boris Schmitt, Sprecher des Verbands Region Rhein-Neckar (VRRN). Im Rahmen seiner regionalen Koordinierungsaufgaben leitet der VRRN den Arbeitskreis Baustellenkoordination. In diesem stimmen sich die sogenannten Straßenbaulastträger des Kernraums regelmäßig ab. „Solch kurzfristige bauliche Erfordernisse können natürlich nicht vorhergesagt werden“, sagt Schmitt. Die Thematik wird nun Gegenstand der nächsten Sitzung des Arbeitskreises Baustellenkoordination sein, so Schmitt.
Auch die Nutzer der „MM“-Facebookseite äußerten sich zahlreich zum Thema: So schreibt Stefan Andreas: „Ein Trauerspiel, welches seines gleichen sucht. Und gar nicht mal so weit entfernt fündig wird. Thema Hochstraße. . .“ Unterdessen kommentiert Marco Winkelmann stellvertretend für wahrscheinlich viele Pendlerinnen und Pendler in der Region: „Ist mein Arbeitsweg, hin steht man wenn’s blöd läuft 30 Minuten.“ Ulli Ziegenfuß sieht es derweil pragmatisch und schreibt: „Ein Grund im Homeoffice zu bleiben!“
Im Zusammenhang mit dem Fahrlachtunnel kam und kommt übrigens immer wieder auch das Thema dritte Rheinquerung zur Sprache. „Der Tunnel muss den Ost-West-Verkehr übernehmen, der nicht nach Mannheim, sondern eigentlich auf die Altriper Brücke gehört“, sagte der damalige Mannheimer Oberbürgermeister Gerhard Widder (SPD) im Oktober 1994. Die war damals gerade verworfen worden. Und damit war klar, welche Last Südtangente und mit ihr der von Bilfinger und Berger gebaute Fahrlachtunnel zu tragen hatten.
Heute gilt die Straße mit rund 60 000 Fahrzeugen pro Tag als eine der am stärksten befahrenen der Stadt. Sie nimmt damit den Verkehr, der zwischen Ludwigshafen und Heidelberg rollt, aus der Innenstadt heraus. Errechnet waren für das Jahr 2000 übrigens nur 30 000 Fahrzeuge pro Tag.
Brücke als Alternative diskutiert
Auch über eine mögliche Brückenlösung (Schrägkabelbrücke) wurde damals in den 1980er-Jahren diskutiert. Die wäre im Bau sehr viel günstiger gewesen, hätte aber der Stadt beim Thema Korrosionsschutz - und das hoch über den Bahngleisen - sehr viel Probleme bereitet, wie das Tiefbauamt Mannheims damals über „Planung, Entwurf und Ausführung des Fahrlachtunnels Mannheim“ schrieb.
Die Projektsteuerung und kaufmännische Betreuung übernahm die Mannheimer Gesellschaft für Wohn- und Städtebau (MWS). Der symbolische erste Spatenstich erfolgte im April, die ersten Autos rollten im April 1994 durch die beiden, 489 Meter langen Röhren.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Fahrlachtunnel: Schnelle Sanierung nötig