Mannheim. Über die Zukunft des Carl-Benz-Stadions haben der SV Waldhof, die Fans und die Kommunalpolitik in den vergangenen Monaten immer wieder intensiv diskutiert. Ist ein neues Stadion an einem anderen Ort nötig, wie es sich Vereinschef und Mäzen Bernd Beetz wünscht? Oder lässt sich das Carl-Benz-Stadion auch für einen Spielbetrieb in der 2. und sogar in der 1. Liga „aufrüsten“, wie es Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) favorisiert? Jetzt liegen endlich konkrete Zahlen für die Debatte auf dem Tisch.
Demnach wären für einen langfristigen Spielbetrieb in der 3. Liga Investitionen in das Stadion von mindestens rund 22 Millionen Euro notwendig. Für Liga 2 wären es rund 49 Millionen, für Deutschlands Fußball-Oberhaus rund 61 Millionen. So steht es in einer Rathaus-Vorlage, über die der Sportausschuss des Gemeinderats in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag diskutieren wird. Die Zahlen stammen aus einem Gutachten, das die Stadt als Stadion-Eigentümerin in Auftrag gegeben hat. Dieses sollte prüfen, ob und wenn ja mit welchen Investitionskosten im Carl-Benz-Stadion gemäß den Vorgaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) künftig Fußballspiele in den drei genannten Ligen möglich sind. Das Stadion wurde 1993 gebaut und fasst aktuell maximal rund 24 000 Zuschauer.
Plätze für Fans mit Rollstühlen notwendig
Unabhängig von der langfristigen Perspektive sind laut der Vorlage eine Reihe von dringenden Sofortmaßnahmen notwendig, damit der SV Waldhof von der DFL auch für die übernächste Saison - also 2023/2024 - eine Lizenz für die 3. Liga bekäme. Die Kosten dafür werden auf rund acht Millionen Euro beziffert. Dazu gehört zum einen ein komplett neues Stromnetz für das Stadion. Außerdem eine Verbesserung der Flutlichtanlage, weil der Deutsche Fußball Bund eine bessere Ausleuchtung des Spielfeldes vorschreibt. Auch eine leichte Vergrößerung des Spielfeldes sehen die neuen Regularien vor. Außerdem sind neue Plätze für Fans mit Rollstühlen notwendig.
Für einen langfristigen Spielbetrieb in der 3. Liga ist dem Gutachten allerdings noch deutlich mehr zu machen. Neben den genannten Dingen geht es hier zum Beispiel um Betonsanierungen an den Zugängen oder um die Erneuerung des Wasserversorgungs- und Lüftungssystems. Alles in allem Kosten von rund 22 Millionen Euro.
Die Kostenschätzung für die 2. Liga sieht über das alles hinaus noch weitere Punkte vor - unter anderem eine noch mal deutlich größere Arbeits-Infrastruktur für Medienvertreter. So ergeben sich knapp 45 Millionen Euro. Außerdem müsste im Fall eines Betriebs in Liga 2 auch noch das Umfeld des Stadions „ertüchtigt“ werden. Dafür sind weitere vier Millionen Euro veranschlagt. Für die 1. Liga gibt es noch weitere Vorgaben, so dass man auf Investitionen von insgesamt rund 61 Millionen Euro käme.
Das Problem mit der Anstoßzeit
Neben den nötigen Investitionen stellt sich für einen Betrieb in den beiden oberen Ligen allerdings noch ein anderes Problem, auf das die Vorlage hinweist und für das ebenfalls Gutachten angefertigt wurden: Denn nach der aktuellen Baugenehmigung sind Liga-Spiele im Carl-Benz-Stadion nur mit einer Anstoßzeit spätestens um 20.15 Uhr möglich. Der Grund: Lärmschutz für die Anwohner. Auch mit weiteren Schallschutzmaßnahmen sei es nicht möglich, die Lärmschutzvorgaben bei später angepfiffenen Liga-Spielen einzuhalten, so das Ergebnis der Untersuchungen. Für Liga 3 sei das kein Problem. In den beiden oberen Ligen seien dagegen durchaus ein paar Spiele mit einem späteren Beginn vorgesehen. Die Verwaltung sieht bei der aktuellen Gesetzeslage keine rechtlichen Möglichkeiten, hier etwas zu ändern. Ein „sehr einfacher Lösungsansatz“ wäre allerdings, „dass die DFL für den Standort Mannheim die späteste Anspielzeit im regulären Spielbetrieb auf 20.15 Uhr legt“.
Falls sich die Rechtslage nicht ändere, seien Spiele mit einem Anpfiff ab 20.30 Uhr „nur an einem neuen Standort“ möglich, so die Verwaltung. „Damit würden erhebliche Investitionen und die Inanspruchnahme großer Flächen für eine sehr geringe Zahl von Spielen erforderlich. Im Hinblick auf das dicht bebaute Gemeindegebiet erscheint zudem fraglich, ob überhaupt ein Standort realisierbar ist, der die infrastrukturellen, umweltrechtlichen sowie immissionsschutzrechtlichen Anforderungen erfüllt.“ Die Verwaltung will aber prüfen, ob es mögliche andere Standorte gibt.
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