Bauen - Ende des vergangenen Jahres nur noch etwa 4400 Wohneinheiten / Geplante Projekte können Verlust nicht kompensieren

Günstige und geförderte Wohnungen: In Mannheim Mangelware

Von 
Christian Schall
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Das Bild aus dem vergangenen Sommer zeigt die ersten geförderten Wohnungen, die die GBG auf Franklin neu gebaut hat. © Christoph Blüthner

Mannheim. Die Zahl der geförderten Mietwohnungen in Mannheim ist in den vergangenen 20 Jahren stark zurückgegangen - um rund 42 Prozent. Das hat das Dezernat für Bauen und Wohnungsbau auf Anfrage des „MM“ mitgeteilt. Gab es im Jahr 2000 rund 7600 geförderte Mietwohnungen, waren es zum 31. Dezember 2020 nur noch etwa 4400. Wie Dezernatssprecherin Corinna Hiss erklärte, sei das „zum einen darauf zurückzuführen, dass die Wohnungen der früheren Förderjahrgänge wegen Zeitablaufs aus der Bindung gefallen sind. In einigen Fällen wurden die Förderdarlehen auch vorzeitig zurückgezahlt, so dass die Objekte schon zu einem früheren Zeitpunkt als nicht mehr gefördert galten.“

Regeln geförderter Wohnungen

  • Geförderte Wohnungen werden häufig auch – fälschlicherweise – Sozialwohnungen genannt. Sie sind mit einer staatlichen Förderung gebaut worden und unterliegen deshalb für einen bestimmten Zeitraum, meist 25 Jahre, einer Mietobergrenze.
  • Für die Wohnungsbauförderung sind die Bundesländer zuständig.
  • Geförderte Wohnungen dürfen nur an Menschen mit Wohnberechtigungsschein vergeben werden. Diesen gibt die Stadt aus, die darin festgehaltenen Gehaltsobergrenzen regelt das Landeswohnraumförderungsprogramm. Der Schein ist maximal ein Jahr gültig.

In den Jahren 2000 bis 2007 habe es keine Veränderungen gegeben, erst ab dem Jahr 2008 bis 2020 liefen bei rund 3700 Mietwohnungen die Bindungen aus. Im gleichen Zeitraum - zwischen 2000 und 2020 - sind in der Stadt 825 geförderte Mietwohnungen neu gebaut oder beantragt worden, von denen aber noch nicht alle bezugsfertig sind. Deren Zahl konzentriere sich hauptsächlich ab dem Jahr 2016 und der damit zusammenhängenden Verfügbarkeit von Wohnbauflächen auf den Konversionsflächen. Seit 2016 seien rund 760 der 825 Wohnungen neu gebaut oder der Fördervertrag mit dem Land verbindlich geschlossen worden.

Quotenmodell soll helfen

„Genau um dem Wegfall vieler geförderter Mietwohnungen entgegenzuwirken und einkommensschwächere Haushalte zu unterstützen, die auf dem freien Wohnungsmarkt durchs Raster fallen würden, hat die Stadt das Quotenmodell ins Leben gerufen“, sagte Hiss. Es diene gleichzeitig als Instrument, Vielfalt und Chancengleichheit in den Stadtteilen zu schaffen. Das Quotenmodell, das seit Mai 2018 angewandt wird, besagt, dass 30 Prozent der Neubauwohnungen ab zehn Wohneinheiten zu preisgünstigen Mieten angeboten werden. Diese Miete, so erklärt es das Dezernat, berechne sich durch einen Abschlag von 33 Prozent auf die Vergleichsmiete im Wohnungsneubau und werde demnach jährlich angepasst. Aktuell werde im Quotenmodell 7,85 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter verlangt. Dies liege unter der Durchschnittsmiete laut Mannheimer Mietspiegel 2021/2022 von 8,37 Euro pro Quadratmeter.

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Laut Stadt können Bauherren diese Wohnungen als geförderte Mietwohnungen im Rahmen der Landeswohnraumförderung oder als frei finanzierte preisgünstige Mietwohnungen erstellen. Die jeweiligen Einkommensgrenzen legen das Land (für geförderte Mietwohnungen) und die Stadt (für frei finanzierte preisgünstige Mietwohnungen) fest. „In beiden Fällen liegen sie über den Einkommen von Haushalten im Transferleistungsbezug, sodass auch einkommensschwächere Familien aus der sogenannten Mittelschicht eine Chance auf preisgünstige Wohnungen haben“, erklärte die Dezernatssprecherin. Weil diese Wohnungen nicht nur Transferleistungsempfängern vorbehalten sind, sei es nicht treffend, von einer „Sozialquote“ zu sprechen, vielmehr von einer „Quote für preisgünstiges Wohnen“.

Aktuell seien 730 Wohneinheiten durch Kauf- und/oder städtebauliche Verträge im Rahmen des Quotenmodells gesichert. Darin enthalten sind noch nicht die Neubebauungen am Collini-Center und der Otto-Bauder-Anlage in Seckenheim. Dort sei zwar preisgünstiger Wohnraum geplant, die Gesamtzahl der Wohneinheiten ist jedoch noch nicht genau bekannt, weil die Planungen noch in einem frühen Stadium seien.

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG erstellt auf Franklin 256 öffentlich geförderte Wohnungen mit einem gedeckelten Mietpreis - sowohl im Neubau, als auch mit der Renovierung von Bestandsgebäuden. Insgesamt bietet sie rund 3200 Wohnungen mit einer Mietpreisobergrenze an.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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