Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mehr geförderte Wohnungen nicht in Sicht

Drei Kinder müssen sich ein Zimmer teilen, ein Kind schläft grundsätzlich mit einem Elternteil - wer unter diesen Umständen lebt und auf eine größere Wohnung hofft, für den sind die Zahlen zum geförderten Wohnungsbau in Mannheim ernüchternd bis desaströs. Fast um die Hälfte ist das Angebot an geförderten Wohnungen in der Stadt in den vergangenen 20 Jahren zusammengeschrumpft. Da verwundert es nicht, dass sich Menschen mit geringem Einkommen bei der Suche nach einer (meist) größeren Bleibe schwertun. Die passende Wohnung zu finden mutiert zum Glücksspiel.

Der Hauptgrund für den Rückgang ist, dass viele Wohnungen aus der Bindung gefallen sind. Trotzdem kommt die Entwicklung nicht überraschend, da der Trend in Mannheim schon 2008 begonnen hat. Ihm gegenzusteuern, fand praktisch aber nicht statt: 3700 verlorenen Wohnungen stehen 825 neue gegenüber. Diese wiederum werden erst seit 2016 - vor allem auf den Konversionsflächen - geschaffen.

Versäumnis aus 20 Jahren

Schlimmer noch als die Erkenntnis, dass hunderte günstige Wohnungen fehlen, ist die Perspektive, dass sich an dem Zustand in absehbarer Zeit nichts ändern wird. Wenn 20 Jahre lang so gut wie nichts gebaut wurde, kann dieses Versäumnis nicht in fünf Jahren kompensiert werden. Schon gar nicht, wenn sich die Förder-Anforderungen geändert haben, die zu befolgenden Auflagen hoch sind und Bauen im Allgemeinen teurer geworden ist. Von Grundstücken, die für den Neubau benötigt werden, einmal ganz zu schweigen. Und schließlich belastet die Corona-Krise die Staatskasse. Ob die Förderung in dieser Höhe aufrechterhalten wird, ist daher nicht sicher.

Die Schuldfrage hilft jetzt niemandem. Viel wichtiger ist es, sich mit Lösungen zu beschäftigen. Mit dem Quotenmodell hat die Stadt einen Anfang gemacht. Vielleicht muss hier nachgesteuert und der Anteil von 30 Prozent noch einmal erhöht werden. Damit sich drei Kinder nicht länger ein Zimmer teilen müssen.