Mannheim. Das Thema stand nicht auf der Tagesordnung. Unter dem Punkt „Verschiedenes“ ergriff aber Joachim Költzsch das Wort in eigener Sache. Da teilte der Geschäftsführer der Stadtpark-Gesellschaft seinem Aufsichtsrat mit, dass er (wie schon kurz gemeldet) in Rente gehen will. Damit nimmt der am längsten amtierende Geschäftsführer einer städtischen Tochtergesellschaft seinen Abschied – früher als erwartet.
„Überraschend“ ist das Wort, das man von sehr vielen Leuten hört, mit denen man darüber spricht. Aber ganz so überraschend ist es nicht. Schon als er seinen jetzigen Fünf-Jahres-Vertrag erhielt, ging das im Aufsichtsrat nicht reibungslos. Einige Stadträte hielten Költzsch jedoch damals die Stange und setzten gegen die damalige Aufsichtsratsvorsitzende, die inzwischen pensionierte Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne), durch, dass er bleiben darf.
„Größten Respekt“
Nun endet sein Vertrag turnusgemäß am 31. Dezember 2022. Er hätte also von sich aus einen Antrag auf Verlängerung stellen müssen, um bei der Bundesgartenschau 2023 noch an Bord zu bleiben. Genau das will Költzsch indes nicht. „Mit Rücksicht auf meine Gesundheit“ wolle er bei der Großveranstaltung selbst nicht mehr mitwirken. Er bietet aber an, ja sagt, es wäre ihm „ein Bedürfnis“, bis zum Start der Bundesgartenschau im April 2023 den ersten Abschnitt der „Neuen Parkmitte“ und damit zusammenhängenden Bauprojekte zum Abschluss zu bringen. „Dies wird man zu einem späteren Zeitpunkt besprechen müssen“, erklärt er jedoch nur und betont: „Der Schritt, nach 29 Jahren leidenschaftlicher Tätigkeit zu gehen, ist mir alles andere als leichtgefallen.“
Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Diana Pretzell (Grüne), nach ihrer Elternzeit gerade erst wieder im Amt, bekundet ihr Bedauern und dankt Költzsch für „unermüdlichen Einsatz“. Zugleich lobt sie, dass Költzsch „vorausschauend und zu diesem frühen Zeitpunkt informiert hat“. Damit habe man „ausreichend Zeit, uns über eine Nachfolge Gedanken zu machen“. „Gleichzeitig verdient solch eine Entscheidung größten Respekt“, so die Bürgermeisterin.
Joachim Költzsch
- Joachim Klötzsch wurde am 18. Januar 1960 in Siegen geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
- Nach dem Abitur 1978 absolvierte er eine Banklehre, schloss sie ab und studierte ab 1980 an der Universität Trier Angewandte Geografie und Spezielle Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Fremdenverkehrsgeografie, Marketing und Kartographie.
- Im April 1987 machte er den Abschluss als Diplom-Geograf.
- 1987 bis 1992 war er Stellvertreter des Kurdirektors in Bad Urach.
- Anfang 1993 wurde er Geschäftsführer der Stadtpark GmbH, verantwortlich für Luisenpark und Herzogenriedpark mit 220 Mitarbeitern und (in guten Jahren) zusammen jährlich etwa 1,3 Millionen Besuchern.
- Als Nachfolger von Karl Eisenhuth, seit 1973 Chef der Bundesgartenschau 1975 und dann bis 1992 bei der Stadtpark GmbH, ist Költzsch erst der zweite Stadtpark-Chef. pwr
„Großen Respekt vor der Entscheidung“ – das bekundet ebenso Christopher Probst für die ML im Aufsichtsrat. „Bedauerlich – aber man muss das respektieren“, sagt Gabriele Baier (Grüne). Dass Költzsch zumindest noch das Jahr der Bundesgartenschau im Amt bleibt, hätte für sie „gepasst und wäre sicher hilfreich gewesen“, wie sie sagt, aber thematisiert habe man es bisher nicht. Költzsch verdiene jedenfalls „großen Dank nach all der langen Zeit“, betont sie.
„Großen Dank“ hat sich Költzsch auch laut dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Thorsten Riehle verdient. Er lobt „große Verdienste um den Park, in vielen Jahren, aber auch in der Corona-Krise“. Zudem habe er die neue Parkentwicklung mit angestoßen und „er übergibt den Park in einer Situation, wo er Chancen für die Zukunft hat“, so Riehle.
Wie es weitergeht, ist offen. Schon seit Januar 2022 hat die Stadtpark-Gesellschaft ohnehin eine Doppelspitze. Der Aufsichtsrat bestellte damals Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Bundesgartenschau-GmbH, zugleich zum zweiten Geschäftsführer der Stadtpark-Gesellschaft. Ihm „unterliegen alle Angelegenheiten in Bezug auf die Bundesgartenschau im Luisenpark“, hieß es seinerzeit. Zuvor hatte es zwischen Költzsch und Schnellbach, wie zu hören war, wegen der Umbauten rund um das Pflanzenschauhaus öfter gekriselt. Daher wurde der schon für 2018 geplante Abriss des Freizeithauses auf nach der Gartenschau verschoben.
Sympathie der Förderer
Doch jetzt bedauert Schnellbach den Abschied seines Kollegen. „Schade, wir hatten uns so richtig eingegroovt“, sagt er: „Ich hatte mich gefreut, mit ihm zusammenzuarbeiten, von seinem Fachwissen zu profitieren und gemeinsam die Bundesgartenschau durchzuführen“. Ob er nun den Luisenpark weiterführt, etwa zumindest bis zum für 2025 geplanten Abschluss aller Großinvestitionen, sei „völlig offen und noch gar kein Thema gewesen“. Es gibt aber mehrere Stadträte, die sich das sehr gut vorstellen können.
Sehr großes Bedauern über Költzsch Abschied äußert Klaus Wormer, Vorsitzender des Förderkreises Freunde des Luisenparks. „Ich hätte wirklich gedacht, dass er die Bundesgartenschau noch mitmacht – aber das ist seine Entscheidung“, so Wormer. Er spricht von einer „von wechselseitiger Sympathie getragenen sehr guten Zusammenarbeit“. Költzsch sei viele Jahre „ungeheuer kreativ gewesen“, erinnert er etwa an Wasserspielplatz, Eulengehege, die Beleuchtung des Fernmeldeturms, das Teehaus oder Veranstaltungen wie „Winterlichter“, „Seebühnenzauber“ und Ideen wie „Gemeinsam Gärtnern“, zuletzt das neue Südamerikahaus. „Er hat viele neue Impulse gesetzt“, und der Förderkreis habe diese Projekte sehr oft gerne mit Hilfe der Spender mitgetragen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Abschied des Mannheimer Stadtpark-Geschäftsführers ist ein verständlicher Schritt