Es fiel seit Monaten auf: Wenn man Joachim Költzsch sah, ging er meist am Stock. Insofern sind die gesundheitlichen Gründe sicher nicht vorgeschoben, mit denen er seinen Abschied von den Stadtparks begründet. Dass er sich die kräftezehrende Mammutaufgabe einer Bundesgartenschau nicht zumuten will, ist sehr verständlich.
Es ist aber noch mehr verständlich, wenn man annehmen muss, dass Költzsch sehr viel Frust spürt. Auch wenn die Schuhe, die sein legendärer Vorgänger Karl Eisenhuth hinterließ, riesig waren - Költzsch hat sich um die Stadtparks ohne Zweifel enorme Verdienste erworben. Viele Jahre fuhr er durch ganz Deutschland, kam stets mit neuen und guten Ideen zurück. Viele in den 1990er und 2000er Jahre neu geschaffene Attraktionen gehen auf ihn zurück.
Aber Költzsch war stark in der Zeit, als Kämmerer Norbert Egger (SPD) als sein Aufsichtsratsvorsitzender fungierte - und seinen Etat und ihn innerhalb der Stadt absicherte. Danach, unter Felicitas Kubala (Grüne), hatte Költzsch einen enorm schweren Stand. Er schaffte es nur mit aller Kraft, den von Kubala gewünschten völligen Verzicht auf die Tierhaltung im Park zu verhindern.
Aber die Parks wurden kaputtgespart, ausgezehrt. Sie verloren immer mehr Blumenbeete und daher irgendwann auch Besucher. Költzsch nahm es still leidend hin und setzte um, was ihm aufgetragen wurde. Er war ohnehin nie jemand, der aufbegehrte, sondern blieb stets bescheiden im Hintergrund und ließ auch Mitarbeitern große Freiräume.
Erst in letzter Minute erkannten die Stadträte, was da passiert, und zogen die Notbremse. Nun wird, dank der Bundesgartenschau 2023, zwar wieder in den Luisenpark investiert und die jahrelange Vernachlässigung des Herzogenriedparks hat auch ein Ende. Doch die Stadtparks sind strukturell völlig unterfinanziert. Bereits vor der Corona-Krise gab es tiefrote Zahlen. Die Abschreibungen und Betriebskosten der „Neuen Parkmitte“ sind nicht annähernd finanziert. Die Stadt hat noch keine Antwort darauf. Klar, dass Költzsch all das nicht mehr ausbaden will.
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