Kommentar Der Investor des Collini-Büroturms muss öffentlich Farbe bekennen

Was die veränderten Rahmenbedingungen in der Baubranche für die Planungen am Mannheimer Neckarufer bedeuten, gehört jetzt auf den Tisch, fordert Martin Geiger

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Martin Geiger
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Mannheim. Hinterher ist man immer schlauer: Dieser Satz gilt im gesamten Leben und somit selbstredend auch für so manche politische Entscheidung. Und womöglich würde der eine oder die andere mit dem Wissen von heute seine Einschätzung zum Umgang mit dem Collini-Büroturm nochmals überdenken. Doch dieser Zug ist abgefahren. Die Stadt hat ihr früheres Technisches Rathaus an ein Immobilienunternehmen verkauft. Punkt. Doch ein anderer Zug steht, um im Bild zu bleiben, noch am Bahnhof. Denn noch steht der Collini-Büroturm. Und bevor er abgerissen wird, muss eine Frage eindeutig und öffentlich geklärt werden: Setzt der neue Eigentümer, das Heidelberger Unternehmen Deutsche Wohnwerte, seine Pläne auch so um, wie sie vor drei Jahren vorgestellt worden sind?

Diese Frage muss erlaubt sein. Nicht aus Misstrauen gegenüber dem Investor, der in der Region schon zahlreiche Projekte erfolgreich entwickelt hat. Sondern einfach, weil sich die Rahmenbedingungen in der Baubranche fundamental verändert haben. Das kann man jeden Tag in der Zeitung lesen. Und davor dürfen die Verantwortlichen in Mannheim nicht die Augen verschließen.

Der Neubau-Stopp von Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia ist nur das bekannteste Beispiel dafür. Ein weiteres liefert das Wohnungsunternehmen GAG, das zu zwei Dritteln der Stadt Ludwigshafen gehört, und das ebenfalls zahlreiche Neubauprojekte auf Eis gelegt hat. Darum würde es nahezu alle Fachleute überraschen, wenn die Deutsche Wohnwerte ihre Pläne so wie einst vorgestellt auch umsetzen kann.

Geht das wirklich? Diese Frage muss jetzt beantwortet werden, solange andere Optionen noch möglich sind. Darauf muss die Stadt drängen. Natürlich sind ihre Einflussmöglichkeiten nach dem Verkauf des Areals wesentlich geringer. Doch die Neugestaltung des städtebaulich wichtigen Gebiets ist nur mit ihrer Zustimmung möglich. Darum kann sie nach wie vor mitreden - und trägt eine Mitverantwortung.

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Der Heidelberger Investor muss jetzt öffentlich Farbe bekennen. Wenn er, wie es die Stadt nun erklärt, lediglich „übliche“ und „kleinteilige“ Änderungen plant, was hindert ihn daran? Sollten die veränderten Rahmenbedingungen der Branche jedoch dazu führen, dass die Planungen am Neckarufer grundsätzlich überdacht werden müssen, muss jetzt darüber diskutiert werden. Und nicht erst dann, wenn die Abrissbagger Fakten geschaffen haben und alle Beteiligten nur noch sagen können: Hinterher ist man immer schlauer.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".