Die Stimmung in der Aula der Eberhard-Gothein-Schule bewegt sich an diesem Donnerstagabend irgendwo zwischen Interesse und Skepsis: Die Stadtverwaltung hat hier zu einer Bürgerinfo eingeladen, Gegenstand ist der geplante Verkauf des Büroturms des Collini-Centers. Dies sei keine einmalige Veranstaltung, betont Baubürgermeister Lothar Quast zu Beginn: „Wir werden uns auch auf dem weiteren Weg die Entwürfe gemeinsam anschauen, allerdings in einem anonymisierten Verfahren.“ Dadurch solle sichergestellt werden, dass die Entscheidung nicht vom Planungsbüro oder dem Investor abhängig gemacht werde.
Das Investorenauswahlverfahren wird von Kriterien abhängig gemacht, der Kaufpreis ist bereits festgesetzt. Neben dem städtebaulichen Konzept spielen auch Kriterien wie Umwelt- und Klimaaspekte, Nutzungskonzepte und Prozessgestaltung eine Rolle. Stadtplaner Gregor Bäumle stellt das Auswahlverfahren vor. Bei den Nutzungsinhalten spielt vor allem das Thema Wohnen eine Rolle: Eine Sozialquote von 30 Prozent ist verbindlich, Wohnungen „für verschiedene Geldbeutel“ seien gewünscht. Auf besonders großes Interesse stößt vor allem die Frage der Bürgerbeteiligung: In einem Teilnehmerwettbewerb werden sieben Bewerber ausgewählt, deren Entwürfe auf die festgesetzten Kriterien überprüft werden. Von diesen wiederum soll eine Bestenauswahl („short list“) von drei bis vier Bewerbern in einem Bürgerworkshop präsentiert und zur Diskussion freigegeben werden. Unter Einbeziehung des Fachgremiums sollen Überarbeitungshinweise und Anregungen formuliert werden, bevor es zu einer Entscheidung kommt.
50 Stockwerke wären möglich
In der Fragerunde werden die unterschiedlichen Begriffe von „Bürgerbeteiligung“ deutlich. Moniert wird, dass der Workshop erst zustande kommt, wenn bereits eine „short list“ vorliegt. „Die Vorauswahl soll mit entsprechender Fachkompetenz erfolgen“, rechtfertigt Bäumle das Vorgehen. Und Quast ergänzt: „Mehr Transparenz ist, glaube ich, gar nicht möglich. Wir können ja nicht die letztendliche Entscheidung den Bürgern überlassen.“
Stadtrat Thomas Hornung (CDU) weist auf die Einbindung des Stadtrats, der Bezirksbeiräte und der Eigentümergemeinschaft hin: „Das sind Bürger.“ Die Eigentümergemeinschaft wünscht sich Einblick in die Ausschreibungsunterlagen. Diese seien seit Ende Januar öffentlich einsehbar, entgegnet Quast. Man einigt sich schließlich darauf, die Unterlagen auf der Homepage der Stadt verfügbar zu machen.
Ein großes Thema ist auch die Höhe des künftigen Gebäudes. Einige Bewohner des Wohnturms, der nicht zum Verkauf steht, befürchten, dass das neue Gebäude diesen überragen werde. Hierzu können die Vertreter der Stadt noch keine Angaben machen: Die neuen Entwürfe liegen ja noch nicht vor. „Rein rechtlich sind bis zu fünfzig Stockwerke möglich“, so Quast, „doch praktisch ist das unwahrscheinlich. Höher als der bestehende Wohnturm wird das neue Center wohl nicht werden.“
Ein Besucher wirft die Frage auf, warum das Foyer nicht unter Denkmalschutz gestellt werden könne. Das Collini-Center und generell die Neckarbebauung habe inzwischen Wahrzeichencharakter für Mannheim. „Was bei einem solchen Gebäude in letzter Konsequenz entscheidend ist, ist die Frage, ob das Konzept funktioniert“, erwidert Quast. Und das sei beim Collini-Center eben nicht der Fall. „Wir sind aber, wenn sie überzeugend sind, generell natürlich offen auch für Konzepte, die das Gebäude grundsätzlich erhalten wollen.“
Das Collini Center
- Das Collini Center besteht aus dem großen Wohnturm, dem kleineren Büro-Gebäude, in dem das Technische Rathaus zuhause ist, und der sogenannten Galerie, die beide Gebäude verbindet.
- Der Büroturm und die Galerie gehören der Stadt. Weil der kleinere Turm marode ist, wird die Stadt mit ihren Büros 2021 in einen Neubau ins Glücksteinquartier umziehen.
- Der große Wohnturm befindet sich in privatem Streubesitz. Nach Angaben von Eigentümern wurde immer wieder in den Erhalt des Gebäudes investiert, es befinde sich darum in einem guten Zustand.
- Gebaut wurde der Komplex ab 1972. Er war Teil der Planungen für die Stadterneuerung zur Bundesgartenschau 1975. bro
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-angst-vor-neuem-hochhaus-_arid,1398025.html