Draußen in der Dämmerung legt sich bereits leichter Nebel über den stillen Stollenwörthweiher. Doch nebenan knipst Soula Samara schon mal alle Lichter an, in der Küche klappern die Töpfe und Pfannen – hier herrscht Leben. Denn bald beginnt der stressige Teil des Tages – das Abendgeschäft ihres griechischen Restaurant. Obwohl Soula Samara Stress gar nicht kennt. Sie steht plötzlich draußen auf der Terrasse und raucht erst mal eine Zigarette. Das Telefon klingelt – eine Reservierung für Weihnachten. Alles kein Problem, sagt sie in einem deutsch-griechischen Mischmasch. Sie lacht. „Ja, machen wir, klar.“ Hellenische Gelassenheit eben. Darum ist es Chrisoula Samara, wie sie eigentlich heißt, aber von niemandem genannt wird, auch nicht zu viel, noch ein großes Weihnachtsessen zu planen – für mehr als zwanzig Personen. Seit vier Jahren schiebt sie trotz Adventstrubel mit ein paar Helfern Extraschichten in ihrer Küche, um Jugendlichen mit geistiger, körperlicher und mehrfacher Behinderung, die im Margarete-Blarer-Haus leben, eine schöne – und leckere – Weihnachtsfeier zu kredenzen. Im vergangenen Jahr bekochte sie auch noch einen Tag später die Bewohner des Johann-Calvin-Hauses.
„Wenn nicht sie, wer dann?!“
Einkaufen, Vorbereiten, Kochen, Transportieren – für diese Organisationsarbeit, die Soula Samara ehrenamtlich und bei laufendem Betrieb auf sich nimmt, hat sie Stammgast Thomas Friedrich für „Äfach de Beschde“ nominiert – aber auch für ihre Herzlichkeit, ihr Lachen und ihre Gutmütigkeit. Die Griechin ist die letzte Kandidatin. Ab Samstag, 23. Dezember, können mit der erscheinenden Sonderseite die Leser ihren Favoriten wählen. Bis zum 6. Januar läuft die Abstimmung, danach steht der Gewinner von „Äfach de Beschede“ fest. Als wir Thomas Friedrich fragen, ob Soula Samara es verdient hat, grinst er breit und sagt (natürlich): „Wenn nicht sie, wer dann?!“ Er blickt zu seiner Lieblingswirtin, die zu lachen beginnt. Sie braucht diesen Trubel um ihre Person nicht. „Ich liebe meine Arbeit, ich liebe es, wenn Menschen glücklich sind“, sagt sie bescheiden, das reicht ihr. „Und das schafft sie jeden Tag“, ergänzt Friedrich. Soula Samara sei eine wundervolle Gastgeberin. Ihr gehe es nicht um den Profit, sie ist einfach „durch und durch Wirtin, hilft, wo sie kann, kocht gerne, bedient ihre Gäste mit großer Herzlichkeit und strahlt eigentlich immer“.
Hauptsache Pommes!
Über Bekannte kam der Kontakt vor vier Jahren zum Margarete-Blarer-Haus. Soula Samara wollte etwas Gutes tun. Und so bekocht sie die Kinder und Jugendlichen, die mit Einschränkungen leben müssen. Es ist jedes Jahr die vorgezogene Weihnachtsfeier, zu der die 58-Jährige auftischt, dabei aber lieber im Hintergrund bleibt. „Ich liefere mit meinen Freunden das Essen ab – schaue kurz durch die Tür und freue mich einfach, wenn es den Kindern schmeckt.“ Bei den Gerichten geht sie auf Nummer sicher: Hackbällchen, Gyros, Zaziki, ein bisschen Salat und natürlich Pommes. „Die sind besonders wichtig“, lacht die Mutter von drei Kindern.Einmal musste sie nachlegen – die frittierten Kartoffelsticks gingen aus. „Da sind wir noch mal zum Margarete-Blarer-Haus gefahren – mit mehr Pommes. Ist doch klar! Es ist wichtig, dass die Kinder zufrieden sind, sie sind so unschuldig, kleine Engel eben.“
Für die Griechin, die vor 45 Jahren mit ihren Eltern aus Mazedonien nach Mannheim kam, sind Kinder ein großes Glück. Wer ihr Restaurant betritt, sieht direkt im Eingangsbereich einen Stehtisch mit einem großen Bild. „Mein Enkel Christos“, sagt sie. Der Dreijährige ist ihr ganzer Stolz – aber eines ist für sie am wichtigsten: „Hauptsache, es geht uns allen gut.“ Mit „uns“ meint sie ihre Familie, ihre Freunde, ihre Gäste und die Kinder und Jugendlichen, für die sie jedes Jahr das Weihnachtsessen zaubert.
Info: Dossier unter morgenweb.de/debeschde
Die Abstimmung
Sie wählen den Sieger!
Immer donnerstags haben wir Ihnen einen Kandidaten für "Äfach de Beschde" vorgestellt. Am 23. Dezember begann die die Abstimmung. Jeder konnte im Internet oder per Postkarte seine Stimme abgeben. Bei der Auszählung wird nur eine abgegebene Stimme pro Person berücksichtigt.
Die Abstimmung ist am 6. Januar 2018 zu Ende gegangen.
Soula Samara
- Eigentlich heißt die griechische Wirtin Chrisoula Samara, aber alle nennen sie nur Soula.
- Die 58-Jährige führt seit 2009 das Restaurant am Stollenwörthweiher. Davor hatte sie mehrere Lokale in der Innenstadt.
- Die Griechin kam vor 45 Jahren mit aus Mazedonien nach Mannheim.
- Samara ist beliebt im Stadtteil. Wenn sie Geburtstag feiert, „kommt halb Neckarau“, sagt Stammgast Thomas Friedrich.
- Als Dankeschön für ihre Herzlichkeit haben ihr Bekannte und Gäste einen großen Spiegel fürs Lokal geschenkt. ena
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-griechin-zaubert-weihnachtsessen-_arid,1170272.html