Kundgebung

Greta Thunberg soll in Mannheim an pro-palästinensischer Veranstaltung teilnehmen

Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg soll am Freitag auf dem Mannheimer Marktplatz an einer Diskussion teilnehmen, die mehrere pro-palästinensische Gruppen organisieren

Von 
Sebastian Koch
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Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg kommt nach Mannheim © dpa

Mannheim. Sie war lange Zeit die vielleicht bekannteste Schülerin der Welt und hat die Großen der Politik vor sich hergetrieben: Greta Thunberg hat mit ihren Schulstreiks für eine bessere Klima- und Umweltpolitik die Weltpolitik in jüngster Vergangenheit mindestens geprägt, sie wahrscheinlich sogar verändert. Der von ihr initiierten Klimabewegung „Fridays for Future“ mit Schulstreiks haben sich seit 2018 Millionen Jugendliche weltweit angeschlossen und die Schwedin damit zu einer Galionsfigur des Klimaschutzes gemacht. Das „Time“-Magazin kürte sie im Dezember 2019 zur „Person of the Year“ - als jüngste Person jemals.

Mittlerweile ist Thunberg 21 Jahre alt. Die Schule hat sie abgeschlossen, nicht aber den Kampf gegen den Klimawandel. An diesem Freitag soll Thunberg nun auf den Marktplatz kommen - zu einer pro-palästinensischen Veranstaltung.

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Ein Bündnis aus pro-palästinensischen Gruppen unter Führung der in Mannheim bekannten Initiative Zaytouna Rhein-Neckar hat Thunberg um 18 Uhr auf den Marktplatz eingeladen, um dort auf einem Panel unter dem Motto „International solidarity with Palestine and the climate movement“ zu diskutieren. Zu den weiteren Mit-Organisatoren zählen die in Mannheim ebenfalls bekannten Gruppen Free Palestine Mannheim und die Nahostgruppe sowie Initiativen unter anderem aus Frankfurt, Darmstadt und Mainz.

Coup für palästinensische Gruppen in der Region

Spätestens seit der durch den Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel ausgelösten neuerlichen militärischen Konflikt in Nahost ist Thunberg vermehrt Gast auf pro-palästinensischen Veranstaltungen. Am 7. Oktober 2024 etwa, dem Jahrestag des Hamas-Überfalls, nahm sie an einer pro-palästinensischen Demonstration in Berlin teil.

Thunberg wirbt für Solidarität mit Palästina und wirft Israel vor, in Gaza einen Genozid zu verüben. Kritiker werfen ihr dagegen vor, dabei auch Demonstrationen zu besuchen, deren Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Führung der Hamas sympathisieren und antiisraelische und antisemitische Parolen rufen. Thunberg wies Vorwürfe zurück.

Man gehe davon aus, dass alles so stattfinden wird wie angekündigt, erklärt der Sprecher der mitorganisierenden Nahostgruppe Mannheim, Johannes Hauber, auf Nachfrage dieser Redaktion und bestätigt unter Verweis auf laufende Planungen: „Frau Thunberg soll in Mannheim auftreten wie angekündigt.“ Auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums bestätigt, Thunberg soll nach aktuellen Kenntnisstand „persönlich an der Versammlung teilnehmen“. Weitere Details, etwa die zu erwartete Teilnehmerzahl, sind noch nicht bekannt.

Sollte Thunberg am Freitag wie derzeit geplant auf dem Marktplatz auftreten, wäre dies zweifelsfrei ein gewaltiger Coup für die in Mannheim wirkenden pro-palästinensischen Gruppen. Ein Coup, der gleichzeitig zeigt, welche Stellung Mannheim in der pro-palästinensischen Szene inzwischen einzunehmen scheint und wie gut hiesige Akteure mindestens bundesweit, wenn nicht gar europaweit vernetzt sind.

Deutsch-Israelische Gesellschaft Mannheim kritisiert Thunbergs Besuch inmitten der Nahostdebatte

Am Nachmittag kritisiert dann die Deutsch-Israelische Gesellschaft Mannheim/Rhein-Neckar Thunbergs angekündigten Besuch scharf und ruft in einer Mitteilung zu einer „kritischen Teilnahme“ auf. Ein Sprecher der Gruppe „Fridays for Future“-Mannheim will sich am Dienstag zum Besuch Thunbergs in Mannheim hingegen nicht weiter äußern. „Zu Greta und dem Nahostkonflikt haben wir in den letzten Monaten unsere Position immer wieder klargemacht“, erklärt der Sprecher und verweist auf Statements von „Fridays for Future Germany“ aus dem Oktober 2023 und Mai 2024.

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Im Sommer hatte Fridays for Future auf X und Instagram einen sofortigen Waffenstillstand im Nahen Osten gefordert und in Deutschland und weltweit „zunehmende antisemitische Gewalt“ bei einem „gleichzeitigen“ Erstarken von „anti-muslimischen Rassismus“ kritisiert. „Immer wieder wird beides auf unerträgliche Weise gegeneinander ausgespielt, dabei sollte beides kontinuierlich benannt und bekämpft werden“, heißt es in dem Statement. Bereits im Oktober 2023 hatte die Initiative an das Leid der Zivilbevölkerung und „insbesondere der Kinder in Gaza“ erinnert und betont, dass das humanitäre Völkerrecht „für alle“ gelte. Das Existenzrecht Israels aber sei „nicht verhandelbar“.

Vor allem in letztem Punkt unterscheidet sich Fridays for Future deutlich etwa von der Gruppe Zaytouna Rhein-Neckar, deren Veranstaltung Thunberg am Freitag in Mannheim besuchen soll. Demonstranten von Zaytouna hatten auf pro-palästinensischen Demonstrationen in Mannheim zuletzt immer häufiger Israel das Existenzrecht öffentlich abgesprochen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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