Mannheim. Polizeistreifen fahren am Freitagabend in der Innenstadt auf und ab. Fragt man Passantinnen und Passanten, ob sie wissen, dass ein Auftritt von Greta Thunberg bei einer propalästinensischen Demo auf dem Marktplatz ansteht, nicken viele sofort. Wie finden sie es? "Interessant", "spannend", "Ansichtssache", bekommt man da zu hören. Der 17-jährige Nico sagt: "Bei den ganzen Debatten schon vorher: Es ist doch ihre Sache, für was sie demonstriert." Auf die Frage, ob sie zur Demo bleiben, sagt die 18-jährige Lisa: "Nee, ich muss nach Hause", und ihre Begleiter nicken.
Zwei 22-jährige Passantinnen sagen, sie fänden es gut, dass Thunberg zur Demo kommt. Es brauche prominente Gesichter. "Die Presse, gerade die öffentlich-rechtlichen, haben viel zu einseitig berichtet. Es geht nicht nur um Klimagerechtigkeit", sagt die junge Frau mit fester Stimme.
Greta Thunberg bei Pro-Palästina-Demo in Mannheim: Reaktionen der Passanten
Anders sieht es Danny. Der 27-jährige mit großer Einkaufstasche sagt: "Also ich halte davon nix." Er fühle Unbehagen. "Aber jo, so lange es friedlich und im Rahmen bleibt, passt es", sagt er und blickt zur sich formierenden Demomenge.
Was sagen die Händler und Gastronomen rund um den Marktplatz zu den oft lautstarken Demos vor Ort? Zwei Verkäuferinnen lehnen an der Wand eines Bekleidungsgeschäftes. "Das ist völlig in Ordnung", sagt die Dame. "Die Kunden bleiben bisher auch nicht weg." Ihre Kollegin nickt.
Ein anderes Geschäft für junge Mode auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatz. Die Verkäuferin an der Kasse sagt: "Ja, es ist schon so, dass die Kunden rauslaufen und gucken, was dort ist, wenn sie viel Polizei sehen." Sie betont: "Aber sonst lässt sich keiner hiervon stören." Die Polizei ist an diesem Abend mit starken Kräften vor Ort. Mannschaftswägen stehen aufgereiht am Rande des Platzes.
Greta Thunberg bei Pro-Palästina Demo in der Mannheimer Innenstadt: Was sagen Gastronomen?
Wer im Restaurant, besonders in der großen Gastronomie mit Außenbestuhlung, sitzt, sieht nicht wirklich etwas von der großen Versammlung. Eine junge Frau steht derweil an der Theke eines kleinen Dönerimbiss am Marktplatz. Sie selbst stören die Demos nicht, sagt sie. "Aber immer wenn Demos sind, ist bei uns ganz leer. Schauen Sie, obwohl es Freitag ist", sagt sie und zeigt in das leere kleine Grillrestaurant, das direkt an den Marktplatz angrenzt.
Die Demo zieht durchgehend großes Interesse bei den Passantinnen und Passanten aus der Innenstadt auf sich. Viele Leute bleiben lange stehen, stellen ihre Einkaufstüten und Rucksäcke ab und hören den Redebeiträgen gebannt zu. Auch Menschen, die an der Haltestelle auf die Bahn warten, lehnen am Geländer Richtung Bühne und lauschen den Reden.
Eine Französin hat das Geschehen lange mit festem Griff in ihren Radlenker mit Sicherheitsabstand beobachtet. Während der lauten Rede auf der Bühne rollt sie etwas heran an die große Menge. Sie spricht wenig deutsch, aber sagt: "Mit der aktuellen Lage der Welt ist es verständlich, dass eine Menge Leute hier her kommen und ihrem Ärger Luft machen..."
Auf den Weihnachtsmärkten haben indes Gäste teilweise gar nicht mitbekommen, dass einige hundert Meter weiter Thunberg auftritt und sich viele Menschen bei der propalästinensischen Demonstration versammelt haben. Wenn sie es erfahren, zucken sie nur die Achseln - und viele versenken ihren Blick Richtung Glühweintasse, wenn die Frage nach einem Statement kommt.
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