Innenstadt

Globaler Klimastreik in Mannheim: Fridays for Future ruft zur Demo auf

Eine klimagerechte Zukunft und Klimageld - das fordern die Aktivsten von „Fridays For Future“ (FFF). Wie es der Bewegung geht, was sie zu Angriffen auf andere Klimaaktivisten sagen und was sie sich für Mannheim wünschen

Von 
Lisa Uhlmann
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Ein Schild mit der Aufschrift «15.09. Klimastreik» wird bei einer Pressekonferenz von Fridays for Future um Bilanz zu ziehen und Ausblicke zu geben am Rande des Tages der offenen Tür der Bundesregierung vor dem Bundeskanzleramt in die Höhe gehalten. © Christoph Soeder/dpa

Mannheim. Eine klimagerechte und sozial verträgliche Zukunft - das fordern die Aktivsten von „Fridays For Future“ (FFF) Mannheim - und rufen alle dazu auf, sich dem globalen Klimastreik am Freitag, 15. September, anzuschließen. In Mannheim beginnt die angemeldete Demo um 17 Uhr am Ehrenhof im Schloss, die Veranstalter rechnen mit mindestens 1000 Teilnehmenden. Die Bewegung weist auf die „Notwendigkeit eines grundlegenden Wandels“ angesichts zunehmender Krisen hin. „Unsere größte Stärke war und ist es, die gesellschaftliche Mehrheit zu vereinen“, sagt Mathilda Peckhart, Sprecherin der Mannheimer FFF-Bewegung.

In diesem Jahr ist es die zweite Demonstration, zu der die Aktivisten und Aktivistinnen aufrufen. Zum ersten Mal in diesem Jahr aktiv geworden ist die Bewegung beim ersten globalen Klimastreike im März. Seitdem hat sich viel getan, ist die Stimmung besonders gegen Mitstreitende der Protestbewegung „Letzten Generation“ in Mannheim eher aufgeheizt als wohlwollend. Während mittlerweile einige Aktivisten der „Letzte Generation“ bundesweit für ihre Straßenblockaden immer häufiger vor Gericht stehen und sogar Haftstrafen riskieren, ist ausgerechnet in der Quadratestadt die Lage bei zwei Aktionen aus dem Ruder gelaufen.

Ermittlungen gegen Mannheimer Beamtin und Ludwigshafener Autofahrer

Der erste Vorfall ereignet sich an einem Samstag Anfang September: Sieben Aktivisten kleben sich für eine Straßenblockade mit den Händen auf der Konrad-Adenauer-Brücker fest. Polizeikräfte rücken an, um mit Öl den Klebstoff zu lösen. Ein später veröffentlichtes Video zeigt dabei, wie eine Polizisten Öl über Rücken und Nacken eines Aktivsten schüttet. Der Vorwurf: Die Polizistin habe das mit Absicht getan. Das Video dazu sorgte bundesweit für Schlagzeilen, nun laufen Ermittlungen gegen die Beamtin (wir berichteten).

Nur wenige Tage später sorgt ein weiteres Video der Klimaschützenden in Mannheim erneut für Aufregung: Darauf ist zu sehen, wie mehrere Autofahrende, spontan getoppt durch eine Sitzblockade auf der Fahrbahn, verärgert aussteigen - und den Aktivisten aggressiv die Plakate aus der Hand reißen. Ein Ludwigshafener Autofahrer geht sogar noch weiter: Offenbar voller Wut über die Blockade schlägt er mehreren Aktivsten ins Gesicht, tritt ihnen mehrfach in die Rippen. Auch gegen den prügelnden Autofahrer laufen nun Ermittlungen wegen Verdachts der Körperverletzung. Auf Anfrage erklärt Raúl Semmler, führender Kopf der „Letzten Generation“ für Mannheim und die Region: Ähnlich brutale Angriffe habe er bislang noch nicht bei Blockaden der Klimabewegung erlebt.

Einsatz für Klima der Letzten Generation polarisiert

Was die einstige Schülerbewegung FFF Mannheim von der Gewalt gegen Klimaaktivisten und Aktivistinnen der „Letzten Generation“ jüngst in Mannheim hält? „Es ist sehr erschreckend, dass der Einsatz fürs Klima solche Aggressionen erzeugt. Zwar polarisiert die Letzte Generation, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Das ist trotzdem noch lange kein Grund, gewalttätig gegen Menschen zu werden, die sich für unsere Zukunft einsetzen“, sagt FFF-Sprecherin Peckhart. So hätten verschiedene Gruppierung auch unterschiedliche Protestformen. Trotzdem kann Peckhart verstehen, wenn so manche Menschen wegen der Klimapolitik der Bundesregierung verzweifeln - und sich radikalisieren. „Da hat die Politik ganz klar versagt“, findet die Sprecherin.

Wie eng die FFF-Bewegung aber mit der Letzte Generation etwa hier in Mannheim in Kontakt steht, dazu hält sich Peckhart bedeckt. Man stehe mit allen Klimaschutzbewegungen im regen Austausch. Angst davor, dass die jüngsten Aggressionen von Autofahrenden auch den Demonstrierenden am Freitag entgegenschlagen könnten, hat die Bewegung aber nicht, so Peckhart.

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Zwar blockiert die Demonstration ebenfalls für einige Stunden den Feierabendverkehr - und wird damit sicherlicher den ein oder anderen Berufspendler verärgern. Trotzdem gibt das Vorab-Anmelden den Behörden und Sicherheitskräften genug Zeit, Absperrungen aufzustellen und den Verkehr großräumig umzuleiten. Die Stadt hat bereits vor mehreren Tagen deshalb Verkehrsbeeinträchtigungen angekündigt, am Samstag kommt es durch den Parking Day ebenfalls zu Sperrungen. Die Route des Klimastreikzug am Freitag: Startschuss ist um 17 Uhr im Ehrenhof des Schloss. Von dort schlängelt sich der Zug über die Breite Straße Richtung Paradeplatz, biegt ab in die Kunststraße bis zum Wasserturm, entlang des Kaiser- und Friedrichsrings in entgegengesetzter Fahrtrichtung bis zur Fressgasse. Von dort geht es dann durch die Fressgasse bis zum Marktplatz.

Ist die Anfangseuphorie verflogen?

Wer da alles läuft? Laut Peckhart gehen längst nicht mehr nur Schüler und Schülerinnen, sondern auch Studierende, Gewerkschaften, Nicht-Regierungsorganisationen oder Umweltverbände mit auf die Straße. „Jeder und jede kann sich für Klimaschutz einsetzen, das geht uns alle an!“, sagt Peckhart. Seit fünf Jahren gibt es die einstige Schülerbewegung nun schon. Mittlerweile sei die Euphorie aber nicht mehr so stark wie am Anfang. Merke man auch bei FFF Mannheim, dass sich der Knalleffekt aus der Anfangszeit abgenutzt habe.

„Klar ist es schwer, manchmal nicht zu resignieren“, räumt die Studentin ein. Gemeinsam aktiv zu werden sei aber ein sehr wirksames Mittel gegen diese Resignation. Erfolge würden Kraft geben. Außerdem ist sie überzeugt: Die Mehrheit der jungen Leute ist sich durchaus im Klaren, dass Klimaschutz ein wichtiges Thema ist. Die Kerngruppe in Mannheim umfasst aktuell acht Engagierte. Regelmäßige Demos etwa an Freitagen oder radikalere andere Protestformen sind aber nicht geplant, vielmehr will die Bewegung den Rückhalt für ihr Anliegen in der Gesellschaft nicht verlieren.

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Den globalen Klimastreik nutzt die Bewegung dazu, Klimaschutz wieder ins Gespräch zu bringen. Dabei weist die Bewegung auf globale Probleme angesichts Krisen wie Waldbrände, Starkregenfälle und neue Temperaturrekorde hin. Selbst wenn die Klimaziele der Bundesregierung erreicht würden, werden laut FFF immer noch 331 Millionen Tonnen CO² zu viel emittiert. Diesen „Stillstand in der Klimapolitik“ betrachten sie als inakzeptabel.

Mit dem Streik setze sich „Fridays for Future“ für verbindliche Verantwortung und konkrete Maßnahmen ein, darunter massive Investitionen in den ÖPNV und ein Ende der Finanzierung fossiler Projekte. Die aktuelle Klimapolitik der Bundesregierung sei sozial ungerecht und unzureichend, um die Klimaziele zu erreichen. Die geplanten Änderungen am Klimaschutzgesetz kritisiert FFF als „Schwächung und Entkernung“ des Gesetzes.

Auf der Demo in Mannheim wollen aber auch Initiativen wie das Bündnis „Flughafen Mannheim schließen“, oder die „Black Academy“ das Wort an die Teilnehmenden richten. Vom neuen Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) erwartet die Bewegung übrigens, seine Wahlsprechen im Sachen Klimaschutz in der Quadratestadt einzuhalten.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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