Käfertal. Der Sommer verabschiedete sich am Sonntag in Käfertal mit einem Abend voller Musik, Humor und Wehmut. Noch einmal bot der Käfertaler Kultursommer alles, was ihn in den vergangenen Wochen ausgezeichnet hatte: Begegnung, Nachbarschaft und Kultur auf hohem Niveau. Ab 14 Uhr öffnete das Begegnungscafé im Kulturhaus seine Türen. Bei Kaffee, Kuchen, kühlen Getränken und Eis für die Kleinen kamen Jung und Alt zusammen, plauderten, schauten in die Ausstellung der Malgruppe des Vereins der Freunde des Karlsterns in der YOUNITY Gallery und genossen den späten Sommernachmittag. Es war die gewachsene Mischung aus Stadtteilleben und Kulturgenuss, die dem Kultursommer seinen unverwechselbaren Charakter gab.
Eine Reise „von Berlin zum Broadway“ mit Sängerin Rica Westenberger
Um 18 Uhr dann der Höhepunkt: Im Stempelpark betrat Rica Westenberger die Bühne. Mit ihrem Programm „Let’s fall in love! From Berlin to Broadway“ entführte sie das Publikum in die glitzernden und auch dunklen Welten der 1920er- und 30er-Jahre. Gemeinsam mit Daniel Prandl am Klavier und Martin Bärenz am Kontrabass spannte die Mannheimer Sängerin einen musikalischen Bogen von den frech-frivolen Chansons der Berliner Kabaretts über die Revue-Songs von Friedrich Hollaender, Zarah Leander oder Claire Waldoff bis hin zu den Broadway-Klassikern von George Gershwin, Cole Porter und Kurt Weill.
Schon mit den ersten Liedern wurde klar: Westenberger versteht es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Sie schlüpfte in die Rollen der kessen Berliner Göre, der mondänen Diva und der melancholischen Bardame – immer mit einem Augenzwinkern, aber auch mit einer Portion Nachdenklichkeit. So wurde das Programm nicht nur zu einer nostalgischen Zeitreise, sondern auch zu einem Spiegelbild weiblicher Lebensrealitäten zwischen Emanzipation und Abhängigkeit, zwischen Glanz und Elend.
Besonders die frechen Chansons über die Irrungen und Wirrungen der Liebe sorgten für helle Freude im Publikum – überwiegend Frauen, die die spitzen Anmerkungen über Männer genüsslich aufnahmen. Wenn Westenberger „Ach, was sind die Männer dumm“ sang oder mit trockenem Humor riet: „nehmen Sie doch einen Alten“, wurde herzlich gelacht. Gleichzeitig berührten Lieder wie „Das erste Mal tut’s noch weh“ oder die Bekenntnisse einer Striptease-Tänzerin durch ihre Mischung aus Selbstironie und verletzlicher Offenheit.
Natürlich durfte auch der Charleston nicht fehlen: Bei schwungvollen Rhythmen wippten die Füße, humorvolle Momente – etwa die augenzwinkernde Enthüllung einer Tänzerin à la Coco Chanel – lockerten das Programm zusätzlich auf.
Westenberger präsentierte die 1920er Jahre nicht als goldene Zeit, sondern als Epoche voller Widersprüche. „Über den weiblichen Sündenfall zwischen Staubtuch und Federboa“ – so beschrieb sie selbst das Spannungsfeld, in dem ihre Lieder spielten. Zwischen mondänem Glamour und harter Gosse, zwischen dem Wunsch nach Freiheit und den gesellschaftlichen Zwängen jener Jahre, bewegte sich ihr Chanson-Kabarett. Gerade diese Ambivalenz machte den Abend so spannend.
Dass die Musik nicht nur von Westenbergers starker Bühnenpräsenz lebte, sondern auch von ihren Mitmusikern, zeigte sich in den virtuosen Soli. Daniel Prandl am Klavier und Martin Bärenz am Kontrabass glänzten mit Spielfreude und Feingefühl, setzten Akzente und trugen das Programm musikalisch. Das Publikum dankte mit Bravo-Rufen, rhythmischem Klatschen und schließlich stehenden Ovationen. Zugaben waren selbstverständlich.
Positive Bilanz des Kultursommers
Mit diesem Konzert ging ein Kultursommer zu Ende, der eindrucksvoll zeigte, wie lebendig Kultur im Stadtteil sein kann. In den vergangenen Wochen füllten Jazz, Rock, Theater, Lesungen und Ausstellungen den Stempelpark und den Garten des Kulturhauses mit Leben. Immer wieder trafen sich Nachbarn, Familien, Gäste von außerhalb, um gemeinsam Kultur zu genießen. Die Verknüpfung von Begegnungscafé, Ausstellungen und Konzerten war auch in diesem Jahr ein Erfolgsrezept.
„Der Kultursommer ist für uns mehr als eine Veranstaltungsreihe – er ist ein Ort der Begegnung“, betonten die Organisatoren mehrfach. Die Besucherzahlen und die positive Resonanz gaben ihnen Recht: An fast allen Abenden waren die Plätze gut gefüllt, viele Veranstaltungen unter freiem Himmel sorgten für eine entspannte, fast festivalartige Atmosphäre.
Dass die Reihe mit Rica Westenberger ihren Abschluss fand, erwies sich als Glücksfall. Ihr Programm verband Witz und Tiefgang, brachte die Menschen zum Lachen und Nachdenken – und machte so noch einmal deutlich, worum es in diesem Kultursommer ging: gemeinsam Kultur erleben, die Freude teilen und den Alltag für ein paar Stunden vergessen.
Nächste Termine im Kulturhaus Käfertal: 27. September, 18 Uhr, Art, Light & Wine – 10 Jahre Skulpturenpark Käfertal. Ausstellungen: Motz Tietze, Hendrik Hackl, Rüdiger Krenkel.
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