Mannheim. Tausende Wohnungen werden in den nächsten Jahren in Mannheim fehlen, und angesichts steigender Baukosten, Zinsen und Energiekosten ist schon jetzt klar: Die Wohnungen werden nicht gebaut werden, nicht in diesem Jahr und nicht im nächsten Jahr. Noch nicht begonnene Projekte werden storniert, neue Pläne gar nicht erst gemacht. Das war das einhellige Fazit einer Diskussionsrunde am Donnerstagabend, zu der die CDU Mannheim ins Gewerkschaftshaus eingeladen hatte.
Auf dem Podium saßen Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG, Marcel Hauptenbuchner von Hildebrandt & Hees Immobilien, Andreas Paul, Geschäftsführer vom Vermieterverband Haus und Grund, sowie die CDU-Landtagsabgeordnete Christiane Staab, die dem Landtagsausschuss für Wohnen und Landesentwicklung vorsitzt.
Kaum Chancen auf perfekte Wohnung
Wohnungen sind seit vielen Jahren in Deutschland knapp, vor allem bezahlbarer Wohnraum fehlt in Mannheim und anderswo. Die Gründe seien vielfältig, so die Experten auf dem Podium. Einer ist, dass viele alte Leute in Häusern leben, obwohl die ihnen eigentlich längst zu groß geworden sind. Die Bereitschaft, das Haus zu verlassen, ist nicht immer groß, wie Paul von Haus und Grund weiß: „Die wollen bleiben, bis sie sterben.“ Und selbst wenn es anders wäre: Es gibt gar nicht genug Zwei-Zimmer-Wohnungen. Staab, die viele Jahre Bürgermeisterin von Walldorf war, hat oft Gespräche mit Leuten geführt, die gerne ihr Haus zur Verfügung stellen würden. „Vorausgesetzt, sie finden eine Alternative, gut gelegen, vielleicht sogar innerstädtisch und barrierefrei.“

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Auf der anderen Seite ist die CDU-Politikerin überzeugt, dass der Wunsch nach einer perfekten Wohnung in Zukunft nicht mehr zu erfüllen sein wird. „Die Ansprüche an Wohnraum sind relativ hoch, es soll schön sein, grün sein, ruhig sein, und die Nachbarschaft soll freundlich sein“, sagt Staab. Doch wenn viele Menschen auf begrenztem Platz untergebracht werden müssten, werde das nicht ohne Kompromisse gehen. „Das hört man natürlich nicht gerne.“
Wie attraktiv ist das Umfeld?
Umso wichtiger sei es, den öffentlichen Raum so gestalten, dass er von Menschen, die keinen Balkon, keinen Garten, keine großen Wohnungen hätten, genutzt werden könne, betont Hauptenbuchner. „Wenn der öffentliche Raum durchs Auto belegt ist, nehmen wir den Menschen vor Ort Lebensraum weg“, plädiert der Immobilieninvestor für autoarme oder gar autofreie Quartiere. Wer in Feudenheim wohne, für den seien attraktive Außenbereiche weniger wichtig als für Bewohner in der Neckarstadt oder Innenstadt. „Raum ist nicht vermehrbar, deshalb müssen wir den vorhandenen gut nutzen.“
Mit der Frage der Gestaltung müssten sich die Menschen in den Quartieren beschäftigen. „Es geht um Quartiere, nicht um Stadtteile, und die Quartiere definieren sich nach anderen Maßstäben, nämlich nach denen, die die Bewohner selbst setzen“, sagt GBG-Geschäftsführer Frings. Ob bestehende oder neu entwickelte Quartiere – zukunftsfähig seien sie dann, wenn Wohnen, Arbeiten und Leben miteinander verbunden werde. „Arbeiten ist nicht mehr das Arbeiten von vor hundert Jahren, das war für alle eine Belästigung, deshalb kann ich heute wieder Wohnen und Leben miteinander verbinden“, so Frings.
Streit über Parkplätze und Autos
Dass ein Auto in Quartieren mit kurzen Wegen überflüssig ist, darin sind sich die Experten auf dem Podium weitgehend einig. Überhaupt werde es dem Auto viel zu leicht gemacht. „Wenn ein Anwohnerausweis 40 Euro im Jahr kostet, lassen die Leute ihr Auto einfach auf der Straße stehen, auch wenn sie es gar nicht brauchen“, so Hauptenbuchner. Immerhin, die jüngere Generation sei hier schon weiter, wie Staab meint: „Für die reicht ein Stadtteilauto oder ein Elektro-Scooter.“
Einig war sich das Podium auch, dass trotz Krise weitergebaut, saniert und nach freien Flächen für Wohnungen gesucht werden müsse. Zum Beispiel könnten nicht mehr genutzte Büroflächen in der Innenstadt in Wohnungen verwandelt und brachliegende Gewerbegebiete zu Wohnquartieren umgewidmet werden. Zugleich betonte GBG-Geschäftsführer Frings, dass eine Sanierung nicht immer möglich sei. Die allermeisten der mehr als 19.000 Wohnungen, über die die GBG verfügt, stamme aus den 1950er Jahren. Die Bausubstanz ist nicht immer die beste, und manchmal hilft dann nur eins: abreißen.
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