So genieße ich - In Zeiten geschlossener Kneipen und Pubs helfen Brettspiele oder Videoschalten, um sich spielerisch Wissen anzueignen

Gemütlich auf dem Sofa quizzen

Von 
Sebastian Koch
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Diskutieren im Wohnzimmer über Fragen, die auch beim Kneipenquiz gestellt werden könnten: die Redaktionsmitglieder Sebastian Koch (l.) und Till Börner. © Hardung

Dieser Text beginnt mit einem Geständnis: Ja, es gibt Tage – vielmehr Abende –, da haben Redakteure dieser Zeitung Feierabend. Ja, tatsächlich! Irgendwann sind alle Seiten geplant, Artikel geschrieben, (fast) alle Tippfehler gefunden, die Nachrichtenagenturen sind gecheckt. Feierabend. Für eine kleine Gruppe in dieser Redaktion, der Pool bestand aus etwa sechs bis sieben Menschen, bedeutete der Feierabend am Montagabend über etwa ein Jahr lang: auf zum Pubquiz.

Es ist voll im Pub. Alle Stühle an den vielen Tischen sind besetzt. Die Quizspieler unterhalten sich. Diskutieren über die Fragen, die über ein Mikro den Raum beschallen. Wir essen. Trinken (in Maßen). Lachen (auch mal maßlos). Jubel nach den Auflösungen verbreitet sich im geschlossenen Zimmer. Aerosole auch. Corona. Februar. Nichts geht mehr. Keine Fragen mehr über Mikros. Keine Antworten mehr auf Zetteln. Nichts. Stille. Lockdown.

Der trifft auch die inoffizielle „MM“-Quizmannschaft. Plötzlich ist der Montagabend frei. Das Lechzen nach neuem Wissen, nach neuen Fragen, Diskussionen, Frotzeleien ob falsch gegebener Antworten aber steigt. Von Tag zu Tag – bis der Autor im Internet die Lösung entdeckt: „Kneipenquiz“ – als Brettspiel. Gemäß der jeweils aktuellen Corona-Verordnungen sind es nun keine sechs bis sieben, sondern nur noch drei bis vier, die sich privat treffen. So wurde weiter gequizzt (bis vor wenigen Wochen, als auch diese Form des Quizzens zum Eigenschutz eingestellt worden ist).

Fünf offene Fragen je Durchgang

Der Kauf erweist sich bis zu diesem Zeitpunkt aber als Glücksgriff, das Brettspiel erfreut sich großer Beliebtheit. Dabei ist das Prinzip einfach – und verbindend zugleich, denn die Akteure quizzen gemeinsam gegen das Spiel. Man agiert im Team, nimmt auf dem einem Kneipentisch nachempfundenen Spielbrett die Rolle einer (hoffentlich weisen) Eule ein, die gegen Bierflaschen um Punkte kämpft. Ob die Intelligenz der weisen Eule stärker ist als die von vier Bierflaschen, also quasi die der Bierfalschen-Schwarmintelligenz? Das gilt es herauszufinden.

Anders als in vielen Quizspielen gibt es bei den Fragen keine Kategorien. Auch die Schwierigkeiten variieren von Frage zu Frage. Die Spieler müssen innerhalb einer per Sanduhr gestoppten Zeit je Durchgang fünf Fragen beantworten. Ein Spiel endet nach dem fünften Durchgang, an dessen Ende die Spielfigur gewinnt, die auf dem Spielbrett die meisten Felder zurückgelegt hat (entweder die Eule oder eine der Bierflaschen).

Vor jedem Durchgang ziehen die Spieler Punkteplättchen, die festlegen, wie viele Punkte es für jede der fünf Fragen gibt. Mal gibt es für eine richtige Antwort 2 Punkte, mal 4 oder 5 Punkte. Der Clou: Auch bei richtigen Antworten bekommt der Gegner – das Spiel – Punkte. Natürlich weniger als die Eule. So ist auf dem Spielbrett immer Bewegung, Führungen wechseln sich ab, und es ist eine Herausforderung zu gewinnen.

Breites Spektrum an Gebieten

An dieser Stelle lassen sich zwei Varianten spielen: Die Anleitung schlägt vor, die Punkteverteilung individuell vorzunehmen, sprich: Nachdem die Spieler die Fragen kennen, legen sie fest, welche Frage wie viele Punkte gibt. Bei der anderen, in der Runde der Redakteure beliebteren Version, entscheidet der Zufall, welche Frage wie viele Punkte gibt.

Das schöne am Quizzen ist die Kommunikation. Und so wird munter darauf losdiskutiert, die Uhr dabei immer im Blick. Manchmal hat man sogar Lokalvorteil, wenn etwa danach gefragt wird, eine von drei deutschen Städten aufzuzählen, in der ein „Nationaltheater“ steht. Doch das ist die Ausnahme – die übrigen 749 Fragen (es gibt auch Ergänzungssets mit weiteren Fragen) gehen über Mannheim hinaus: So wird etwa bei „Ergänzen Sie den Beginn dieses Buchs: ’Am Rande der kleinen, kleinen Stadt lag ein alter verwahrloster Garten. In dem Garten stand ein altes Haus und in dem Haus wohnte …“ kulturell-literarisches Wissen, abgefragt und auch politisch-historisches („Wie hieß die Republik, die am 3. Mai 1980 von Anti-Atomkraft-Demonstranten in der Nähe des niedersächsischen Gorlebens ausgerufen wurde?“) oder unnützes Wissen („Was ist die in Deutschland gesetzlich geregelte Höchstgeschwindigkeit für Rolltreppen?“) kommen nicht zu kurz. Großzügigerweise erlaubt uns das Spiel bei letzterer Frage übrigens, um 0,3 km/h danebenliegen zu dürfen. Vielen Dank! Ob das hilft? Die Antwort auf jene Frage ist … ach nein, hier wird nichts verraten!

Und wer sich kein Brettspiel anschaffen will, dem sei ein virtuelles Quiz über Videokanäle ans Herz gelegt, das von dieser Redaktion ebenfalls bereits ausprobiert worden ist. Bei Fragen und Gestaltung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt – und dem Wissen auch nicht …

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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