Konzertvorschau

Gelebte Jugend-Europa-Förderung bei der EYOA in Mannheim

Die European Youth Orchestra Academy musiziert in Mannheim für demokratische Werte und Frieden. Vor dem Konzert gibt es auch einen Flashmob. Für was die EOYA steht

Von 
Valerie Gerards
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Dirigent Jan-Paul Reinke (v. l.), Violinistin Matilda Huss und Michel Maugé, Organisator der European Youth Orchestra Academy. © Valerie Gerards

Mannheim. Anlässlich der Europawahlen präsentiert die European Youth Orchestra Academy (EYOA) gemeinsam mit dem Mannheimer Dirigenten Jan-Paul Reinke am 1. Juli ein Konzert im Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens. Die Veranstaltung soll dabei ein klares Signal an die europäische Gemeinschaft senden: Mit Beethovens neunter Sinfonie, Hanns Eislers „Gegen den Krieg“ und der Neukomposition des zyprischen Komponisten Marios Joannou Elia „Philia - Ode to Friendship“ beruft sich das junge Orchester auf demokratische Werte und Frieden.

„Wir merken gerade in der heutigen Zeit, dass europäischer Zusammenhalt nicht selbstverständlich ist“, sagt Reinke und blickt auf die Gründung der Akademie vor fünf Jahren zurück, als der Orchesterworkshop europäischen Jugendlichen erstmals die Möglichkeit zur Begegnung gab. Eine Begegnung - die Form des Orchesters strahle es ja schon aus -, die nur durch Zusammenhalt funktioniere. Jugendliche würden gemeinsam mit völlig fremden Menschen aus ihren Nachbarländern ein musikalisches Werk erarbeiten. „Das ist gelebte Jugend-Europa-Förderung und eben auch Festigung demokratischer Strukturen“, verdeutlicht der Dirigent.

EYOA in Mannheim will durch Gemeinschaftlichkeit demokratische Strukturen fördern

Er ist überzeugt davon, dass demokratische Strukturen nur zustande kommen, wenn Jugendliche miteinander ins Gespräch kommen, gemeinsam feiern, sich kennenlernen und austauschen. Genau das finde in komprimierter Form und auf engstem Raum während des zehntägigen Projekts statt. „In einer Stadt, die selbst eine lange europäische Tradition hat - sei es kulturell, mit der Mannheimer Schule oder als Einwanderer- und Arbeiterstadt - und geographisch fast im Zentrum Europas liegt“, sagt Reinke. „Ich bin wahnsinnig froh, ein Teil davon zu sein und mit dem, was ich als Dirigent und Musikpädagoge mache, Demokratie fördern zu können. Das ist ein großes Privileg.“ Jugendliche aus 20 Nationen - von Finnland bis Zypern und von Portugal bis Rumänien - spielen bei dem Konzert zusammen.

Konzert und Flashmob

Das Konzert findet am 1. Juni um 20 Uhr im Mozartsaal des Rosengartens statt.

Konzertkarten gibt es im Vorverkauf über die Ticket Hotline 0621-33 67 333 Capitol oder online über eventim.de.

Der Eintritt kostet zwischen 44,30 bis 77,30 Euro, Schüler und Studenten 30 Euro.

Eine Familienkarte für zwei Erwachsene und zwei Kinder/Schüler kostet 120 Euro.

Für das diesjährige Projekt der European Youth Orchestra Academy haben das Europäische Parlament, Oberbürgermeister Christian Specht und die Europa Union Baden-Württemberg die Schirmherrschaft übernommen

Um 14.30 Uhr findet ein Flashmob auf dem Friedrichsplatz statt. vg

Dafür wurden im Dezember vergangenen Jahres 1500 Musikschulen aus 27 Ländern angeschrieben. „Wir bitten die Lehrer dort, die besten Kandidaten für das Projekt zu gewinnen“, erklärt Organisator Michel Maugé. 126 Videos aus 23 europäischen Ländern seien eingegangen. Normalerweise können 45 bis 47 Musiker bei der EYOA mitmachen. Diese Jahr sind es jedoch 67, weil die Besetzung für Beethovens Neunte entsprechend größer sein müsse. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen sei höher als in den Vorjahren, im Schnitt seien sie 17 Jahre alt, was aber den anspruchsvollen Stücken geschuldet sei.

Für die Mitglieder der EYOA in Mannheim ist das Projekt „eine schöne Weise, Europa zu repräsentieren“

„Sobald die Jugendlichen ausgewählt sind, bekommen die Lehrer Noten mit den Hinweisen des Dirigenten und üben vor Ort das Stück, damit sie sich dann in Mannheim in kürzester Zeit zum Orchesterkörper entwickeln können“, berichtet der Organisator. Die Freude, dabei zu sein, ist bei den jungen Musikern groß. „Ich bin aufgeregt und freue mich sehr, dass ich genommen wurde“, sagt der 17-jährige Cello-Spieler Mathias Johnson. Der Mannheimer hat sich dem gesamten Bewerbungsverfahren unterzogen und entsprechend qualifiziert. „Es ist eine schöne Möglichkeit, mit so vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammenzukommen. Und es ist auch eine schöne Weise, Europa zu präsentieren.“

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Ebenfalls aus Mannheim dabei ist Matilda Huss, die seit vielen Jahren Violine im Jugendsinfonieorchester Mannheim spielt und sich in diesem Jahr schon zum zweiten Mal für die EYOA qualifiziert hat. Aufgeregt ist aber auch sie, „wie es musikalisch untereinander klappt, weil es vergangenes Jahr wirklich ein sehr hohes Niveau war“. Mittlerweile plant sie eine musikalische Karriere. „Bis vor einigen Jahren habe ich das eher als Hobby gemacht, aber durch das Orchesterspielen habe ich gemerkt, wie sehr mir das am Herzen liegt. Ich möchte nie in meinem Leben weniger Violine spielen als jetzt.“

Opernchor des Nationaltheaters Mannheim unterstützt EOYA gesanglich

Gesanglich unterstützt wird das Orchester vom großen Opernchor des Nationaltheaters Mannheim unter der Leitung von Alistair Lilley. Die Gesangssolisten und -solistinnen sind Estelle Kruger (Sopran) Jelena Kordic (Mezzosopran) Christopher Diffey (Tenor), Thomas Jesatko (Bass-Beriton) sowie Rebecca Blanz (Sopran). Die European Youth Orchestra Academy sei ein fast einmaliges Projekt in Europa - meistens gebe es nur bi-nationale Austausche, wie Maugé verdeutlicht. Es sei sein erstes Ziel, diese Europäische Gemeinschaft zusammen zu bringen und der Jugend zu zeigen, wie notwendig das ist.

Auch Reinke ist überzeugt, dass in Europa nur Zusammenhalt und Völkerverständigung mit Jugendlichen geschaffen werden kann. „Ich brauche niemanden zu bekehren, der 70 oder 80 Jahre alt und nicht davon überzeugt ist. Es ist meine Überzeugung, dass Kultur immer auch Grundpfeiler einer Demokratie ist. Ich hoffe, ich kriege das hin, die Freude und Wichtigkeit des Zusammenspielens so zu vermitteln, dass am Ende Grenzen keine Rolle spielen.“

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