Klimawandel

Gefahr durch Astbruch: Wie es um Mannheims Bäume steht

Nach dem tragischen Tod eines Vaters auf einem Heidelberger Spielplatz fragen sich viele Menschen: Können auch bei uns einfach große Äste herabstürzen?

Von 
Valerie Gerards
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Ein Astbruch, wie hier bei einer Silberweide, kann dramatische Folgen haben. © picture alliance / blickwinkel/H. Baesemann

Mannheim. Wie steht es um die Stabilität von Bäumen in Mannheim? Wie groß ist die Gefahr, die von morschen Ästen ausgeht? Welche Faktoren können die Bruchfestigkeit von Ästen verringern und sie anfälliger für das Brechen machen, was das Risiko eines tödlichen Unfalls erhöht? Das fragen sich viele Menschen, nachdem in Heidelberg ein Familienvater auf einem Spielplatz von einem herabstürzenden Ast erschlagen worden ist. Stadtsprecher Kevin Ittemann schildert, welche Maßnahmen die Stadt zur Verkehrssicherheit von Bäumen ergreift.

Zertifizierte Kontrolleure sichern Mannheims Baumbestand

In Mannheim gibt es knapp 90.000 Bäume, deren Verkehrssicherheit in städtischer Verantwortung liegt. Die Bäume werden jährlich kontrolliert, bei Problembäumen kann das Kontrollintervall auch kürzer sein. „Alle Kontrollen werden durch stadteigenes Personal durchgeführt. Hierbei handelt es sich um FLL-zertifizierte Baumkontrolleure, die zusätzlich durch Baumpflegearbeiten praktische Erfahrungen gesammelt haben“, informiert Ittemann. Die Bäume werden demnach gemäß der Baumkontrollrichtlinie durch eine fachliche äußerliche Betrachtung vom Boden aus kontrolliert und – wenn nötig – Maßnahmen und Prioritäten festgelegt.

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Astbrüche kommen aus verschiedenen Gründen vor, beispielsweise als Reaktion auf Umweltstress. Zu den Hauptursachen gehören Trockenheit und Hitze sowie Belastungen durch Wind oder Schnee, wie der Stadtsprecher berichtet. Auch Pilzbefall und altersbedingtes Absterben könnten zum Astbruch beitragen. Zusätzlich breiteten sich auch Krankheiten, wie die Rußrinde, weiter aus. „Sogenannte Grünastbrüche können dagegen nicht vorhergesehen werden. Sie zählen zum allgemeinen Lebensrisiko“, sagte Ittemann.

Ein Grünastbruch bezeichnet das Abbrechen einzelner, gesunder und voll belaubter Äste bei Windstille nach längeren Trockenperioden oder starker Hitze. Diese Grünastbrüche stellen ein unvorhersehbares Risiko für die Verkehrssicherheit dar, da im Rahmen einer Baumkontrolle von außen keine Symptome oder Warnsignale erkennbar sind. Aktuell lässt sich dieses Phänomen weder zufriedenstellend erklären noch vorhersagen.

Klimwandel mit Folgen

  • Der Baumbestand verändert sich durch Klimawandel. In Mannheim ist er durch die Wetterereignisse der letzten Jahre leicht schrumpfend .
  • Durch Projekte wie das 1000-Bäume-Programm wird die Baumbilanz, also das Verhältnis von Fällungen zu Pflanzungen, ins Positive gedreht wird.
  • Der Baumbestand in Mannheim ändert sich in seiner Artenzusammensetzung langfristig und an den Klimawandel anpasst, der auch in Mannheim deutlich zu spüren ist. vg

Die Sachverständigen-Arbeitsgemeinschaft (SAG) Baumstatik vermutet, dass angesichts der wiederkehrenden Jahre mit großräumiger oder regional anhaltender Sommertrockenheit die Problematik der Grünastbrüche an Bedeutung gewinnen wird. Bisher gibt es keine wissenschaftlich belegten Erklärungen für das Phänomen. Bekannt sei jedoch, dass der Abbruch in der Regel in der zweiten Tageshälfte an heißen, ruhigen Sommernachmittagen oder bei ruhigem Wetter nach einem starken Sommerregen erfolgt. Betroffen seien stets Äste mit Dimensionen von Grob- bis Starkaststärke.

Verschiedene Baumarten anfällig für Grünastbrüche

Laut SAG Baumstatik, die eine Website zum Ziel der Datenerhebung von Astbrüchen betreibt, wird bei einigen Baumarten eine besondere Neigung zu Grünastbrüchen vermutet: Demnach seien Hybrid-Pappeln eine besonders betroffene Baumart. Weiterhin wird das Phänomen der Grünastbrüche vermehrt an Gattungen wie Weiden, Rosskastanien, Buchen, Ahorn, Eichen und Eschen beobachtet. Seltener wurden Grünastbrüche an Zeder, Eukalyptus, Amberbaum, Kiefer, Platane und Ulme beobachtet, es wird als wahrscheinlich angesehen, dass auch weitere Arten betroffen sind.

Freie Autorin

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