Rhein-Neckar. Erst kürzlich hat ein herabfallender Ast einen Familienvater auf einem Heidelberger Spielplatz erschlagen, nun warnen auch die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg eindringlich vor Astbruch. „Aufgrund der Gefahr durch herabfallende Äste sind Gäste der Parks dringend aufgerufen, auf den Wegen zu bleiben und Aufenthalte unter Altbäumen zu meiden. Es kann zu nicht vorhersehbaren Abbrüchen scheinbar gesunder Äste und Kronenteile kommen, denn die Baumbestände sind infolge der Klimaerwärmung stark geschwächt“, hieß es in einer Mitteilung der Organisation, die auch für die Schlösser in Schwetzingen, Heidelberg oder Mannheim zuständig ist.
„Große Altbäume prägen das Bild unserer teilweise jahrhundertealten Gartendenkmale. An Sommertagen zieht uns ihr Schatten an – in Zeiten des Klimawandels bergen sie jedoch ernstzunehmende Gefahren“, erklärte Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Die durch heiße Sommer und den absinkenden Grundwasserspiegel ohnehin geschwächten Bäume können mit sogenannten Grünastabwürfen auf Hitzestress reagieren: Dabei fallen oftmals kräftige, noch belaubte Äste oder Kronenteile ohne vorherige Anzeichen herab.
Die Gärten werden ständig von Baumgutachtern überwacht
Das Phänomen des Grünastabwurfs betrifft auch gesunde Bäume. Besonders ausgeprägt ist die Gefahr in Phasen hoher Temperaturen und geringer Niederschläge: Reicht der Saftstrom im Bauminneren wegen starker Verdunstung nicht mehr für alle Bereiche der Krone aus, kann es zum Abwurf großer Äste kommen. „Auch in diesem Jahr hat der Sommer mit einer Hitzewelle begonnen und es ist zu erwarten, dass sich der Trend fortsetzt“, hieß es.
Um die Gefahr zu minimieren, werden die Gärten ständig überwacht: Baumgutachter überprüfen die Bäume und entfernen schadhafte Teile. Neben der Entnahme von Totholz müssen teils auch Altbäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Eine Sicherheitsgarantie könne dennoch nicht gegeben werden, da es für den Astabwurf selbst für Expertenaugen keine erkennbaren Vorzeichen gebe.
Innovative Maßnahmen zum Schutz der Gärten
Wegen des fortschreitenden Klimawandels treffen die Gartenexperten seit Jahren Gegenmaßnahmen. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und mit Gartendirektionen anderer Länder arbeiten sie an Lösungen: So werden in den Baumschulen der ehemaligen kurpfälzischen Sommerresidenz in Schwetzingen robuste, gegen Trockenheit resistente Pflanzen herangezogen und getestet, Böden verbessert und Rasenflächen durch weniger bewässerungsintensive Wiesen ersetzt.
Vom Klimastress betroffen sind viele Gartendenkmale im Land, insbesondere aus dem 18. Jahrhundert. Dazu gehören neben Schwetzingen unter anderem der Schlossgarten in Weikersheim oder die Parkanlagen in Bruchsal und Rastatt.
Durch die langen Phasen geringer Niederschläge sind Böden und Vegetation ausgetrocknet und leicht entzündlich. Die Staatlichen Schlösser und Gärten bitten daher ihre Gäste um Mithilfe: Offenes Feuer ist in den Anlagen ohnehin verboten. Aber auch Zigaretten und liegengelassener Abfall wie etwa Glasflaschen können zu spontanen Entzündungen führen.
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