Mannheim. Etwa 1.500 Menschen haben am Samstagnachmittag auf dem Mannheimer Marktplatz des getöteten Polizisten Rouven Laur gedacht. Der damals 29-Jährige wurde vor genau einem Jahr – am 31. Mai 2024 – genau dort Opfer eines Messerangriffs von Sulaiman A. Videos von der Tat gingen damals um die Welt. Zu der Gedenkveranstaltung, bei der eine Erinnerungstafel und ein Denkmal enthüllt wurden, war auch Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) gekommen.
Dessen Besuch bezeichnet Christian Specht (CDU) hinterher als großartiges Zeichen für die Stadtgesellschaft. Zuvor war Mannheims Oberbürgermeister der erste Redner auf der Bühne, die auf dem Marktplatz aufgebaut war. Mit einer emotionalen und phasenweise politischen Rede gedenkt Specht in seinen Worten Rouven Laur. Das Stadtoberhaupt würdigt ihn als einen engagierten und werteorientierten Polizisten, der Menschen auf Augenhöhe begegnen wollte. „Sein Anliegen war es, denen zu helfen, die seine Hilfe benötigten“, sagte Specht.
Laurs Mutter und Schwester bei Denkmal-Enthüllung in Mannheim dabei
Das Attentat habe über die Stadt hinaus Trauer und Bestürzung ausgelöst. Die sei nicht „verordnet“, sondern ehrlich gewesen, sagt Specht, der zudem eine Frau würdigt, die im vergangenen Jahr die Blumen auf dem Marktplatz gepflegt hat. „Diese Zeichen belegen, dass Rouven Laur unvergessen ist.“
Als sichtbares Zeichen dafür enthüllen Dobrindt, Strobl und Specht gemeinsam mit der Mutter und einer Schwester des getöteten Rouven Laur eine Gedenkplatte auf dem Mannheimer Marktplatz. Ein Basalt aus Schweden, in den drei silberfarbene Sterne eingelassen sind – als Erinnerung an Rouven Laurs Dienstgrad als Polizeihauptkommissar: 30 Zentimeter lang und 18,5 Zentimeter breit. Geschaffen hat sie der Ilvesheimer Steinmetz Detlef Kleineidam. Am Marktplatz-Brunnen hängt seit Samstagnachmittag außerdem eine Erinnerungstafel, die über die Ereignisse des 31. Mai 2024 informiert.
Ähnlich wie Specht äußert sich Thomas Strobl. Der CDU-Landesinnenminister bezeichnet Rouven Laur als „vorbildhaften Polizeibeamten, verlässlichen Kollegen und herzensguten Freund“, den die Polizei in Baden-Württemberg nie vergessen werde. „Er ist einer von uns und wird immer einer von uns bleiben.“ Sein Tod habe schwere Wunden in den Seelen von allen hinterlassen – auch in der Seele Mannheims.
Er ist einer von uns und wird immer einer von uns bleiben.“
Strobl stellt sich in seiner Rede deutlich hinter die Polizei. „Wer unsere Polizistinnen und Polizisten angreift, greift unseren Rechtsstaat an und damit uns alle“, sagt er. „Gewalt gegen unsere Polizei nehmen wir nicht tatenlos hin.“ Gleichzeitig bedankt sich Strobl bei den Menschen im Land. Der große Zuspruch aus der Bevölkerung für die Polizei habe viel Kraft gegeben und gebe sie noch immer. Gefühlt rückten die Bürgerinnen und Bürger ganz eng an ihre Polizei, um sie zu stützen. „Das tut gut“, so der Landesinnenminister.
Emotionaler Moment in Mannheim: Ein Brief von Familie Laur
Unterdessen kritisiert Specht, dass es in der an das Attentat folgenden Integrationsdiskussion Beiträge gab, die verletzend und herabwürdigend gewesen seien. In Mannheim, so Specht, sei diese Diskussion weniger scharf geführt worden. „In Mannheim wissen wir, dass die Frage von Gut und Böse keine Frage von Herkunft, Religion oder Hautfarbe ist.“
Die Familie von Rouven Laur meldete sich über den Oberbürgermeister ebenfalls zu Wort. Er liest einen Brief vor. An der Gedenkveranstaltung teilzunehmen, „ginge fast über unsere Kraft“ hinaus, steht darin. In dem Schreiben dankt Familie Laur für die große Anteilnahme, die sie in den vergangenen zwölf Monaten erfahren habe. „Für uns fühlt sich der Tod von Rouven wie eine mächtige Welle an, die uns immer wieder überrollt“, zitierte Specht. Die Familie wünscht sich in diesem Brief, die Überzeugungen ihres Sohns weiterzutragen: Jeder hat die Kraft, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Die Angehörigen hofften nach wie vor, dass der Tod des 29-Jährigen nicht umsonst gewesen sei. Letztlich seien es nicht die Messer, die Menschen töten, sondern die Menschen, die sich damit für Gewalt entschieden.
Alexander Dobrindt auf Mannheimer Marktplatz: „Vergelt’s Gott!“
Die Erinnerung an den „brutalen Mord“ an Rouven Laur wühle auf und mache betroffen, sagt Alexander Dobrindt nach der Gedenkveranstaltung. Deswegen sei er der Stadt Mannheim dankbar, so der Bundesinnenminister, dass die Politik am Samstag deutlich gemacht habe, dass die Polizisten und Polizisten „unsere volle Unterstützung haben. Dass ihre Sicherheit unser oberstes politisches Ziel ist“. Nur dann sei das Risiko, das sie jeden Tag in ihrem Job eingehen, gerechtfertigt. Für ihren Einsatz hätten Polizistinnen und Polizisten Respekt, Anerkennung und Wertschätzung verdient. Dobrindt selbst drückte das auf dem Mannheimer Marktplatz aus mit: „Vergelt‘s Gott!“ Die Mannheimer Gedenkveranstaltung habe noch einmal bewusst gemacht, was die Gesellschaft an der Polizei habe.
Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft hat der mittlerweile 26-jährige Sulaiman A. am 31. Mai 2024 bei dem Angriff in Mannheim sechs Menschen mit einem Messer verletzt: fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) sowie Laur. Der Polizist starb zwei Tage später an seinen schweren Verletzungen. Das Verfahren gegen den mutmaßlichen Islamisten, unter anderem wegen des Vorwurfes des Mordes und des versuchten Mordes, läuft seit Februar am Oberlandesgericht Stuttgart.
Pax Europa hatte ursprünglich eine eigene Mahnwache für diesen Samstag in Mannheim angemeldet. Die Anmeldung wurde wieder zurückgezogen.
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