Mannheim. Wie aus einem mit der Zeit ziemlich heruntergekommen Gebäude ein wahres Juwel entstanden ist, das bewies Mannheims kommunale Wohnungsbaugesellschaft GBG. „Eigentlich feiern wir nicht, wenn ein Gebäude bezugsfertig ist. Aber hier in der Lutherstraße in der Neckarstadt-West ist schon etwas Außergewöhnliches entstanden“, sagte der Geschäftsführer der GBG-Unternehmensgruppe, Karl-Heinz Frings, bei der Vorstellung des sanierten Gebäudes.
Denkmalgeschütztes Gebäude in der Lutherstraße bietet acht Wohnungen
Ganz besondere Herausforderungen hätte es bei der Sanierung gegeben, so Frings. Schon beim Kauf der Immobilie hätte sich herausgestellt, dass sie in einem sehr schlechten Zustand gewesen sei, ergänzte Projekt- und Bauleiter Arnulf Hellerschmid. Das Haus stammte aus der Gründerzeit, also aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Überall war Feuchtigkeit in die Bausubstanz eingedrungen, die Sandsteinbalkone waren nicht mehr nutzbar und der Denkmalschutz war in der Vergangenheit vernachlässigt worden.
Architekt Andreas Kaupp unterstrich, dass trotz dieser Herausforderungen innerhalb von 18 Monaten das Haus restauriert wurde und nun wieder vermietet werden könne. In dem jetzt fertiggestellten Gebäude wurden insgesamt acht Zwei-bis Dreizimmerwohnungen zwischen 35 und 63 Quadratmetern mit einer Gesamtwohnfläche von 385 Quadratmetern errichtet.
Im Erdgeschoss ist eine 78 Quadratmeter große Gewerbeeinheit entstanden. Über deren Nutzung ist aber noch nicht entschieden, weshalb die auch als Rohbau gehalten ist. Da jedes Unternehmen, das hier einziehen will, eine eigene „Corporate Identity“ verwirklichen möchte, sei der Zustand so erhalten geblieben, erklärte dazu Architekt Kaupp.
Frings sagte, dass der Mietpreis bei unter neun Euro pro Quadratmeter liegen werde. Allerdings sei die Treppe zu den Wohnungen nicht barrierefrei. Ein Aufzug hätte wegen des Denkmalschutzes nicht eingebaut werden können, gestand Frings ein. Aber die Lage des Gebäudes sei „einmalig“ freute sich auch Oberbürgermeister Christian Specht.
Wie der Bug eines Schiffes rage das Haus in Richtung Neumarkt, so der OB. „Das ist schon ein prägendes Haus, gegenüber dem Bürgerhaus gelegen.“ Schulen und Kita seien zu Fuß zu erreichen, so der OB weiter. Auch er war sich sicher: „Das würde ein Privatmann so sicher nicht bauen.“
OB Specht: Sanierung soll zur sozialen Stabilität in der Neckarstadt-West beitragen
Specht wies auf die qualitativ hochwertige Sanierung hin. „Projekte wie diese sind weit mehr als reine Bauvorhaben – sie leisten einen wichtigen Beitrag zur städtebaulichen und sozialen Stabilisierung unserer Quartiere“, sagte Specht, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der GBG ist. „Gerade in dicht besiedelten Stadtteilen helfen sanierte Altbauten, die zu fairen Mietpreisen wieder auf den Wohnungsmarkt kommen, gewachsene Strukturen zu bewahren und sicherzustellen, dass Familien und langjährige Bewohner auch künftig ihren Platz in der Nachbarschaft behalten“, erklärte Specht.
Der OB hofft, dass durch dieses Projekt vielleicht der eine oder andere Immobilienbesitzer angeregt wird, auf ähnliche Art und Weise zu sanieren. Specht führte aus, die Stadt habe daher die Neckarstadt-West als Sanierungsgebiet ausgewiesen, um die Lebensqualität für Familien zu verbessern und diese mit ihren Kindern in einem lebenswerten Stadtteil zu halten.
Rund 18 Prozent der Wohnungen im Stadtteil zählen zum Wohnungsbestand der GBG. Bei der Sanierung sei ganz behutsam vorgegangen worden, erklärte Bauleiter Hellerschmid. So mancher Balken sei durchgebrochen gewesen und hätte erneuert werden müssen. Aber einige seien dennoch erhalten geblieben. Auch Türen in den Obergeschossen seien nur abgeschliffen und neu lackiert worden. Die Fenster wurden nach Denkmalschutzauflagen erneuert und lärmmindernd verglast.
Die Treppen und Dielenböden in den Obergeschossen sind so verarbeitet worden, dass kein Lärm nach unten übertragen wird. Küchen und Bäder wurden völlig neu konstruiert. Dabei galt es allerdings zu beachten, dass in der Gründerzeit die Zimmerdurchbrüche meist in der Mitte der Wand lagen. Das wurde weitgehend berücksichtigt.
Gedämmt wurde das Haus mit einer atmungsaktiven, zehn Zentimeter dicken Innendämmung, berichtete der Bauleiter. Das habe den positiven Nebeneffekt gehabt, dass alle Leitungen dahinter „versteckt“ werden konnten. Im Erdgeschoss wurde ein Raum so gestaltet, dass Waschmaschinen und Trockner installiert werden können. Auch der Keller wurde isoliert und auf den neuesten Stand gebracht. Ein eigener Zählerkasten für moderne Elektronik und Glasfasernutzung ist in jeder Wohnung vorhanden.
Gesamtkosten der Sanierung liegen bei 2,8 Millionen Euro
An der Planung seien allein zehn Fachplaner beteiligt gewesen – und rund 30 Firmen. 120 Handwerker hätten geholfen, sagte Architekt Kaupp. Etwa 4500 Mails seien laut Kauppp verschickt worden, um eine enge Absprache und Koordination bei der Sanierung des Hauses zu erreichen.
Die Gesamtkosten der Sanierung betrugen, laut OB Specht, rund 2,8 Millionen Euro. 667 000 stammen aus dem Bund-Länderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“. Knapp 450 000 Euro hat die Stadt aus eigenen Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt. „Wir freuen uns, auch ein Stück Geschichte für kommende Generationen bewahrt zu haben“, so GBG-Geschäftsführer Frings am Ende der Vorstellung des sanierten Gebäudes.
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