Fusionspläne mit Heidelberg

Fusion mit Heidelberg - Klinikum Mannheim nimmt wichtige Hürde

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Steffen Mack
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Nach einer Fusion soll das Mannheimer Klinikum "Universitätsmedizin Heidelberg - Campus Mannheim" heißen. © Steffen Mack

Stuttgart/Mannheim. Die in der Region einhellig gewünschte Fusion des Mannheimer Klinikums mit dem in Heidelberg ist ein gutes Stück vorangekommen. Die drei Landesministerien für Wissenschaft, Gesundheit und Finanzen – zwischen denen das Projekt bisher sehr strittig war – signalisierten am Donnerstag grundsätzliche Unterstützung und einigten sich auf das weitere Vorgehen.

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Ein erster Schritt soll nun ein Verbund sein, in dem das Mannheimer Klinikum zunächst auch in der Trägerschaft der Stadt bleibt – das Land ist über die Medizinische Fakultät ebenfalls bereits beteiligt. Diese Zwischenlösung soll bis in die erste Phase des Bauprojekts „Neue Mitte“ gehen, bei dem ein Komplettneubau des Klinikumzentrums vorgesehen ist. Dann soll über einen Zusammenschluss der beiden Krankenhäuser entschieden werden, alleiniger Träger wäre dann das Land.

Chancen für ganz Baden-Württemberg

Dass das lange in Stuttgart blockierte Projekt nun vorankommt, wurde in der Region sehr begrüßt. „Es ist jetzt der Auftrag aller Akteure, die enormen ökonomischen, wissenschaftlichen und krankenversorgerischen Potenziale, die in diesem Zukunftsprojekt stecken, vollständig zu heben“, so der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). Nötig sei aber auch, die finale Version eines Zusammenschlusses deutlicher zu formulieren.

Auch die beiden Kliniken begrüßten in einer gemeinsamen Pressemitteilung den "Auftrag der Landesregierung, die detaillierten Verbundprüfungen fortzusetzen" und verwiesen auf die Chancen "für die Krankenversorgung und medizinische Forschung", die in einem Verbund der beiden Klinika liegen würden.

Der Ärztliche Direktor der Mannheimer Universitätsmedizin, Hans-Jürgen Hennes, sprach von einer positiven Grundsatzentscheidung. „Die Landesregierung hat sich heute sehr klar zu Mannheim als vollwertigem Standort universitärer Maximalversorgung in Baden-Württemberg bekannt.“ Sein Heidelberger Kollege Ingo Autenrieth wies auf die immensen Chancen hin, die sich nicht für den Rhein-Neckar-Raum, sondern für das ganz Baden-Württemberg ergäben.

Politikerinnen aus Mannheim loben Entscheidung

Zufrieden reagierte der Betriebsrat des Universitätsklinikums auf "das starke Signal der Landesregierung". Betriebsratsvorsitzender Ralf Heller schreibt: "Wichtig ist vor allem das klare Bekenntnis, dass wir Universitätsklinikum sind und dass wir dringend die neute Mitte brauchen."

Susanne Aschhoff, grüne Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Mannheim-Nord, sieht in der Entscheidung der Landesregierung einen wichtigen Schritt: "Die Forschungs- und Innovationslandschaft wird gestärkt und die Rhein-Neckar Region in Verbindung mit dem Innovationscampus Health and Life Science Alliance zu einem Leuchtturm für moderne Gesundheits- und Lebenswissenschaftsforschung.“ 

Ihre Partei- und Fraktionskollegin Elke Zimmer, die den Mannheimer Süden vertritt, hob die Bedeutung für die ganze Region hervor: "Dabei gewinnt nicht nur die Stadt Mannheim, sondern es wird ein Mehrwert für die Metropolregion Rhein-Neckar und das ganze Land erzeugt.“

Auch eine weitere Grünenpolitikerin aus Mannheim sieht in einem Zusammenschluss der Kliniken neben der gesundheitlichen auch eine große ökonomische Möglichkeit. „Der Verbund der universitätsmedizinischen Einrichtungen in Heidelberg und Mannheim kann der Startschuss sein, um zu einer globalen Schlüsselregion in der Gesundheitswirtschaft heranzuwachsen. Daher freue ich mich sehr über die Entscheidung der Landesregierung", so die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen.

Kritik kommt von der SPD und aus Heidelberg

Aus dem Mannheimer Gemeinderat äußerte sich Birgit Reinemund. Die Fraktionsvorsitzende der FDP/MfM-Fraktion sieht es als "gute Nachricht", dass jetzt offensichtlich Bewegung in die Gespräche mit dem Land komme. "Spannend bleibt, wie eine für alle akzeptable und dauerhaft tragfähige Lösung aussehen kann, die das Klinikum, die Universitätsmedizin Heidelberg/Mannheim und die Medizinregion auf eine erfolgreiche Zukunft ausrichtet.“

Für die Mannheimer SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Fulst-Blei und Boris Weirauch ist die Absage der Klinikfusion durch die grün-schwarze Landesregierung keine gute Nachricht aus Stuttgart: „Die Landesregierung verpasst eine einzigartige Chance, durch eine Fusion der beiden Kliniken in Mannheim und Heidelberg ein europäisches Kraftzentrum der Gesundheitsversorgung zu schaffen. Darüber hinaus ist immer noch keine klare Strategie zur Health-Live-Alliance zu erkennen“.

Der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner zeigt sich enttäuscht über die Entscheidung der Landesregierung  „Das ist vielzu kurz gesprungen. Es geht eben nicht nur um eine Sanierung des Mannheimer Universitätsklinikums. Es war das erklärte Ziel, die Metropolregion mit einer Life Science Alliance in die Liga der besten Medizinstandorte der Welt zu führen. Für diese Strategie ist die Fusion der beiden Universitätskliniken ein zentraler Baustein. Dadurch entstehen eine ganze andere Verbindlichkeit und eine ganz andere Schlagkraft als durch einen Verbund, bei dem jedes Haus seine eigene Leitung und seine eigenen Abläufe behält." (mit tbö)

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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