Universitätsmedizin - Bei Kundgebung endlich Klarheit über Zusammengehen mit Heidelberg gefordert / Heftige Kritik an zögerlicher Haltung vor allem von Ministerpräsident Kretschmann

Klinikum-Beschäftigte in Mannheim drängen auf Fusion mit Heidelberg

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Steffen Mack
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Protestkundgebung am Klinikum gegen die stockende Fusion mit Heidelberg. Links mit Mikrofon steht Betriebsratschef Ralf Heller. © Steffen Mack

Mannheim. Allzu viele sind es nicht, die zur sonnigen Mittagszeit am West-Eingang stehen. Vielleicht 40 Menschen, einige in weißen Kitteln als Klinikum-Mediziner zu erkennen. Die Organisatoren zeigen indes Verständnis dafür, dass nicht mehr zur Kundgebung am Donnerstag gekommen sind. Der Personalmangel im Pflegebereich sei ja bekannt, und gerade in der Pandemie könnten Krankenhaus-Beschäftigte ja nicht einfach so mal kurz rausgehen, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Zimmer. Immerhin sind einige Politiker da, wenn auch nicht alle Geladenen. Und alle Redner zeigen sich in der Sache absolut einig: Das Land, allen voran Ministerpräsident Winfried Kretschmann, müsse einer Fusion mit Heidelberg endlich zustimmen.

Nach zwei Jahren hätten die Beschäftigten, die sich die ganze Zeit über wegen Corona ihren Hintern „aufrissen“, endlich Klarheit verdient, schimpft Betriebsratschef Ralf Heller. „Das Verhalten der Landesregierung uns gegenüber ist unverschämt und unprofessionell!“ Über ihre Vertreter im Aufsichtsrat sei sie über die Situation des Klinikums längst im Bilde. Dennoch werde jetzt alles „bis auf den letzten Hosenknopf“ erneut umfassend geprüft.

Grüne im Blickpunkt

Gerne hätten die Organisatoren der Kundgebung das auch den Mannheimer Landtagsabgeordneten Elke Zimmer und Susanne Aschhoff gesagt, weil deren Grüne in Stuttgart nicht nur den Ministerpräsidenten, sondern auch alle hier maßgeblichen Minister stellen. Doch die Beiden und die ebenfalls geladene Fraktionschefin im Gemeinderat, Stefanie Heß, lassen sich von Stadtrat Chris Rihm vertreten. Der – immerhin als früherer Klinikum-Aufsichtsrat mit der Materie bestens vertraut – versichert, Zimmer und Aschhoff seien in Stuttgart „an dem Thema dran“. Selbstkritisch müssten die Grünen indes auch einräumen: Manches, das im Hintergrund laufe, könne man besser kommunizieren.

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Dann erhält der CDU-Kreisvorsitzende Christian Hötting – Fraktionschef Claudius Kranz fehlt aus Quarantäne-Gründen – als Vertreter des Junior-Koalitionspartners das Wort. Als solcher bemühe man sich, hier alles in die richtige Richtung zu bringen, so Hötting. Gefragt sei hier jedoch vor allem Kretschmann. Der Ministerpräsident müsse endlich von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch machen.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Fulst-Blei – seinen erkrankten Kollegen Boris Weirauch lässt er entschuldigen, aber Fraktionschef Thorsten Riehle ist mitgekommen – nennt als Bremser Finanzminister Danyal Bayaz („aus Schwetzingen!“) und Sozialminister Manne Lucha. Die große Befürworterin der Fusion, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, habe sich durch ihre Kandidatur als Heidelberger Oberbürgermeisterin nun in Stuttgart wohl leider aus dem Spiel genommen.

Betriebsrat Bernd Gräf warnt, die wirtschaftliche Lage des Klinikums verschlechtere sich jeden Tag weiter. Dem in Heidelberg könne die Hängepartie egal sein, es werde ja bereits voll vom Land finanziert. Dagegen sei die Stadt Mannheim als Trägerin überfordert. Wenn das so weiter gehe, werde es keine „Fusion auf Augenhöhe“ mehr geben.

Gräfs Kollege Heller warnt vor noch Schlimmerem. Man müsse dem Land detaillierteste Daten zu sämtlichen Bereichen vorlegen, die auf diese Weise auch an das Heidelberger Klinikum gingen – vor Beginn des Prozesses „einer unserer größten Wettbewerber“. Wenn die Fusion scheitern sollte, könne man sich die Folgen leicht ausmalen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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