Bildung

Für fast 3000 Mannheimer Kinder beginnt das Abenteuer Schule

Dem großen Tag haben die fast 3000 Mannheimer Abc-Schützen entgegengefiebert: Jetzt sind sie Schulkinder. Was sie erwartet, zeigt sich zum Beispiel an der Neckarauer Schillerschule. Sie ist ab sofort im Ganztagsbetrieb

Von 
Ute Bechtel-Wissenbach
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Gleichermaßen gespannt waren Eltern und Kinder am Tag der Einschulung – hier in der Schillerschule, die ab sofort im Ganztagsbetrieb ist. © Ute Bechtel-Wissenbach

Mannheim. Es herrscht helle Aufregung, viel Vorfreude und auch ein bisschen Skepsis. Der große Tag für insgesamt rund 2950 Erstklässlerinnen und Erstklässler der 34 Grundschulen Mannheims ist da. Das vierjährige Abenteuer beginnt auch für 136 Kinder an der Schillerschule in Neckarau. Sie ist nach Umbau und Erweiterung ab sofort Ganztagsschule, die jüngste unter 13 in der Stadt. Rektor Stefan Bolay begrüßt seine Abc-Schützen in der neuen Mensa, verteilt auf drei Feiern zwischen 9 und 12 Uhr – der große Raum ist jedes Mal voll.

Maya ist an dem Tag, an dem der „Ernst des Lebens“ beginnen soll, im Glück. Sie strahlt über beide Backen und erzählt von ihrem schicken Seestern-Schulranzen: „Da ist die Unterwasserwelt drauf und tolle Delfine.“ Sie freut sich jetzt schon auf das Abendessen: „Das durfte ich mir heute aussuchen, es gibt Chicken Nuggets und Pommes.“ Zur Unterstützung hat sie von Mama bis Uroma acht Familienmitglieder mitgebracht – ihr Kumpel, der in die gleiche Klasse kommt, sitzt neben ihr.

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Viele bekannte Gesichter aus dem Kindergarten sind bei Thilos großem Tag nicht am Start. Er ist aufgrund der Schulbezirksgrenzen nicht wie die anderen in der Almenhofschule gelandet. Ein bisschen Unsicherheit greift Platz, aber das wird sich alles finden, da ist sich Papa Thorsten sicher. 24 Gäste sind heute beim Essen zuhause, um Thilo gebührend zu feiern. Das Zelt steht schon.

Seyda, die Mama der Zwillingsmädchen Lavin und Arjin, berichtet: „Die Kinder freuen sich auf die Schule, sie sind immer aufgeschlossen für Neues.“ Die hübschen Schultüten dürfen zuhause geöffnet werden: „Ich habe da ein Kuscheltier, einen Wasserständer für den Farbkasten, Stifte, zwei Hefte, zwei Bälle, Schoko und zwei Lipglosses rein.“ Zuhause gibt’s dann ein selbst zubereitetes Essen für rund 20 Gäste.

Gesangsprogramm der zweiten Klassen und Schnupperstunde

Wie stets haben die Zweitklässler ein kleines Gesangsprogramm vorbereitet, bevor die Schulanfänger zur Schnupperstunde gehen und Lehrer und Klassenzimmer kennenlernen. Stefan Bolay nutzt die Pausen jeder Feier für Infos an die Eltern und eine kleine Umfrage unter den Erstklässlern, auf was man sich denn nun in der Schule freue. Lesen und Schreiben, sagen da ein paar Mutige, die sich melden. Dirk Dewald, Vorsitzender des Fördervereins, appelliert noch an die neuen Eltern, Mitglied zu werden, um neue Anschaffungen zu ermöglichen. Schließlich ziehen die Gäste in den Flur, um sich an den Leckereien, vorbereitet von den dritten Klassen, gütlich zu tun.

Sie alle sind in der glücklichen Situation, ihre Kinder in den kommenden Jahren gut versorgt zu wissen. Im Sieben-Stunden-Modell ist die Schule montags bis donnerstags zwischen 7.50 Uhr und 15 Uhr geöffnet, freitags bis 12.10 Uhr. Wer Bedarf hat, meldet sein Kind für die Randzeitbetreuung bis 17 Uhr an. Im sogenannten rhythmisierten Unterricht folgen den Lernphasen Entspannungspausen. Hausaufgaben gibt es zwar nicht mehr, aber auf Üben und Vertiefen des Stoffes ist nicht zu verzichten – es geht in dieser Phase ans konzentrierte Arbeiten.

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In der Mittagspause gehen die Kinder mit ihrer Klassenstufe in die neue Mensa. Hier sorgt ein Caterer für ein ausgewogenes Mahl, das vorbereitet ist und in der Küche fertig gekocht wird. Danach geht es noch einmal in die Lernzeit. Und dann folgen die Wahlpflichtfächer, die inhaltlich über den Bildungsplan hinausgehen. Diese Arbeitsgemeinschaften, die jedes Halbjahr wechseln, wählen die Schüler selbst aus.

Hier werden in den vier Klassenstufen ganz unterschiedliche Aktivitäten angeboten. Dazu gehören unter anderen Basteln, Handarbeiten, Theaterspiel und Entspannung, Selbstverteidigung, Musik, Leseklub, Forscherwerkstatt und eine AG mit dem rätselhaften Namen „Snow White“, auf Deutsch „Schneewittchen“. Hier erfahren Zweitklässler Näheres über Selbstwahrnehmung, Persönlichkeitsstärkung und den Einfluss von Social Media.

Das abwechslungsreiche Programm, das die Kinder einen Großteil des Tages beschäftigt, soll dazu beitragen, Bolays Wunsch Realität werden zu lassen: „Die Kinder sollen Schule nicht nur als Lern-, sondern als Lebensraum wahrnehmen.“

Insgesamt sind an der Schule 468 Kinder im Ganztagsbetrieb plus 49 Kinder ohne Deutschkenntnisse. Sie lernen eine Stunde pro Tag Deutsch als Zweitsprache, nehmen aber die übrige Zeit inklusiv am kompletten Schulleben teil – eine Herausforderung für alle Beteiligten. Hinter den Unterrichts- und Betreuungsaktivitäten steht das Team von Bolay mit rund 30 Lehrkräften, Betreuern des langjährigen Kooperationspartners Caritas sowie außerschulischen Fachkräften, auch aus der aktuellen und ehemaligen Elternschaft.

Fertigstellung von Halle und Außenanlagen bis 2026

Im vergangenen Schuljahr hatte man im Rahmen einer Kooperationsbörse um Eltern und externe Interessenten geworben, die sich in die Betreuung der Schüler im Laufe des Tages einbringen wollen – von der Mittagessenbegleitung über Unterstützung in der Lernzeit und Bibliotheksaufsicht bis zum Angebot einer Arbeitsgemeinschaft am Nachmittag. Dies soll nicht zuletzt dazu beitragen, die Schule noch mehr in den Stadtteil zu öffnen.

Der Umbau der Schule ist bis auf die Sporthalle samt Fassadenbegrünung und Bewässerungstechnik für die Bäume im Hof mit Regenwasser fertiggestellt. Die Nachrüstung einer Spitzenlastkühlung soll geprüft werden. Alle Maßnahmen sollen voraussichtlich 2026 vollständig abgeschlossen sein. Zum Sport weichen die Kinder derzeit auf das Neckarauer Volkshaus und die Lilli-Gräber-Halle in Friedrichsfeld aus.

Freie Autorin

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