Mannheim. Roboter bauen und programmieren, mathematische Geheimnisse lösen, spektakuläre archäologische Funde kennenlernen, dem Ursprung des Geldes auf die Spur kommen, chinesische Schriftzeichen verstehen lernen oder großen Philosophen nachspüren: All das und noch vieles mehr können Grundschülerinnen und Grundschüler in der Kinderakademie.
Aus der Taufe gehoben wurde sie von der Stadt Mannheim und dem Staatlichen Schulamt im Jahr 2003 – mit dem erklärten Ziel, hochbegabte Kinder zu fördern. Seitdem setzt die Akademie diesen Anspruch um – inzwischen haben Tausende von den Angeboten profitiert. Im laufenden Akademiejahr waren es nach Angaben der Stadt knapp 60 Vorschulkinder, fast 200 Grundschülerinnen und Grundschüler sowie mehr als 100 Fünft- und Sechstklässler, die durch die Kinderakademie gefördert wurden.
Seit 2016 unterstützt die Klaus Tschira Stiftung (KTS) die Einrichtung als Hauptsponsor. Aber „nach vielen Jahren der intensiven Förderung haben wir uns dazu entschieden, anderen Bildungsprojekten eine Förderung zu ermöglichen“, teilt Sprecherin Anja Heinzelmann dem „Mannheimer Morgen“ auf Anfrage mit. Wie die Stadt Mannheim ergänzt, läuft die Förderung mit dem Akademiejahr 2023/24 aus, bis zum Sommer gehe die Förderung aber „noch in gewohntem Rahmen“ weiter.
Die Eltern der Akademiekinder hatte diese Botschaft schon ein paar Wochen vorher erreicht. Und so machte sich unter ihnen die Sorge breit, ob das Angebot aufrecht erhalten werden kann. Es sei völlig unklar, wie es weitergehe, so ein betroffener Vater gegenüber dem „MM“.
Solche Sorgen versucht die Stadtverwaltung zu zerstreuen. „Nach dem Ausstieg des langjährigen Hauptsponsors sind derzeit alle Beteiligten bemüht, für die Kinderakademie in Mannheim eine Zukunftsperspektive zu entwickeln. Dafür werden verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten geprüft, so auch der Übergang in eine Hector Kinderakademie, wie es die anderen Kinderakademien im Land Baden-Württemberg sind“, teilte Stefanie Zuehlsdorff-Hottel, Sprecherin des Bildungsdezernats, auf Anfrage mit.
Zwar sei die KTS der Hauptsponsor. Aber „für einzelne Veranstaltungen oder das Rahmenprogramm gab es bisher immer wieder auch ergänzende Unterstützung durch andere Spender oder Sponsoren“. Für das nächste Akademiejahr, also bis zum Sommer 2025, könne „mit den Ersparnissen und durch die unveränderte Unterstützung der Stadt Mannheim und des Staatlichen Schulamtes“ die Arbeit „wie bisher fortgeführt werden“.
Unverändert stelle zum Beispiel das Land „der Kinderakademie Lehrerwochenstunden für die Geschäftsführung sowie zur Umsetzung der wöchentlichen Angebote zur Verfügung“. Und die Stadt unterstütze die Einrichtung „daneben personell in der Geschäftsstelle sowie im Kurs- und Teilnehmenden-Management“. Es sei also „ausreichend Zeit, gemeinsam die weitere Zukunftsperspektive zu planen“, betont Zuehlsdorff-Hottel. Anja Heinzelmann von der KTS ergänzt, dass man „die Projektverantwortlichen bei der Suche nach neuen Partnern unterstützt“ habe.
Eltern sind skeptisch, Stadt zuversichtlich
Muss das Konzept nach dem Ausscheiden des Hauptsponsors inhaltlich abgespeckt werden, wollte der „MM“ von der Stadt wissen. Zuehlsdorff-Hottel geht davon nicht aus: „Wir sind zuversichtlich, dass sich eine gute Lösung für alle Beteiligten finden lässt.“ Einige Eltern sind allerdings nicht davon überzeugt, dass das so einfach wird. Sie befürchten, dass Angebote zum Beispiel für den Kindergartenbereich oder die fünften und sechsten Klassen wegfallen könnten.
Örtlich konzentrieren sich die Kurse, Arbeitsgemeinschaften und Seminare der Kinderakademie derzeit auf die Gerhart-Hauptmann- (GHS) und die Johann-Peter-Hebel-Grundschule in Rheinau-Süd und in Neuostheim. Darüber hinaus finden Angebote auch an anderen Schulen, in Museen, Theatern, Parks und weiteren Örtlichkeiten statt. Auch Exkursionen gehören zum Programm, beispielsweise zum Römerkastell Saalburg. Die kostenfreien Angebote umfassen den geisteswissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Bereich.
Eltern können ihre Kinder nicht direkt anmelden. Vorschulkinder werden von Erziehern nominiert, Kooperationspartner sind dabei rund 30 Betreuungseinrichtungen. In den Grundschulen melden Lehrkräfte der ersten Klassen der Akademie-Geschäftsführung nach Absprache mit den Eltern Kinder, die ihrer Ansicht nach begabt sein könnten. Diese werden dann von Experten der Akademie getestet – zum Beispiel hinsichtlich des Sprachvermögens oder der „visuell-räumlichen Verarbeitungsfähigkeit“.
Einmal im Jahr gibt es eine Abschlussveranstaltung, bei der die Kurse ihre Aktivitäten des laufenden Jahres vorstellen. Sie fand Mitte Mai in der GHS statt. Neben mehreren Infoständen sorgten Mitmachangebote, Ausstellungen und Aufführungen für viel Abwechslung.
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