Universitätsmedizin

Freude in Mannheim und Heidelberg über neues Helmholtz-Institut

Im Mannheimer Klinikum wird erstmals ein Bundesforschungsinstitut angesiedelt, ein neues Helmholtz-Institut. Es soll sich Erkrankungen im Bereich Herz und Blutgefäße widmen. Eine Außenstelle geht nach Heidelberg

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Steffen Mack
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So soll das neue Institut in der Röntgenstraße aussehen, wenn alles fertig ist – wohl 2030/31. © HASCHER JEHLE Architektur /loomn architekturkommunikation/UMM/Unikliikum HD

Mannheim. In seinem Inneren hat jeder Mensch ein ebenso weit verzweigtes wie engmaschiges Netz aus Blutgefäßen. Nacheinander aufgereiht, würde sich eine Gesamtlänge von ungefähr 150 000 Kilometern ergeben. Jede noch so entlegene Stelle des Körpers wird damit erreicht. Das kann über die Gefäße auch gegenseitige Abhängigkeiten bedeuten. Dann hat etwa bei einer vermeintlichen Herzerkrankung „ein anderes Organ den Salat“, wie es Sergij Goerdt dem medizinischen Laien schön erklärt. Der Dekan der Mannheimer Universitätsmedizin hat aus besonderem Anlass diese Redaktion zu sich geladen: Am Klinikum wird nun erstmals ein Bundesforschungsinstitut angesiedelt, ein Helmholtz-Institut. Von denen gibt es bislang in ganz Deutschland erst 13.

Sergij Goerdt, Dekan der Mannheimer Universitätsmedizin © privat

Die Leitung übernimmt der Mannheimer Gefäßforscher Hellmut Augustin, jetzt aus den USA per Video zugeschaltet. Er macht darauf aufmerksam, wie gefährlich Störungen zwischen Herz und Blutgefäßen sind: Die sogenannten kardiovaskulären Erkrankungen verursachten, direkt oder indirekt, zwei Drittel der Todesfälle.

Stimmen zur Ansiedlung des Instituts

  • Oberbürgermeister Peter Kurz: „Dass das neue Helmholtz-Institut für translationale AngioCardioScience (HI-TAC) mit Schwerpunkt in Mannheim entstehen wird, unterstreicht die wissenschaftliche Exzellenz, die in Mannheim entstanden ist.“
  • Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft: „Das geballte Wissen beider Partner in der Gefäßforschung sowie der Systembiologie wird helfen, vaskulären Krankheiten effektiv vorzubeugen, sie zu diagnostizieren und den Verlauf mit passgenauen Therapien zu stoppen.“
  • Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg: „Das HI-TAC ist an unsere beiden großen Universitätskliniken angebunden und wird eine enge Forschungsallianz zwischen Berlin, Heidelberg und Mannheim schmieden.“
  • Wissenschaftsministerin Petra Olschowski: „In diesem einzigartigen Umfeld werden sich das HI-TAC und die Vernetzung mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Max Delbrück Center hervorragend entwickeln und die Wissenschaftsstandorte Berlin und Heidelberg/Mannheim weiter stärken.“ 

Zur besseren Erforschung und damit Bekämpfung dieser Krankheiten wird nun in Mannheim und in Heidelberg das „Helmholtz-Institut für translationale AngioCardioScience“ gegründet. Angesichts des Namens dürfe die etwas weniger sperrige Abkürzung HI-TAC (ausgesprochen ähnlich wie „High Tech“) gute Chancen haben, sich in der Öffentlichkeit durchzusetzen.

Der Mannheimer Gefäßforscher Hellmut Augustin. © privat

Gründer sind das Berliner Max Delbrück Center sowie die Universität Heidelberg. Die Einrichtung soll rund 70 Millionen Euro kosten. Die übernehmen - ebenso wie das jährliche Budget von 5,5 Millionen Euro - Bund und Land. In Mannheim wird für das HI-TAK auf dem Klinikumgelände direkt neben der Röntgenstraße ein sechsstöckiges Gebäude gebaut. Baugebinn ist laut Goerdt allerdings wohl erst 2028. Mit der Fertigstellung ist nicht vor 2030 zu rechnen. Damit das Institut so bald wie möglich loslegen kann, werden nun zur Überbrückung Räume auf dem gegenüberliegenden Medizintechnologie-Campus angemietet.

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Eine kleinere HI-TAK-Einheit ist in Heidelberg im Neuenheimer Feld geplant. Die Leitung übernimmt Kardiologe Johannes Backs, beim Gespräch mit dem „MM“ ebenfalls per Video zugeschaltet. Das Größenverhältnis beider Standorte wird von den Professoren aus Mannheimer Sicht mit 75 zu 25 beschrieben. Das dürfte dann auch für die insgesamt 120 Mitarbeiter gelten. Vorgesehen sind allerdings flexible, also mobile Arbeitsplätze.

Land gibt viel Geld

Augustin und Backs weisen auch stolz daraufhin, dass ihre Bewerbung für ein Helmholtz-Institut durch intensive Kontakte zwischen Mannheim und Heidelberg schon 2018 vorbereitet wurde. Da war der mittlerweile angestrebte Zusammenschluss der beiden Universitätsklinika noch kein Thema. Allerdings dürfte der sich nun anbahnende Verbund nach Meinung von Goerdt auch nicht geschadet haben.

Kardiologe Johannes Backs. © privat

So hat das baden-württembergische Kabinett als Anschubfinanzierung bis 2028, wenn die Bundesmittel für Helmholtz-Institute dann in voller Höhe fließen sollen, schon mal 70,8 Millionen Euro bereitgestellt. Ganz so großzügig kannte man die grün-schwarze Koalition in Stuttgart in der Vergangenheit nicht immer, wenn es um die Zukunft des Mannheimer Klinikums ging. Entsprechend erfreut und dankbar zeigt sich auch Oberbürgermeister Peter Kurz am Montag in einer städtischen Mitteilung zum Helmholtz-Institut.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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