Mannheim. Die Kritik kam vor allem von denjenigen, die keinen Internetzugang haben und sich ihr Freibad-Ticket nicht online buchen können. Sie müssen an die Kasse des Eissportzentrums in der Neckarstadt fahren und sich dort eine Eintrittskarte holen. „Irrsinn des Sommers“, hieß es dazu in einer Zuschrift an den „MM“. Wer in Sandhofen oder Rheinau ins Freibad wolle, müsse erst in die Neckarstadt. Doch damit wird bald Schluss sein. Die Stadt hat angekündigt, ihr System für den analogen Ticketverkauf zu ändern.
Ab Montag, 21. Juni, soll es demnach in jedem Freibad mindestens einmal die Woche einen analogen Vorverkauf für Tickets geben, einen sogenannten Barverkauf. Das erklärte der zuständige Fachbereichsleiter Uwe Kaliske im Sportausschuss des Gemeinderats. Im Herzogenriedbad wird das montags und freitags jeweils von 7.30 Uhr bis 10.30 Uhr sein, im Carl-Benz-Bad in der Gartenstadt donnerstags von 9 bis 10.30 Uhr, im Freibad Sandhofen dienstags von 9 bis 10.30 Uhr und im Parkschwimmbad Rheinau mittwochs ebenfalls von 9 bis 10.30 Uhr. Den Kassenbetrieb einzurichten dauere noch ein paar Tage, sagte Kaliske. Bis dahin müssen „analoge Käufer“ weiterhin ins Eissportzentrum in der Neckarstadt, wo es montags, mittwochs und freitags von jeweils 7 bis 9 Uhr Karten gibt. Natürlich besteht wie bisher die Möglichkeit, online unter www.schwimmen-mannheim.de Karten zu kaufen.
Eine zweite Änderung wird ab sofort wirksam. Beim Online-Verkauf wie auch beim Barverkauf kann man statt für vier künftig nun für sieben Tage im Voraus Karten erwerben. „So muss man nur noch einmal zum Vorverkauf, wenn man Tickets für eine Woche holen will“, erklärte der Fachbereichsleiter. Für den Aufenthalt in den Freibädern gibt es drei Zeitfenster: 8 bis 10.30 Uhr, 10.30 bis 18 Uhr und 18 bis 20 Uhr, wobei es das frühe Fenster nicht an allen Tagen möglich ist.
„98 Prozent gelöst“
Kaliske betonte im Ausschuss, dass die Verwaltung wegen der Pandemie die Daten der Besucher erfassen müsse – und dass sie das anders als 2020 in diesem Jahr nicht mehr auf Papierbögen machen wollte, die an der Freibadkasse auszufüllen sind. Denn dabei sei es zu Schlangen und Verzögerungen gekommen. „Im vergangenen Jahr wurden 165 000 Blätter ausgefüllt, allein die datenschutzkonforme Entsorgung dieser Blätter hat uns 1200 Euro gekostet.“ Deshalb wollte man jetzt die digitale Lösung. Der Barverkauf sei dabei eine Hilfe „für die nicht PC-affinen“ – städtische Mitarbeiter erfassten deren Daten und händigten ihnen dann die ausgedruckten Tickets aus.
Kaliske berichtete den Stadträten von einer „Flut“ von Protesten in den vergangenen Tagen. Häufig ging es dabei um Kritik an der eingeschränkten Möglichkeiten, ohne Internet ins Freibad zu kommen. Auch den „MM“ hatten dazu mehrere Beschwerden erreicht. Der Fachbereichsleiter erklärte, man habe sich ursprünglich für die Vorverkaufsstelle im Eissportzentrum entschieden, um Schlangen beim Eintritt in die Bäder von Schlangen beim Barverkauf voneinander zu trennen. Mit der jetzt gefundenen Lösung könne man aber „98 Prozent der Kritikpunkte lösen“. Unmut hatte es bei „MM“-Lesern allerdings auch über lange Schlangen im Eissportzentrum sowie an den frühen Vorverkaufszeiten von 7 bis 9 Uhr gegeben. Diese Zeiten seien unmöglich für Menschen, die arbeiteten. Kaliske sagte dazu, man gehe davon aus, dass eher Senioren die Barverkauf-Variante wählten. Deshalb halte er die Zeiten für in Ordnung. Er berichtete auch von einer Zuschrift, in der sich eine Person über die zu frühen Vorverkaufszeiten beklagte – und gleichzeitig kritisierte, dass das Frühschwimmen um 8 Uhr zu selten angeboten werde.
Hier gibt’s Tickets
- Wer in eines der vier Mannheimer Freibäder möchte, kann sich unter www.schwimmen-mannheim.de bis zu sieben Tage im Voraus ein Ticket für eines der Zeitfenster buchen. Bezahlt wird per Giropay, Paydirekt, Kreditkarte (VISA/MasterCard) oder PayPal.
- Wer keinen digitalen Zugang hat, muss derzeit noch an die Kasse des Eissportzentrums im Herzogenried (Käthe-Kollwitz-Straße 23) gehen. Geöffnet ist dort montags, mittwochs und freitags von 7 bis 9 Uhr. Hier buchen sozusagen städtische Mitarbeiter für die Betroffenen ein E-Ticket mit QR-Code und drucken es aus. Barzahlung ist möglich.
Für Ärger sorgt bei Freibad-Nutzern auch, dass die Stadt lediglich bei den Online-Buchungen Rabatte gewährt. Dort können Kunden verschiedene Geldwertkarten erwerben, die bis zu 20 Prozent Ermäßigung auf den Einkaufspreis gewähren (mehr unter bit.ly/2SqCIIV). Hier sieht Kaliske nach eigenen Angaben derzeit allerdings keine Lösung für eine gerechtere Gestaltung. Denn die Geldwertkarte sei an Benutzerkonto mit Passwort gebunden. Der reguläre Eintritt ins Freibad kostet 3,50 Euro, Ermäßigte sowie Nutzer des frühen oder späten Zeitfensters zahlen zwei Euro.
Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) war nach eigenen Angaben „überrascht von der Heftigkeit der Kritik“. Er bat aber auch um Verständnis. Wegen der Pandemie befinde man sich „in einer Ausnahmesituation, in der wir es nie allen recht machen können“.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Freibad für alle!