Mannheim. Der ganz große Teil der Mannheimerinnen und Mannheimer, die ins Freibad gehen, bucht sich laut Rathaus die Eintrittskarte im Internet. Das ist ein relativ einfaches Prozedere, und mit der kürzlich weggefallenen Testpflicht ist der Schwimmbad-Besuch für Corona-Zeiten damit auch vergleichsweise unkompliziert. Schwieriger ist die Sache dagegen für diejenigen, die keinen Internetzugang haben oder mit dem Digitalen nicht so gut zurechtkommen. Für die war der Freibad-Besuch zuletzt deutlich aufwendiger. Es ist gut, dass die Stadt da jetzt nachbessert. Gerade auch im Sinne der Teilhabe von möglichst vielen an gesellschaftlichen Angeboten.
Als „Irrsinn des Sommers“ hatte ein „MM“-Leser die Regelung für den analogen Ticketverkauf in Mannheim bezeichnet. Jemand, der in Sandhofen ins Freibad wolle, müsse zum Vorverkauf in die Neckarstadt fahren, um sich ein Ticket zu holen. Mit dieser Kritik hat er in der Sache recht – auch wenn man der Stadt zugutehalten muss, dass sie ein hehres Ziel im Auge hatte. Sie wollte mögliche Schlangen beim Kartenvorverkauf und beim Freibad-Zugang räumlich voneinander trennen. Die jetzige Regelung ist deutlich besser. Wer sich ein Ticket auf analogem Weg kaufen will, kann das mindestens einmal die Woche direkt in einem der vier Bäder tun und sich dann auch gleich für eine ganze Woche eindecken. So flexibel wie ein Online-Besteller ist er damit zwar immer noch nicht. Aber anderseits: Wer zum Beispiel „analog“ an den Heddesheimer Badesee will, hat ohne Jahreskarte überhaupt keine Chance.
Das Team um Rathaus-Fachbereichsleiter Uwe Kaliske jedenfalls reagiert beim Thema Freibäder schnell auf die Bürger. Das ist löblich. Auch vergangenes Jahr hatte die Verwaltung nach Kritik die Zeitfenster für den Freibad-Besuch rasch verändert. Trotz der jetzt geplanten Neustrukturierung muss die Stadt weiter beobachten, ob das für die nicht-digitalen Mannheimer so passt. Gleichzeitig sollten die aber auch prüfen, ob sich vielleicht nicht doch Möglichkeiten finden, das Online-Portal zu nutzen, etwa mit Hilfe von Kindern oder Enkeln. Sich mit der digitalen Welt auseinanderzusetzen eröffnet neue Möglichkeiten, nicht nur wenn man schwimmen will.
Trotz vieler Erfolge im Kampf gegen Corona ist unser Alltag leider noch nicht so einfach wie vor der Pandemie. Aber wir sollten froh darüber sein, dass in diesen Tagen wieder Dinge möglich sind, die noch vor Wochen undenkbar schienen – wie ein Besuch im Freibad. Genießen wir es, das Wetter ist schön.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Freibad für alle!