Mannheim. Zuerst registrieren, anmelden und dann einsteigen – ab nächstem Jahr könnten neue Regeln für das Frauennachttaxi in Mannheim gelten. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, die am Dienstag im Hauptausschuss des Gemeinderats auf der Tagesordnung steht. Was darin neu ist: Frauen und Mädchen sollen ab 2022 die vergünstigte Taxifahrt in der Nacht nur noch zwölf Mal im Jahr nutzen können und müssen sich vorab dafür beim Bürgerportal der Stadt Mannheim registrieren.
So beliebt ist das Angebot seit der Einführung 2019
- Am 1. September 2019 in Mannheim eingeführt, kann das Frauennachttaxi von allen Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die ohne männliche Begleitung über 14 Jahre unterwegs sind, genutzt werden. Das Taxi fährt ganzjährig von abends 22 bis 6 Uhr morgens und kann per Telefon bestellt oder auf der Straße herangewunken werden. Die Fahrzeuge sind durch Aufkleber „Ich bin ein Frauennachttaxi“ erkennbar.
- Bereits 2019 wurde das Angebot laut Stadt für 12 951 Fahrten in Anspruch genommen.
- Auch die pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens 2020 haben nur kurzfristig, nämlich im April, Mai sowie im November und Dezember, zur Senkung der Nutzungszahlen beigetragen. Laut Stadt haben deshalb die bewilligten 175 000 Euro nicht ausgereicht.
- Insgesamt seien im vergangenen Jahr 42 896 Fahrten mit dem Frauennachttaxi verzeichnet wurden, es entstanden Kosten in Höhe von mehr als 288 000 Euro.
- Im Jahr 2021 wurden bis Mitte Juni trotz des Lockdowns bereits mehr als 11 000 Fahrten absolviert – mit steigender Tendenz in den vergangenen Wochen.
Grund für die Anpassung ist die große Beliebtheit des Frauennachttaxis, das auch während der Pandemie oft gerufen wurde. Laut Beschlussvorlage wurde das Frauennachttaxi nämlich auch „während des Lockdowns häufig genutzt, so dass das im Jahr 2020 bewilligte Budget in Höhe von 175 000 Euro nicht ausreichend war“.
Preis bleibt gleich
Auch im Jahr 2021 hätten sich die Nutzungszahlen trotz der Ausgangsbeschränkungen auf relativ hohem Niveau bewegt. Bis Mitte Juni 2021 melden die Taxiunternehmen bereits 11 000 Fahrten, Tendenz steigend. Schon jetzt rechnet die Stadt damit, dass bald noch mehr Frauen und Mädchen das Angebot nutzen werden, gerade wenn mit weiteren Lockerungen auch das öffentliche Leben wieder stattfindet. Deshalb geht die Stadt davon aus, dass die Nutzerzahl „mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund des Bekanntheitsgrades des Frauennachttaxis“ sogar die Anzahl der Fahrten vor der Pandemie übersteigen wird. Gleich bleibt aber der bereits im August 2020 angepasste Preis: Pro Fahrt gibt es einen Rabatt von sechs Euro. Die beteiligten Taxiunternehmen übernehmen davon einen Euro, die Stadt gibt fünf Euro dazu.
Wer also in Zukunft ein Frauennachttaxi rufen möchte, muss nach den Plänen der Stadtverwaltung folgende Anmeldung durchlaufen: Die Nutzerin registriert sich über das Bürgerportal per Online-Formular. Dabei müssen Name, Anschrift und Geburtsdatum angegeben und der Personalausweis hochgeladen werden. Die Daten werden dann mit dem Einwohnermeldeamt abgeglichen, um Missbrauch zu verhindern und eine sichere Identifikation zu gewährleisten. Per Mail wird die Nutzerin über das Kontingent von zwölf Fahrten pro Jahr informiert und kann die Fahrten in Vierer-Paketen abrufen.
Ob sich auch Frauen und Mädchen registrieren können, die nicht in Mannheim wohnen? Nachgefragt bei der Stadtverwaltung heißt es dazu klar: Ja, das Angebot bleibt weiterhin offen für alle. Ab 1. Januar 2022 sollen sich Nutzerinnen so für Fahrten registrieren können, erklärt Stadtsprecherin Monika Enzenbach.
Wie aber soll die Fahrt denn nun im Taxi abgerechnet werden? Auch darüber gibt die Beschlussvorlage Auskunft: Bei der ersten Fahrt wird per Software ein Nutzerkonto fürs Frauennachttaxi samt Kundennummer erstellt und eine Bestätigungsmail an die Kundin versendet. Über einen Link gelangt die Nutzerin dann auf die mobile Webseite der Frauennachttaxiseite, wo sie sich einmalig anmelden muss und so das Konto freischaltet. Dort werden dann immer vier Fahrten auf einen Schlag zur Verfügung gestellt.
Registrieren und Freischalten
Pro Fahrt wird eine Referenznummer ausgespielt, die die Frauen dann den Taxifahrenden nennen müssen. Die geben die Nummer wiederum in ihr eigenes System ein, um alles abzugleichen. Erst wenn der Vorgang bestätigt wird, kann die Fahrt beginnen und abgerechnet werden. Sind alle zwölf Fahrten aufgebraucht, soll per automatischer Kontingentverwaltung das Konto gesperrt werden.
Für diejenigen, die weder digitale Ausstattung noch ein Smartphone besitzen, „wird eine alternative Möglichkeit geschaffen“, heißt es in der Vorlage. Wie diese aussehen soll, „dass wird erst nach dem Beschluss im Gemeinderat im Detail ausgearbeitet“, erklärt Stadtsprecherin Enzenbach auf Anfrage.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Heimweg Frauennachttaxi in Mannheim: Neue Regeln machen Weiterfahrt unsicher