Heimweg Komplizierte Weiterfahrt

Lisa Wazulin über das Mannheimer Frauennachttaxi

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Lisa Uhlmann
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Niederschwellig, spontan und für alle Generationen nutzbar – das war der Anspruch, den das Frauennachttaxi beim Start hatte. Die Idee damals: Jede, egal ob 14 oder 80, sollte sich auch nachts sicher fühlen in Mannheim – und sicher wieder zu Hause ankommen. Die Verantwortlichen hatten damals viel Wert darauf gelegt, das Angebot für alle so niederschwellig wie möglich zu machen: Also einfach anrufen, einsteigen und bezahlen. Wie gut ihnen das gelungen ist, zeigt die Beliebtheit des Frauennachttaxis. Schade nur, dass dem Angebot ausgerechnet sein Erfolg und die starke Nachfrage nun zum Verhängnis werden könnten. Denn es ist klar: Die sichere Fahrt kostet die Stadt viel Geld. Auch deshalb wurden der Rabatt und der Zuschuss pro Fahrt schon 2020 gekürzt.

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Ob die nun geplanten weiteren Einsparungen aber an der richtigen Stelle ansetzen, ist fraglich. Denn das Kontingent auf zwölf Fahrten zu beschränken, könnte gefährlich werden. Für diejenigen, die nicht nur einmal im Monat das Frauennachttaxi nutzen. Was passiert, wenn ihre Fahrten aufgebraucht sind und das Konto gesperrt ist, sie aber ausgerechnet dann Hilfe brauchen? Weil sie schnell aus einer Gefahrensituation flüchten wollen – und das Geld nicht reicht? Damit würden die neuen Regeln genau das einschränken, was das Frauennachttaxi ursprünglich beflügeln wollte: Frauen die Freiheit zu geben, auch ohne dicken Geldbeutel am Nachtleben teilzunehmen, ohne auf dem Heimweg Angst haben zu müssen.

Zudem hat uns die Pandemie gelehrt: Viele Seniorinnen sind nicht digital, haben keine eigene E-Mail-Adresse. Die war aber nötig, um online etwa einen Impftermin zu buchen. Manchen ist das nur mit Hilfe gelungen. Ähnlich könnte es ihnen nun auch mit der Registrierung beim Bürgerportal und der Freischaltung fürs Fahrten-Konto ergehen.

Gut also, dass die Verantwortlichen auch eine Alternative für solche Nutzerinnen schaffen wollen. Die könnte auch eine weitere Chance bieten, die Anzahl der Nutzerinnen und die damit verbundenen Kosten zu senken. Ein gutes Beispiel dafür ist Heidelberg: Hier müssen Frauennachttaxi-Gäste vorab Fahrtgutscheine direkt beim Bürgeramt abholen. Das lässt sich sicher auch für Mannheim einrichten, mit analogen und digitalen Fahrscheinen. Die Hürde, persönlich vorbeizukommen, würde sicherlich zum einen abschrecken, Nutzerzahlen senken und vielleicht so die Fahrtbeschränkung unnötig machen. Und zum anderen eine sichere statt komplizierte Weiterfahrt garantieren.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.